Die (weibliche) Zukunft der Finanzbranche

Die (weibliche) Zukunft der Finanzbranche

Die Zahl der Frauen in den obersten Führungsebenen der Finanzbranche steigt. Gefühlt gibt es aber noch keine echte Chancengleichheit. Wie können weibliche Führungskräfte helfen, Frauen als Zielgruppe besser zu erschließen? Am Internationalen Frauentag diskutieren wir in einer Clubhouse Session unter dem Motto: #choosetochallenge über die Zukunft der Finanzbranche aus der Perspektive weiblicher Führungskräfte.

Als der Weltfrauentag Anfang des 20. Jahrhunderts ins Leben gerufen wurde, ging es neben genereller Gleichberechtigung vor allem um das Wahlrecht für Frauen. Mehr als 100 Jahre später beschäftigen sich Frauen mit ganz anderen Herausforderungen. Eins ist auch nach hundert Jahren klar, wer etwas erreichen und die Welt verändern will, der muss politisch sein – nicht nur am Weltfrauentag. Politisch heißt in dem Fall für Ungleichheit oder Ungerechtigkeit einstehen, sich stark machen auf Probleme aufmerksam machen, eine Stimme entwickeln und gelebte Veränderung versuchen zu etablieren. Kein Fakt welcher ausschließlich unsere Branche betrifft, aber eben auch.

Der Finanzsektor ist zwar keine klassische Männerbranche, aber immer noch sehr traditionell strukturiert. Hier arbeiten ungefähr genauso viele Frauen wie Männer. Doch schaut man die Karriereleiter hinauf, findet man immer weniger Frauen. Natürlich stehen ungleiche Bezahlung und Mangel an Frauen in Führungspositionen im Zusammenhang. Doch wieso ist das gerade hier so virulent? 

Nicht nur wegen stereotypischer Geschlechterzuschreibungen auch wegen noch vielfach sozialer und strukturell ungleicher Umverteilung der Care-Arbeit bleiben viele Frauen, auch in der Finanzbranche irgendwann karrieretechnisch auf der Strecke. 2015 bis 2018 tat sich bei den 100 größten Banken Deutschlands in puncto Frauenanteil in Vorständen nur wenig oder gar nichts. Im Jahr 2019 stellte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin jedoch einen Zuwachs von 1,1 Prozent fest. Der Anteil liegt nun bei 9,8 Prozent. Wie im vergangenen Jahr haben 2019 nur fünf der 100 größten Banken weibliche Vorstandsvorsitzende.

Die (weibliche) Zukunft der Finanzbranche

Trotz dem positiven Trend ist in Sachen Gleichstellung noch viel Arbeit zu leisten.

Bisher waren die Aufsichtsräte der Branche ein Lichtblick, der Frauenanteil war hier vergleichsweise hoch – aber die Frauenquote in den Aufsichtsräten der 100 größten Banken blieb 2019 im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei rund 23 Prozent.
Die Branche hat also durchaus eine männliche „Note“ und hier bleibt man gern beim Alten. Aber Besserung ist in Sicht: Viele Banken haben Gender beziehungsweise Diversity oben auf ihre Agenda gesetzt. Nach Nachhaltigkeit und Prozessoptimierung und…
Trotz dem positiven Trend, der sich abzeichnet, ist in Sachen Gleichstellung noch viel Arbeit zu leisten. Denn es darf nicht bei einem gutgemeinten Ansatz bleiben, nur weil man sich das Thema auf die Agenda geschrieben hat. Es geht nicht darum im übertragenen Sinne die Frauen am Kuchen zu beteiligen, sondern wenn man es richtig macht, beteiligt man sie an der Bäckerei.


Die aktuell politischen Bestrebungen um eine gesetzlich geregelte Frauenquote in börsennotierten Unternehmen ist längst fällig. Aber die Umsetzung immer noch viel zu fahrig und nicht ausreichend reguliert. Die Unternehmen sind angehalten offenzulegen ein Bestreben ihre Führungsetagen auch weiblich zu besetzten, nachzuweisen, aber dennoch steht bei Nichteinhaltung kein Strafkatalog zur Verfügung. Aber eigentlich ist es relativ simple: Die wichtige Metrik in der Wirtschaft, und damit einhergehend in Führungsetagen und v.a. Geschäftsführungsetagen der Finanzbranche – ist immer noch Geld. Und dann muss man eben Diversität und Frauenförderung an das Thema Geld knüpfen und dafür sorgen, dass es weh tut, wenn man sich in dieser Hinsicht nicht verändert. 

Der War of Talents muss divers geführt werden

Die (weibliche) Zukunft der Finanzbranche

In den aktuellen Zahlen zeige sich eine Veränderung der Denkweise, indem die Branche ihre Mitarbeiter*innen als wichtige Interessengruppe stärker in den Fokus rückt, habe sie Fortschritte gemacht. Eine ganzheitliche Sichtweise von Frauen ist bei Kunden, Mitarbeitern, Aktionären und allen Interessengruppen erforderlich und eine vielfältige Belegschaft sollte auch ein geschäftlicher Imperativ ein. Wenn dies nicht oberste Priorität hat, werden ganze Branchen den Kampf um Talente verlieren. Denn gerade im War of Talents werden Frauen immer wichtiger. Dennoch übernehmen sie heute zumeist Führungsaufgaben innerhalb der jeweiligen Organisationen.. An den Spitzen der Führungsgremien sind sie aber deutlich unterrepräsentiert. So sitzen Frauen auf nur sechs Prozent der CEO-Posten weltweit. Kaum besser sieht es bei den Aufsichtsräten aus. Nur neun Prozent der Chefsessel sind hier mit weiblichen Experten besetzt. Doch wie sollen wir eine erstklassige Belegschaft haben, wenn wir 50 Prozent der Bevölkerung nicht mit einschließen?

Mittels Frauen in Top-Positionen könnten Unternehmen jedenfalls die weibliche Zielgruppe besser verstehen lernen, das zeigen auch viele Studien. Gender-Diversität sollte als strategisches Thema anerkannt werden, das sich vor allem auf die Geschäftsergebnisse auswirkt. Es gibt mehr Kreativität und Engagement bei der Gewinnung, Rekrutierung und Bindung von Frauen. Zumindest die Diagnose des Problems ist klar: Die Finanzbranche braucht dringend mehr Frauen, vor allem in Führungspositionen. Nicht nur, weil Gleichberechtigung im Job eine Selbstverständlichkeit sein sollte, sondern auch, weil es inzwischen beinahe Allgemeingut ist, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erzielen als uniforme Gruppen, deren Mitglieder im Zweifel an den gleichen Universitäten die gleichen Fächer studiert und in den gleichen Unternehmen Karriere gemacht haben. 
Diversität am Arbeitsplatz ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine des unternehmerischen Erfolgs. Im Zweifel hilft eine buntere Mischung zumindest der Langeweile im Job vorzubeugen, und auch das ist schon ein Wert an sich.

In vielen Kreditinstituten wird heute schon verstärkt nach weiblichen Spitzenkräften gesucht. Schwarzseherei ist also nicht angebracht und bei diesem Thema auch alles andere als produktiv. Denn nur wenn man glaubt, dass man etwas bewegen kann, wird man es auch versuchen. Und versuchen tun Banken es ja – aber es dauert eben, wenn sich Strukturen über Jahrzehnte durchgesetzt haben.

Weibliche Führungskräfte wollen was verändern?

Einige Fragen, die ich mir am Weltfrauentag stelle sind: Wer sind wir und was ist meine persönliche Herausforderung? Die Antwort kann ich mir nur selbst geben. Welche Ideen, Wünsche, Forderungen lasse ich an mich heran? Welchen Impact hat mein Handeln, welche Verantwortung habe ich, und wie kann mein Wirken nachhaltig etwas verändern? 
Um Antworten zu finden, sollten Frauen sich austauschen. Es braucht tragfähige Netzwerke und den Mut sie auch zu nutzen. Denn sie helfen uns Frauen uns besser zu verstehen und uns gegenseitig zu unterstützen. Es braucht ein Umdenken, eine neue Gestaltungsperspektive und ein offenes gelebtes Mindset in der unternehmerischen Chancenverteilung.

Seid heute um 18 Uhr dabei, wenn wir zum Thema Zukunft der Finanzbranche aus der Perspektive weiblicher Führungskräfte sprechen und versuchen unsere persönlichen und beruflichen Erfahrungen mit euch zu teilen.

Mit dabei: 

  • Agnieszka Maria Walorska, Founder at CREATIVE CONSTRUCTION & Executive Director at Capco
  • Nicole Nitsche, Head of Content, Marketing, Communications & Events bei Payment & Banking
  • Christina Cassala, Head of Conten bei Payment & Banking, Wirtschaftsjournalistin, Buchautorin
  • Lena Luise Justen, FinTech-Unternehmerin, Mitgründerin Fino´
  • Susanne Krehl, Gründerin (FinTech im Sealth mode), ex Barzahlen
  • Pavlina Popova, Project Lead Digital Payments, DSGV
  • Juliane Schmitz-Engels, Head of Communications, Mastercard
  • Miriam Wohlfarth, Gründerin Ratepay und Banxware

Dies ist eine gemeinsame Veranstaltung von Payment & Banking und Female Future Finance Podcast. Die Veranstaltung findet auf Clubhouse statt

https://www.linkedin.com/events/femalefuturevonpayment-banking6772072128561860608/

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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