Alexander von Balduin kommt vom Handelsgroßkonzern Schwarz und soll die durchgeschüttelte Payment-Sparte des Dienstleisters wieder auf Kurs bringen. Was er mitbringt – und wo die Probleme liegen.
Die Geschäftsführung der DSV-Gruppe ist wieder komplett. Ab dem 1. Januar wird Alexander von Balduin in der Führung der Stuttgarter Firma den Bereich Payments verantworten. Das teilte der Sparkassenverlag (DSV) am Montag mit – und überraschte damit viele in der Branche. Von Balduin ist aktuell noch der Payment-Verantwortliche beim deutschen Handelskonzern Schwarz (u.a. Lidl, Kaufland). Er bildet zukünftig mit dem Vorsitzenden Michael Stollarz und Stefan Roesler (hier im Payment & Banking Interview) die Führung des Dienstleisters.
Roesler, bisher einfaches Mitglied der Geschäftsführung, wurde außerdem zum stellvertretenden Vorsitzenden befördert. Freigeworden war der Posten durch den Abgang von Sven Korschinowski. Der langjährige KPMG-Partner hatte die Geschäftsführung Ende 2024 nach etwas mehr als einem Jahr verlassen. Dies geschah auf eigenen Wunsch, wie es vonseiten des DSV hieß.
Payone sorgte für Negativschlagzeilen: DSV ist an der Firma beteiligt
Die Neuaufstellung der Führungsetage bei der DSV-Gruppe erfolgt in unruhigen Zeiten für die Firma. Gleich mehrere Zahlungslösungen, an denen das Haus beteiligt war, gerieten in den vergangenen zwölf Monaten in die Schlagzeilen. Da war zunächst Ende 2024 das Ende von Giropay, auf das Online-Bezahlverfahren, auf das unter anderem die Sparkassen große Hoffnungen gesetzt hatten. Nachdem das Projekt nie richtig Fahrt aufnahm, beteiligt sich die DSV-Gruppe nun an der Markteinführung von Wero, unter anderem durch die Integration in die Sparkassensysteme Online-Banking und App.
Vor wenigen Wochen geriet dann mit Payone ein weiterer Zahlungsdienstleister, an dem die Sparkassen über die DSV-Gruppe beteiligt sind, in die Krise. Das Nachrichtenmagazin Spiegel hatte Payone vorgeworfen, Zahlungen für zwielichtige Dating- und Pornoseiten abgewickelt zu haben. Der Aktienkurs des Mutterkonzerns Worldline stürzte daraufhin ab. Worldline hält 60 Prozent der Anteile an Payone, die DSV-Gruppe 40 Prozent. Trennen von den Anteilen wollen sich die Sparkassen dem Vernehmen nach nicht.
Sparkassen: Posten war lange vakant
Angesichts dieser Herausforderungen ergibt es durchaus Sinn, dass sich die DSV-Gruppe nun einen erfahrenen Mann in die Führung holt, der sowohl die schwierigeren Beteiligungen der Gruppe als auch zukunftsgerichtete Projekte wie Wero managen kann. Vor seiner Zeit beim Schwarz-Konglomerat war von Balduin unter anderem beim Pharmagroßhändler Celesio AG und beim Touristikkonzern Tui tätig. Er kennt sich also mit komplizierten Unternehmenskonstrukten aus. Da dürfte ihm bei der DSV-Gruppe helfen. Diese ist der zentrale Dienstleister für die Sparkasse-Finanzgruppe. Die aus dem Deutschen Sparkassenverlag hervorgegangene Holding setzt sich aus den drei Geschäftsbereichen S-Payment, S-Management Services und S-Communication Services zusammen.Dazu kommen diverse Unterabteilungen sowie Beteiligungen an Firmen wie Payone.
Aus dem Sparkassenkosmos kamen angesichts der Meldung direkt Vorschusslorbeeren für den Neuen. „Alexander von Balduin besitzt exzellente und langjährige Erfahrungen im Zahlungsverkehr, insbesondere im für die Sparkassen wichtigen Händlergeschäft“, sagte Stefan G.Reuß, Vorsitzender der DSV-Gesellschafterversammlung und geschäftsführender Präsident des Sparkassen- und Giroverbands Hessen-Thüringen: „Damit ist er eine ausgezeichnete Wahl für die Sparkassen-Finanzgruppe.“