Embedded Financial Services: Das sind die Champions der Gegenwart

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Embedded Financial Services (EFS) haben das Potenzial, die Finanzwelt nachhaltig zu verändern. Was das Phänomen ausmacht und warum es unseren Umgang mit Finanzdienstleistungen nachhaltig verändern wird, habe ich in meiner vorherigen Kolumne dargelegt. Aber die Theorie ist immer nur der erste Schritt, deutlich interessanter ist die Praxis.

Längst gibt es eine ganze Reihe von praktischen Anwendungsbeispielen, die zeigen wohin die Reise gehen könnte. Einige davon möchte ich hier vorstellen.

Mit Embedded Payments sind alle schon in Kontakt gekommen

Embedded Payments sind wahrscheinlich die Embedded-Finance-Lösungen, mit denen die meisten Menschen schon einmal in Kontakt gekommen sind. Es handelt sich hier um White Label Bezahlmethoden Infrastruktur, die in eine App oder in einen Onlineshop integriert werden kann.

Dabei ist es zunächst wichtig, zu definieren, welche Anbieter nicht unter den Begriff fallen. Unternehmen wie Apple Pay, Klarna oder Paypal zählen meiner Meinung nach nicht dazu. Sie sind Bezahloptionen mit eigener Marke wie auch Visa oder American Express.

Stattdessen bedeutet es, dass etwa ein Unternehmen mithilfe eines White Label Anbieters in seinem eigenen Namen seinen Kunden direkt eine Bezahllösung oder auch einzelne Bezahlmethoden anbietet.

Ride-Hailing-Anbieter haben Trend früh erkannt

Sehr früh waren in diesem Bereich zum Beispiel die Ride-Hailing-Anbieter Uber und Lyft unterwegs. Sie ermöglichen es ihren Kunden, nahtlos in der App zu bezahlen. Es braucht kein Bargeldgefummel, kein Eintippen von Kreditkartennummern oder Paypal-Passwörtern.

Mit dem von mir 2009 gegründeten Fintech Ratepay oder auch Arvato Afterpay gibt es Anbieter, die dies auch für BNPL  (BuyNowPayLater) tun. Der Vorteil für Unternehmen ist klar: Der Kunde bleibt immer ihr Kunde.

Einen Schritt weiter gehen Unternehmen wie der Großhändler Metro. Seit Januar hat die Metro FS Karte im Angebot, die die Düsseldorfer gemeinsam mit Mastercard entwickelt haben. Kunden bekommen mit dieser Karte Cashbacks, wenn sie mit ihr in der Metrofiliale bezahlen. Außerdem können sie Ratenzahlung für ihre Einkäufe nutzen – ohne, dass dabei ein Drittanbieter zwischengeschaltet wird. Hier zeigt sich, über welchen Hebel sich mit Embedded-Payment-Lösungen der eigene Umsatz steigern lässt.

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Embedded Lending kommt gerade in Deutschland an

Embedded Lending ist gerade dabei in Deutschland anzukommen. Seit Kurzem bietet das Payment Unternehmen Payone seinen Kunden auch integrierte online Händlerfinanzierungen an. Durch einen so einfachen und bequemen Zugang zu Liquidität löst Payone damit eine der  größten Herausforderungen von jungen und wachsenden Unternehmen. Ermöglicht wird das durch die Integration der White-Label Lending Lösung von Banxware.

Embedded Investments

Theoretisch lassen sich auch Investments, etwa in Aktien, ohne weiteres in das eigene Angebot integrieren. Die Idee dabei ist einfach: Wer im Onlineshop einkauft oder Produkte nutzt, bekommt eine kleine Summe automatisch investiert, zum Beispiel in einen Fonds. Bisher sind vor allem Start-ups in diesem Bereich unterwegs. Sie bieten zum Beispiel Kredit- oder Debitkarten an, die jeden Einkauf aufrunden und die überschüssige Summe in ein vorher ausgewähltes Portfolio investieren.

Vorreiter hierbei sind Unternehmen wie Acorns, Grifin oder Stash. In Deutschland bietet Vantik dafür eine Karte an, die Nutzer mit jedem Kauf in ETFs investieren lassen. Der erhoffte Nutzen: Wenn Kunden mit jedem Kauf anlegen, greifen sie eher zum Angebot der Acorns und Vantiks dieser Welt, als zur klassischen Bankkarte.

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Embedded Insurance

Die Anwendungsfälle für Embedded Insurance sind klar. Jeder Kauf und jeder Vertrag, den jemand abschließt und den er absichern möchte, ist ein Ansatzpunkt, um ihm direkt eine Versicherung mitanzubieten. Ähnlich wie bei den Themen Payment und Lending geht es hier vor allem darum, bestehende Angebote als White-Label-Lösung zu integrieren. Ganz neu ist auch dieses Modell nicht. Wer etwa einen teuren Fernseher oder Computer kauft, bekommt schon heute oft eine Versicherung oder Garantieerweiterung mitangeboten. In der Regel aber eben nicht vom Verkäufer selbst, sondern von einem Partner.

Mit Embedded Insurance wird sich das ändern. Firmen können das Angebot machen, ohne eine Versicherung an ihrer Seite zu haben. Vorreiter ist hier der stets umtriebige Elon Musk, dessen Autobauer Tesla seit einiger Zeit eigene, passgenaue Versicherungen für die eigenen Fahrzeuge anbietet. Auch bei Airbnb gibt es seit langem schon integrierte Versicherungsangebote, mit denen sich Vermieter auf der Plattform gegen Unfälle in ihrem Haus oder ihrer Wohnung absichern können. Langfristig kann es Unternehmen so gelingen, sich von traditionellen Versicherern zu emanzipieren. Auch hier können sie wieder ihre eigene Datenhoheit ausspielen, denn oft lässt sich recht genau prognostizieren, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Nutzer die Versicherung am Ende auch in Anspruch nehmen wird.

Das Komplettpaket erlaubt alles aus einer Hand anzubieten

Zu guter Letzt möchte ich noch auf ein Unternehmen zu sprechen kommen, dass Embedded Financial Services bereits sehr umfassend in sein Angebot integriert: der kanadische Onlineshop-Dienstleister Shopify.

Die Plattform bietet zum einen ein eigenes Payment-System an, das sogenannte Shop Pay, das nach eigener Aussage die Checkout-Quote erhöhen soll, indem es auf das sonstige Angebot des Unternehmens abgestimmt ist. Dazu kommt Shopify Balance, über das Kunden ein eigenes Geschäftskonto mit eigener Kreditkarte aufsetzen können. Und mit Shopify Capital bietet die Firma noch Embedded-Lending-Optionen an – alles aus einer Hand.

An diesem Beispiel zeigt sich: Embedded Financial Services ermöglicht es Unternehmen, sämtliche Finanzdienstleistungen, mit denen sie bisher nur peripher zu tun hatten, selbst in die Hand zu nehmen. Essenziell ist dabei natürlich, dass die Abläufe am Ende reibungsloser sein müssen als beim Umgang mit traditionellen Anbietern. Angesichts intimer Kenntnis des eigenen Kundenprofils ist diese Chance allerdings gut nutzbar.

Soweit zum Ist-Zustand, aber wie geht es mit EFS weiter? In meiner nächsten Kolumne folgt ein Ausblick auf die kommenden Jahre und die nächsten Schritte, die auf den Sektor zukommen.

Autor

  • Miriam Wohlfarth ist Unternehmerin, Aufsichtsrätin und Beirätin. 2009 hat sie das Payment Unternehmen Ratepay gegründet und war dort bis zum Okt 2021 Geschäftsführerin. 2020 hat sie das Fintech Banxware mitgegründet und ist dort Co-CEO und GF. Seit 2016 ist Miriam Gesellschafterin bei Payment & Banking. Sie ist außerdem Aufsichtsrätin bei Daimler Mobility AG, Freenet AG und talentsconnect AG. Weiterhin engagiert sie sich ehrenamtlich als Mitglied im Digital Finance Forum de Bundesfinanzministeriums, als Gesellschafterin bei Startup Teens e.V., als Beirätin der Programmierschule School 42 und im Kuratoriums Vorsitz des Bundesverband Deutsche Startups.

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