Was machen die Insurtechs aus dem deutschsprachigen Raum eigentlich so? In loser Reihenfolge stellen wir einige Player vor. Den Anfang machen heute Unternehmen, denen Schäden der Versicherten ganz gelegen kommen, schließlich kümmern sie sich darum.

Die Abwicklung von Schäden und die Erbringung von Leistungen (Claims-Management) ist für die unmittelbar Betroffenen ärgerlich und für alle Parteien mit viel Aufwand verbunden. Die Versicherten müssen den Schaden melden und genau beschreiben. Die Versicherung wird die Angaben überprüfen, um zu ermitteln, ob sie eine Leistung erbringen muss und wie hoch diese sein wird. Und am Ende kommt es dann zur Regulierung. In der Theorie klingt das alles ganz einfach. Nur während auf der Seite der Versicherung Profis arbeiten, die genau wissen, welche Informationen sie benötigen, schreiben Versicherten nicht täglich Schadensmeldungen. Es kommt also zu Rückfragen. Schäden werden per Fotos dokumentiert und oftmals sind auch noch Gutachten zu erstellen (regelmäßig etwa im Bereich KfZ). Entlang dieser Prozesse bieten eine Reihe von jungen Unternehmen ihre Leistungen an.

Bynand

Das 2021 gegründete Unternehmen ist ein Insurtech im weitesten Sinne. Es bringt im Kfz-Schadenfall Versicherte mit Werkstätten zusammen, operiert also als eine Art von Marktplatz. Über Bynand reichen die Versicherten Fotos vom Schaden sowie Angaben zum Fahrzeug ein. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Preisvorstellung abzugeben. Die teilnehmenden Werkstätten nehmen das Angebot an oder unterbreiten ein Gegenangebot.

ClaimBuddy

Aus Hannover stammt ClaimBuddy, das sich an Versicherer und Versicherungsvertriebe richtet. Entwickelt hat das Insurtech eine Whitelabel-Lösung, die sich primär der Schadenaufnahme und der Bewertung von Schäden widmet. Für den Bereich KfZ hat das Unternehmen eine KI-basierte Bilderkennung an den Start gebracht, die aus den von den Versicherten eingereichten Fotos die wesentlichen Informationen gewinnt. In Kombination mit RPA und KI sowie weiterer Informationsquellen ergeben sich geringere Aufwände auf der Seite der Versicherer. Aus den eingereichten Meldungen extrahiert die Texterkennung Sachverhalte, stellt aus gescannten Kostenvoranschlägen und Rechnungen alle notwendigen Daten zusammen. Und überprüft, zum Beispiel bei Elementarschäden, die Plausibilität. Und weil hier viel maschinelles Lernen zum Einsatz kommt, das sich auch anderweitig nutzen lässt, kann ClaimBuddy auch die Kommunikation mit den Versicherten übernehmen.

Claimflow

Auch Claimflow will der Sachbearbeitung in der Schadenabwicklung Aufwände sparen. Das Essener Insurtech hat sich zunächst auf die Wohngebäudeversicherung konzentriert, in den vergangenen Jahren das Angebot aber auch auf andere Sachsparten ausgeweitet. Das cloudbasierte System übernimmt viele Aufgaben aus dem Alltag. Der intelligente Posteingang weist eingehende Nachrichten den jeweiligen Schadenfällen zu. Die Belegprüfung funktioniert nach Angaben des Herstellers bis auf Basis von Einzelpositionen, die mit den jeweiligen Vertragsbedingungen der Police verglichen werden. Eine Arbeitsersparnis bis zu 90 Prozent der Zeit sollen bei konsequentem Einsatz der Plattform möglich sein.

Claimini

Das Hamburger Unternehmen Claimini geht das Thema Kfz-Schadenmanagement unter einem anderen Gesichtspunkt an. Zielgruppe des Insurtechs ist das Flottenmanagement in Unternehmen. Wer sich schon einmal um einen Schaden am eigenen Fahrzeug kümmern musste, weiß, wie zeitraubend das alles sein kann. Das potenziert sich natürlich, wenn ein Unternehmen 100, 1000 oder mehr Fahrzeuge im Fuhrpark hat.

Auch bei Claimini spielen Automatisierung und KI eine große Rolle. Es gilt, die Prozesse in der Abwicklung zu optimieren, wobei das Insurtech als Schnittstelle zwischen Versicherern, Mietwagengesellschaften, Werkstätten, Leasinggesellschaften und auch Gutachterunternehmen agiert.

Claimsforce

Das Hamburger Insurtech Claimsforce setzt ebenfalls auf KI im Schadensmanagement und hat eine Software entwickelt, die alle Beteiligten des Prozesses integriert (Versicherer, Gutachter, Handwerksbetriebe und die Kund:innen). Entsprechend wendet sich die Plattform auch an unterschiedliche Zielgruppen. Versicherer erhalten Unterstützung im Backoffice bei der Steuerung von internen und externen Regulierern sowie sonstigen Dienstleistern. Zudem profitieren Regulierer- und Sachverständigenorganisationen bei der Abwicklung der Schadensmeldungen. Das Insurtech konnte mit dem Konzept eine Reihe renommierter Kunden überzeugen, wie die Hanse Merkur.

Fairforce

Fairforce aus Leipzig ist ein Insurtech, das weniger die Nähe der Versicherer sucht, sondern stattdessen auf Konfrontationskurs geht. Mit der Plattform können Kund:innen ihre Ansprüche im Falle eines Schadens prüfen. Sachverständige und Experten kümmern sich um die Einschätzung der Ansprüche, und versuchen diese im Namen des Versicherten dann auch durchzusetzen. Im Erfolgsfall erhält das Insurtech eine Provision.

Ico Lux

Das 2018 in Jena gegründete Unternehmen ist eine der seltenen Mischungen aus Fintech und Insurtech, weil es sich sowohl an Versicherer wie Banken wendet. Und streng genommen mit seiner Technologie sogar darüber hinausweist. Ico Lux widmet sich der Betrugserkennung und hier besonders der Erkennung von gefälschten Belegen. Eingesetzt werden Bilderkennung und Machine Learning. Die zunehmende Automatisierung in Unternehmen (Stichwort Dunkelverarbeitung) bringt nämlich das Problem mit sich, dass Belege zunehmend digital eingereicht und verarbeitet werden. Und die lassen sich im Zweifel auch fälschen.

MotionsCloud

Den Aufbau von Motions Cloud hat die Generali unterstützt. Entwickelt hat das Insurtech eine Regulierungslösung für Schäden im Bereich Kfz und Sach, die als Whitelabel angeboten wird. Mittels einer Web-Applikation für das Smartphone erhalten die Versicherten nach einer Schadenmeldung die Möglichkeit, den Schaden mit Fotos zu dokumentieren. Die KI bewertet diesen im Hintergrund und bietet dem Schadenmanager beim Unternehmen eine erste Einschätzung hinsichtlich der möglichen Kosten und Regulierung. Bestehen Unsicherheiten und Nachfragen kann der Versicherer darum bitten, eine „Live-Inspektion“ per Video durchzuführen. Ein Besuch vor Ort ist also nicht notwendig.

MySchaden24

Der Name des Hamburger Insurtechs MySchaden24 sagt bereits viel über dessen Positionierung aus. Es geht um die Dokumentation und die Beweissicherung von Schäden im Bereich Kfz und dies per App am besten direkt am Unfallort. Die Lösung setzt sich zwischen Kund:innen und den weiteren Beteiligten wie Werkstätten. Damit übernimmt sie also auch die Rolle eines Marktplatzes. So haben die Kund:innen auch die Möglichkeit, eigene Preisvorschläge an Werkstattbetriebe zu unterbreiten. Ergänzt wird das Angebot um Tools für das professionelle Fuhrparkmanagement.

Oqio

Wer zahlreiche Wohnungen und Gebäude vermietet und verwaltet, hat wie das Management eines Fuhrparks, regelmäßig mit Schäden und damit der Versicherungswirtschaft zu tun. Genau an diese Zielgruppe richtet sich das Münchener Insurtech Oqio. Das Analytics-Tool will die Kosten und Aufwände für Versicherer, Wohnungsunternehmen und diverse Dienstleister reduzieren.

Für das Management in der Wohnungswirtschaft interessant ist dabei auch die Analyse von Geodaten. Dadurch werden etwas gehäufte Schadensfälle visualisiert. Ein sich damit ankündigender Sanierungsbedarf kann frühzeitig erkannt werden.

Perseus

Das inzwischen zur HDI gehörende Perseus hilft Versicherern dabei, sich besser gegen Cyberattacken zu schützen und die Compliance in Hinblick auf die DSGVO zu verbessern. Es bietet ein ganzes Set an Tools und Services rund um Cyber-Security an. Schulung der Mitarbeitenden, Beratung, Schwachstellenanalye, Test gegen Phishing usw. Dazu zählt auch ein Notfallmanagement. Gestartet ist Perseus als Joint Venture von Finleap und der Hannover Rück.

Schadenfux24

Das Darmstädter Insurtech Schadenfux24 richtet sich, wie Oqio, an die Wohnungswirtschaft und Immobilienverwalter. Die Prozesse zwischen allen Beteiligten werden digital aufbereitet (Mieter:innen, Versicherer, Handwerksunternehmen und andere Dienstleister). Angebote, Termine, Schadensberichte und Reparaturmeldungen landen in einer zentralen digitalen Schadenakte. Damit steigt die Transparenz für die Beteiligten und die Kommunikation wird beschleunigt.

Unfallnavi

Unfallnavi aus Solingen operiert ebenfalls gegen Versicherer. Geschädigte im Bereich KfZ können mit der App in einem rein digitalen Prozess ihre Ansprüche gegenüber der gegnerischen Versicherung durchsetzen. Dazu erteilen sie eine dem Insurtech eine Vollmacht. Das Unternehmen kümmert sich um ein Gutachten und übernimmt die Kommunikation mit den Versicherungen. Zum Serviceangebot gehören die Organisation von Mietwagen oder Abschleppunternehmen nach einem Unfall.

Unfallpaten

Was für Unfallnavi zutrifft, gilt sinngemäß auch für die Hamburger Unfallpaten. Wer mit seinem Fahrzeug in einen Unfall verwickelt ist, meldet den Schaden rund um die Uhr an das Unternehmen. Ab da übernimmt das Insurtech den Prozess von der Erstmeldung bis zur Auszahlung. Die Unfallpaten helfen bei der juristischen Durchsetzung der Ansprüche und bieten Leistungen wie die Vermittlung von Gutachtern, Leihfahrzeugen und auch Werkstätten.

Ihr kennt weitere interessante Insurtechs mit Wurzeln aus Deutschland, die sich mit dem Schadenmanagement beschäftigen? Dann immer her damit.

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