Die Meta-Bank…

Die Meta-Bank oder wie geht Banking ohne Bank?

…oder wie geht Banking ohne Bank?

Was braucht ein Kunde eigentlich für eine Bank? Fangen wir beim Problem des Kunden an. Hat er überhaupt eines? Und was könnte dabei eine Meta Bank lösen? Eine Einschätzung und Analyse von Arnulf Keese
Die Meta-Bank oder wie geht Banking ohne Bank?
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Ja: das kleinteilige Chaos vieler Lastschriften+Überweisungen, die Zunahme von Karten- und digitaler Zahlungen, der Einzug digitaler Unterhaltungsangebote und in Summe die daraus resultierende Datenflut eines zunehmend digitalen Lebens. Klar, in der nicht-digitalen Welt haben wir auch Geld ausgegeben, aber vor allem Bargeld und in unseren näheren Umgebung: wir kannten die Händler persönlich, hatten alle Einkäufe im Kopf und unser Portemonnaie war jederzeit erschreckend transparent was unsere Liquidität anging. Heute kaufen wir kleinteiliger, globaler und digitaler ein: wir kaufen unabhängig von Ort und Zeit bei Händlern rund um den Globus ein, beziehen unsere Musik von iTunes oder Spotify, schauen Filme bei Netflix, spielen auf Stream und bezahlen mit PayPal, Lastschrift oder Kreditkarte. Haben wir früher ein ganzes CD-Album gekauft, kaufen wir die Titel heute einzeln. Haben wir früher Bargeld benutzt, wussten wir, dass unser Budget erschöpft ist, wenn das Portemonnaie leer war. Heute gilt es den Überblick zu wahren über verschiedene elektronische Zahlungswege, Waren, Dienstleistungen und Abonnements. Da kommen in einem Jahr leicht Hunderte bis Tausende Transaktionen zusammen – keine einzige auffallend groß, aber in Summe ein großer Batzen. Wenn man sich fragt wo das Geld geblieben ist, scheint es einem wie Sand durch die Finger geronnen zu sein.

Wie kann der Kunde wieder Herr der Lage werden?

Über diese kleinteilige Datenflut der Ausgaben (und auch Einnahmen) wieder einen Überblick zu gewinnen, gewarnt zu werden, wenn sich eine Fehlbuchung eingeschlichen hat, ermahnt zu werden Rücklagen zu bilden und vielleicht sogar intelligente Anlageentscheidungen zu treffen als Otto-Normalkunde stellt einen gewaltigen Kundennutzen dar. Wer diese Kunden-Bedürfnisse erkennt und bedient, gewinnt die Gunst der Kunden und das Recht mit ihnen Geschäfte zu machen, wird das User-Interface besitzen und Einfluss darauf haben, welche Produkte der Kunde kauft. Wer die Kunden-Bedürfnisse nicht oder nur teilweise oder schlecht bedienbar anbieten kann, verschwindet irgendwo in der Masse gesichtsloser Commodity-Leistungsanbieter und kann vielleicht mal ein Konto, eine Karte oder einen Kredit verkaufen – aber auch nur wenn es der Billigste ist. Und da immer irgendjemand alle Preise unterbietet weil er einen Kunden werben will, wird der Preis für Commodity-Leistungen gegen Null gehen – mindestens gegen null Marge des Anbieters.

Kann nur eine klassische Bank das Problem lösen?

Nein: Uber hat es für Taxis vorgemacht, Airbnb für Hotels und PayPal fürs Bezahlen: einen perfekten umfassenden anzubieten Service mit einer intelligenten Plattform von herausragender Usability – ohne die eigentliche Basisinfrastruktur zu besitzen. Wenn man sich die Unzahl Banken, deren wenig differenzierte Produkte, die geringen Margen und die mangelnde Digitalkompetenz ansieht, schreit die Situation danach, dass eine Platform die Produkte aller Banken und Anbieter bündelt, eine zentrale Authorisierung managed, den Zugang zum Kunden kontrolliert und die Marge abgreift. Hinzu kommt die regulierte Disruption einer PSD2, die dazu auch noch alle Banken zwingt, ihre Kundendaten diskriminierungsfrei Dritten zugänglich zu machen – und ermöglicht, dass die regulatorische Verpflichtung den Kunden zu verifizieren auf Dritte übertragen werden kann.
Die Meta-Bank oder wie geht Banking ohne Bank?
Photo by angermann on VisualHunt.com / CC BY-SA

Was wird eine Meta-Bank lösen müssen?

Bei über 1000 Banken allein in Deutschland, mächtigen Vermarktungsplattformen wie Check24 und unzähligen FinTechs kann man davon ausgehen, dass man für jede Einzelleistung eines Vollbanksortiments einen Anbieter finden kann. Dennoch gibt es ein paar Hürden zu nehmen:
  1. KYC: Derzeit ist die Hürde um die Kundenidentifikation noch recht hoch, da jede Bank muss einen so genannten KYC (Know Your Customer) Prozess für den Kunden durchführen muss, in dem der Kontoeröffner gegen seinen Personalausweis identifiziert wird. Das ging früher nur in der Filiale oder bei der Post, klappt aber heute prima per Video-Identifikation. Dennoch ist es noch zu mühsam für den Kunden und zu teuer für die Bank, als das man das für jedes Sparbuch, Girokonto, jede Kreditkarte und jeden Transaktionskredit wiederholen möchte.Das spricht für eine Bündelung von Produkten in einer Bank.
  2. Authentifizierung: Selbst wenn man den Kunden einmal als Bank kennt, muss bei jeder Transaktion sichergestellt werden, dass der Kunde er selbst ist – zum Schutz seines Vermögens und zur Vermeidung von Geldwäsche. Das spräche auch für die Bündelung von Bankprodukten in einer Bank – wenn da nicht die Regulation PSD2 wäre, die vorschreibt, dass jede Bank genau dieser Zugang zu Kontoinformationen und Transaktionen jedem anderen Player bereitgestellt werden muss.
  3. Legitimationsverwaltung: Wir leben in einer Welt wo man für alles und jeden ein Passwort benötigt – und weil man sich diese doch schlecht merken kann, nehmen über 90% aller Kunden zu einfache Passwörter und verwenden diese dann auch noch für alle ihren Logins, vom eMail Postfach bis zum Spieleserver. Womit jegliche Sicherheit dahin ist, denn wenn auf einer einzigen schlecht gemanagten Webseite das Passwort gehackt wurde, sind alle anderen Webseiten auch gehackt. Das passiert ständig und ist der Grund dafür, warum mir zB. vor einiger Zeit Evernote eine neues Passwort aufzwang – mit dem Grund dass die Kundendatenbank des Adobe Acrobat Reader gehackt worden ist. Die Sicherheit lässt sich aber verbessern, indem es zentrale Identifikationsmanagement Plattformen gibt, auf denen der Kunden sich einloggt und die dann wiederum das Login auf den unzähligen kleineren Webseiten den Kunden legitimieren. Im reinen Konsumentenbereich tut dies bereits Facebook in großem Stil, Apple beherrscht dies im IOS Universum – und Google hat dies äußerst beachtlich im Android und Chrome Universum gelöst – also für ca. 80% aller Online Nutzer. Und nicht nur um Katzenbilder anschauen zu können, sondern zB als primäre Absicherung der gängigen Kryptowährungs-Exchanges – wo es um Milliardenwerte geht. Der unendliche Vorteil dieser Plattformen gegenüber jeder einzelnen Bank liegt in der Ressourcenverfügbarkeit, der Skalierbarkeit und im Wissen um den Kontext des Kunden. Das zusammen erlaubt zu erkennen, ob der Kunde auch wirklich er selbst ist.Es gibt mit YES und verimi auch lokale Anbieter in Deutschland, die gerade an den Start gehen – aber es bleibt abzuwarten, ob und wie sie die kritische Masse an Kundenakzeptanz bewerkstelligt bekommen. So oder so, ob durch globale Player oder lokale Anbieter: es wird in der Zukunft Legitimationsplattformen geben, die allein aufgrund ihrer schieren Größe, Datenschatz und Effizienz jede einzelne Bank übertreffen werden, was die Abwehr von Identifikationsangriffen angeht bei gleichzeitiger maximale User Experience für den Kunden.
  4. Trust: und auch wenn die ersten drei Hürden genommen sind, muss der Kunde dem neuen Anbieter der Meta-Bank vertrauen. Da sind viele Banken der Meinung, dassdiese Hürde für neue Anbieter sehr schwer bis unmöglich zu nehmen sein wird, weil “man seiner Bank eben vertraut” – und diese eben die “Daten im sicheren Deutschland” speichert.Das klingt ja plausibel und spendet Hoffnung, im digitalen Sturm nicht unterzugehen, aber ist das in unserer digitalen globalen Welt noch wirklich so? Nein, das ist die komfortable Schutzhoffnung all derer die im Wald pfeifen und hoffen, dass die Digitalisierung sie nicht überflüssig machen wird.Denn der Kunde folgt seit dem ersten Tag des Internet seinem schlichten egoistischen Interesse, die beste Leistung zum günstigsten Preis bei maximalem Komfort und Useability zu bekommen. In der Sekunde, in der jemand ein altes Problem neu löst bei besserer Useability, vergisst der Kunde alle Loyalität zum altgedienten Anbieter und wechselt. Wir sehen das jeden Tag, seit Jahren, und der Wandel findet immer schneller statt: iTunes löste die CD ab. Spotify löst iTunes ab. Netflix löst die Videothekenab. Youtube das lineare Fernsehen. Google die Zeitungen. Mytaxi die Taxizentrale. Airbnb das Hotel. Booking.com das Reisebüro. Skype das Telefonieren. Whatsapp die SMS. Und so weiter und so fort.“Aber beim Banking ist das alles anders – da geht’s um mein Geld” – echt jetzt? Wieviel persönlicher kann es denn werden als meine Photos, meine Telefonate, mein Freundeskreis. Klar, beim Geld muss die Sicherheit höher sein als bei einer SMS – aber wieso sollte es per se unmöglich sein für Google und Facebook dies anzubieten? Beide haben großflächige Autorisierungsnetzwerke etabliert, Google dringt mit dem Authenticator bereits ins Banking vor und befeuert flächendeckend die Bitcoin-Plattformen mit Zweifaktorauthentifizierung. Und da geht es um viel Geld. Am Ende des Tages ist Sicherheit eine Funktion von Aufwand, Intelligenz und Anspruch. Google hat mehr als ausreichende finanzielle Mittel, besteht quasi aus intelligenten Developern und demonstriert bereits heute seinen Anspruch die Authorisierung besetzen zu wollen.
Die Meta-Bank oder wie geht Banking ohne Bank?
Photo by Chris Devers on Visualhunt.com / CC BY-NC-ND

Wer wird das Rennen gewinnen?

Alle Puzzlestücke liegen auf dem Tisch – wer wird das Rennen machen, daraus eine “Meta-Bank” zu bauen, eine Plattform, die alle Produkte anbietet ohne selber Bank sein zu müssen, die die Identität des Kunden verwaltet die darüber eine User Experience legt, die keine einzige Bank sich leisten könnte und auf die kein Kunde verzichten will. Werden es die vier “Horsemen” sein, Google, Amazon, Facebook, Apple, können es die Banken schaffen sich selbst zu verplattformen UND unter einer genialen Oberfläche einen größeren Mehrwert zu schaffen – oder wird gar ein neuer Spieler das Rennen gewinnen? Wer hat den Anspruch dazu? Wer hat die Mittel dafür? Und wer hat die Marktmacht das Spiel zu bestimmen? Meiner Meinung nach werden klar folgende Szenarien zum Tragen kommen, in der Reihenfolge ihrer Erfolgsaussichten:
  1. GAFA wins again Der wahrscheinlichste Fall, wenn sie es denn konsequent genug wollen. Sie haben die notwendigen Ressourcen, den Anspruch global alle relevanten Plattformen zu besitzen und die DNA, alte Problem mit perfekten neuen Benutzererfahrungen zu lösen. Der Erfolg wird nur davon abhängen, wann und wie fokussiert sie sich des Themas annehmen.
  2. Ein neuer Player wird’s Möglich und die Hoffnung hinter allen FinTechs. Die Chance besteht in der Kundenproblem-orientierten Denkweise, dem fokussierten Vorgehen und der schnellen, Performance-getriebenen Kultur. Damit könnten sie schneller, kreativer und fokussierter als Banken oder sogar die GAFAs sein (die schiere Organisationsgröße und bestehende Enkommensquellen sind Hindernisse) – müssen sich aber gewaltig anstrengen, das dafür notwendige Kapital zu aufzubringen.
  3. Banken überspringen ihre Schatten Sehr unwahrscheinlich, da die notwendigen Paradigmenwechsel in hunderttausenden von Köpfen stattfinden müssen. Dafür müssen sie aber erst akzeptieren, dass es ihnen an den Kragen geht, dann die Handlungsenergie aufbringen gegen den eigenen Untergang anzukämpfen, dazu ihre Denkmuster umdrehen von “Geldverdienen” zu “Kundenproblem lösen” – und schließlich mit einem immensen “Sense of urgency”auch noch schnell genug das Ruder herumreißen.
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Photo by Chris Devers on Visualhunt / CC BY-NC-ND
Frage an das Ratpack: Was meint Ihr, wer wird das Rennen gewinnen? André: In der Tat eine Frage die uns ja schon länger beschäftigt. War es vor 3-4 Jahren das sogenannte “Unbundling des Bankings”, so sprechen wir ja bereits länger vom Rebundling. Und in der Tat gibt es da noch nicht den Gewinner. Es gibt Ansätze an verschiedenen Stellen (Deutsche Bank, CHECK24, VERIVOX, The George etc.) aber alle haben noch nicht die klare Linie oder das Produkt. Aus meiner Sicht sind das auch nur die ersten Schritte und wie beschrieben, das Rebundling getrieben durch Aggregation von Daten. Spannender wird es wohl, wenn man nun auch noch den Plattformgedanken im Sinne des Schaffen von Ecosystemen dazu nimmt. Und hier waren es in der Tat bisher eher Player außerhalb der Finanzindustrie die uns vormachen wie es gehen kann, solche Systeme zu schaffen. Erste Lichtblicke durch Banken sehe ich aber auch hier: N26, ING-DiBa und wieder die Deutsche Bank haben ihre Systeme und den Kundenzugang fur erste Produkte und Angebote von Dritten geöffnet. Diese Versuche konsequent weitergedacht und gelebt, kann daraus was werden. Was wird entscheidend sein für den Gewinner dieses Games – wenn es diesen Einen überhaupt gibt:
  • Beste Integration in unseren Lebensalltag
  • perfektes User-Erlebnis
Neben den drei Szenarien sehe ich noch eine Variante von 2. Es wird vertikal spezialisierte Institute geben, die ihren Kunden in der Customer Journey sehr gute und spezielle Dienste anbieten werden. Institute wie eine Apotheker- und Ärztebank, die eine sehr klare und definierte Zielgruppe haben, oder Banken wie eine GLS Bank, die sehr spezifische Produkte anbieten, werden diese Spezialisierung auch in der digitalen Welt ausbauen können. Jochen: Warum sollten die börsengelisteten GAFAs mit Bewertungsmultiples von hochmargigen Wachstumsunternehmen sich in ein hoch reguliertes und margenschwaches Geschäft begeben? Fällt denen nichts besseres ein als das zu machen und das Signal an die Wallstreet zu geben, daß sie keine besseren Businessideen mehr haben? Wer daran glaubt, daß GAFAs Banken komplett ersetzen, der läßt sich auch beim Silicon-Valley Trip unreflektiert vom dortigen Marketing-Überhype blenden. Natürlich werden GAFAs einzelne Rosinen herauspicken. Ich denke an den Zahlungsverkehr, Lending, Spezial-Versicherungen etc. An die Bankdaten der Kunden kommen die GAFAs, PSD2 läßt grüßen, ganz ohne Bankprodukte heran. Warum also richtiges Bankgeschäft machen?? Springen Banken über Ihren Schatten? Online- oder Direktbanken sicherlich und davon bin ich überzeugt! Bei vielen anderen Kreditinstituten glaube ich immer noch nicht wirklich daran. Grund sind die ewigen Bewahrer, die Lehmschicht und die Tatsache, daß Digitalisierung immer noch mehr über PR und Marketing gespielt wird statt über umfänglich digitale Frontends, Prozesse, Produkte und Plattformen. Bis sich das “gelöst” hat, sind Direktbanken oder neue Challengerbanken (worunter ich auch neue Player subsummieren würde) längst vorbei gezogen. Das alles gilt aber nur fürs Retailbanking. Im klassischen Corporatebanking geht, mit wenigen Ausnahmen, bis auf weiteres kein Weg an den etablierten Banken vorbei.
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Photo on VisualHunt.com
Rafael: Das ist die Gretchen-Frage schlechthin. Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die Banken leider mindestens eine Dekade verschlafen haben und komplett versäumt haben sich dem Wandel auch nur anzunähern. Nehmen wir die Analogie des Musik / Video Konsums. Während man bis in die 2000er oder z.T. noch 2010er an Frontal-Beduselung dachte, hat sich das Konsumverhalten für weite Teile der Bevölkerung geändert. Beispiel Musik – früher fand das zu Hause, auf Events oder Clubs oder in mäßiger Qualität im Radio oder unterwegs (Walkman, Discman, MD Player) statt. Dann kam der böse iPod / Zune und die MP3-Player und schwups war Musik-Konsum fast vollständig weg von linear zu non-linear und das Konzept des “Mixtapes” wurde die Normalität. Gekoppelt mit der Erfindung von Prof Dr. Dr. Brandenburg (der Mp3-Papa) und der brutalen Verbilligung von Flash-Speicher-Chips war es nun jedem möglich seine Platten / CD-Sammlung immer dabei zu haben und damit nicht linear eine LP zu hören, sondern alles und auch noch kreuz und quer oder nach Laune. Ein ähnliches Phänomen fand ebenfalls beim Videokonsum statt. Zwar brauchte es länger und die Technik musste etwas weiter fortschreiten, aber auch hier haben wir uns von linear (TV Programm, Video, DVD) zum “Mixtape on demand” weiter entwickelt, wo man dank Netflix, AppleTV, Amazon Video, Maxdome etc. nun seine komplette Video-Sammlung immer dabei hat. Dies brauchte als technischen Fortschritt mehr Speicher, Smartphones mit größeren Bildschirmen, Tablets und vor allem robustere und schnellere Mobilfunknetze. Wo ist die Analogie zur Bank? Trotz dieser Umwälzungen im Konsumverhalten von linear zu on-demand (non-linear) hat sich im Bankensektor nix geändert. Bankgeschäfte passieren immer noch linear aber auf mehr als nur einem Kanal – selbst in der Banken Branche hat man verstanden, dass die Tage der Filiale nur noch eine Generationen-Frage ist. Ist aber eine Banking App oder das Online Banking das Pendant zu Netflix / iTunes? Mitnichten. Banken agieren immer noch so, als ob Bankgeschäfte zu Filialöffnungszeiten passieren. Es gibt immer noch die “normalen” cut-off Zeiten, es gibt immer noch Bankarbeitstage und Beratung findet eben nicht non-linear statt. Wenn die Analogien aus dem Content-Bereich uns eines zeigen, dann das die Disruption von jemanden außerhalb der Branche kommt. Ich glaube, dass die GAFA’s einen immensen Vorteil haben, weil jeder dieser Firmen entweder eine Transition zu non-linear ausgelöst und/oder mitgemacht hat und dementsprechend das Konzept und den heutigen Konsumenten-Bedarf deutlich besser einschätzen kann als die traditionellen Spieler. Ob das notwendigerweise heißt, dass die GAFA Unternehmen sich dem Finanzsektor annehmen, steht für mich auf einem anderen Blatt. Vermutlich werden sie sich wie ein FinTech ein paar passende Stückchen aus dem Vollbank-Kuchen heraus picken und diese anbieten. Bei einer GAFA Vollbank wäre ich skeptisch. Aber es gibt sicherlich Platz für eine Netflix Bank die 24/7/365 on demand Bankgeschäfte in der vollen Bandbreite anbieten wird. Ob wir dazu noch weitere technologische Fortschritte brauchen (Robo-Advisor, mehr Intelligenz im Sinne von Kontext oder andere Kanäle) bleibt abzuwarten. Gefühlt nähern wir uns diesem Wendepunkt mit ganz großen Schritten. Zum Autor: Die Meta-Bank oder wie geht Banking ohne Bank?             Arnulf Keese leitet seit über 20 Jahren schnell wachsende Unternehmen der Digitalbranche im eCommerce, Payments und FinTech auf Basis eines breiten Verständnisses von Kundenbedürfnissen, Technologien und Geschäftsmodellen. Aktuell ist er General Partner bei e.ventures im Berlin, davor verantwortete er als Geschäftsführer die DACH Region von PayPal. Zuvor war er bei Bertelsmann, AOL, QXL Ricardo und Star Finanz sowie Mitgründer des Bezahlverfahrens giropay.

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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