Dürfen wir vorstellen: Heinz-Roger Dohms von Finanz-Szene.de
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe “Die Gesichter der FinTech-Branche…” beantwortet jeden Monat eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen.Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegenen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Heinz-Roger Dohms, Journalist und Betreiber von Finanz-Szene.de unsere Fragen. Wer bist Du, was macht Du?- Ich heiße Heinz-Roger Dohms, bin 39 Jahre alt und betreibe den Branchen-Newsletter „Finanz-Szene.de„, der seinen Abonnenten – darunter mittlerweile viele, viele Finanz-CEOs – immer dienstags bis freitags um 6 Uhr die „Top-Stories aus der deutschen Banken- und Fintech-Branche“ liefert. Und zwar kostenlos und journalistisch unabängig. Das war jetzt sicher zu werblich. Aber das ist halt das, was ich mache. Ansonsten schreibe ich u.a. für die SZ, die Zeit, Capital und MM über Banken und Fintechs. Bevor ich mich selbständig gemacht habe, war ich von 2007 bis zur ihrem Ende 2012 Redakteur bei der „Financial Times Deutschland.“
- Es gibt ja wenig Schlimmeres als das Klischee des unbeleckten journalistischen Quereinsteigers – war aber leider auch in meinem Fall so: Ich bin 2006 nach Studium (immerhin: auch ein bisschen VWL) und Journalistenschule durch Zufall bei einem längst erloschenen Medium namens „Business News“ gelandet (war eine Tochter des Handelsblatts). Niemand wollte da „Banken und Finanzen“ machen. Also habe ich es halt gemacht.
- Das muss irgendwann 2012/2013 gewesen sein. Für meine erste Fintech-Geschichte habe ich den Schweizer Fintech-Investor Marc Bernegger in einem Münchner Teenager-Café getroffen – und nicht wirklich verstanden, worauf der smarte junge, reiche Mann hinauswill, auch weil am Tisch neben uns die Smoothies so laut geschlürft wurden. Kurz darauf saß ich bei Weltsparen und also bei Tamaz Georgadze in Berlin. Die Büros befanden sich damals noch in einem Souterrain und verstießen m.E. gegen die Käfighaltungs-Richtlinien für Programmierer. Jedenfalls, nachdem ich 1,5h mit Georgadze gesprochen hatte, dachte ich: Krass, das ist Kaupthing zum Kubik, was der Typ hier anrichtet, jetzt wird das Thema Fintech für den Leser greifbar.
- Um ehrlich zu sein: Wie es mir für die Geschichte, die ich jeweils gerade schreibe, in den Kram passt. Aber wenn Sie (in meiner Welt siezt man sich ja dooferweise) 3-4 ansatzweise seröse Gedanken zu dem Thema wollen, dann versuche ich es mal:
- Fintechs im engeren Sinne: Technologisch unterfütterte Finanz-Startups, die grob gesagt nach 2011/2012 und damit tendenziell im Bewusstsein gegründet wurden, dass sie Teil eines größeren Ganzen sind (sprich: Teil des Fintech-Trends).
- Fintechs im engestmöglichen Sinne: Technologisch unterfütterte, nach 2011/2012 gegründete Finanz-Startups, die nicht nur ein bisschen IT-Programmier-B2B-Kram machen, sondern die eine klassische Bankdienstleistung quasi 1:1 ersetzen, dabei aber nicht mehr wie eine klassische Bank funktionieren. Für mich sind das in erster Linie die Online-Lender, übrigens unabhängig davon, ob P2P-basiert oder mit institutionellen Investoren. Fintech-Banken wie N26 gehören aus meiner Sicht ebenfalls zu den „Fintechs im engestmöglichen Sinne“.
- Ur-Fintechs: Zumindest bedingt technologisch unterfütterte Finanz-Startups, für die das mit dem „2011/2012“ nicht gilt. Dazu würde ich Interhyp, T360, Check24, Hypoport und Wirecard zählen.
- Reine B2B-Fintechs: Technologisch unterfütterte Finanz-Startups, die grob gesagt nach 2011/2012 gegründet wurden, die man früher aber vermutlich einfach als „IT-Dienstleister für Banken und/oder Versicherer“ bezeichnet hätte. Der Prototyp für solch ein Unternehmen ist vermutlich Deine (äh: Ihre) Bude, lieber Herr Bajorat, also Figo.
- Solarisbank.
[Von Payment habe ich leider zu wenig Ahnung, um mir anzumaßen, auch noch diesen Zweig irgendwie zu kategorisieren. Zumal man dann ja auch fragen müsste: Begann die ganz große Revolution schon mit Visa und Mastercard? Oder mit Paypal? Oder kommt sie erst noch, z.B. mit dem sechsten Neustart von Avuba?]
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?- Puuuh. Keine Ahnung. Das sind so Fragen, wo man sich selbst als Fachjournalist auf extrem dünnes Eis begibt, weil man halt nicht wirklich drinsteckt, auch wenn man gerne so tut als ob. Lassen Sie es mich so formulieren: Mein starker Eindruck ist, dass manche Fintech-Gründer (beileibe nicht die Mehrzahl, aber manche …) zumindest bis vor ein, zwei Jahren gedacht haben, Menschen, die in Banken arbeiten, seien grundsätzlich dümmer als sie selbst. Ich glaube, das war eine Fehleinschätzung.
- 1.) Selbstvermarktung; 2.) Die Erkenntnis, dass man nur zu den wirklich toughen Jungs zählt, wenn man auch mal B2C versucht hat. Das war für mich übrigens der Impuls, „Finanz-Szene.de“ zu gründen. Ich habe zwar keine Ahnung, wie sich das Ding monetarisieren lässt. Aber wenigstens kriegt meine Mutti jetzt jeden Morgen Post von mir.
- Ich könnte jetzt zurückfragen „Tun sie das?“, will aber nicht gleich die ganze Fintech-Szene gegen mich aufbringen. Zumal: Ja, vermutlich tun das die meisten tatsächlich. Warum? Nochmal puuuh. Ich vermute mal, es hat nicht immer zwingend mit dem Mindset, fehlender Expertise und so zu tun, sondern auch oder vielleicht sogar in erster Linie mit Sachen wie „große Organisation“, „komplexe IT-Strukturen“, „Betriebsrat“, „Regulierung“ etc.pp. Und dann hätte ich noch eine Mutmaßung im Angebot, die aus Eurer/Ihrer Sicht vermutlich an Häresie grenzt: Vielleicht muss brutalstmögliche Digitalisierung ja auch nicht für jede Bank da draußen die „Top-Prio 1-plus mit Sternchen“ sein. Bei Berenberg z.B. habe ich das Gefühl, die gehen das mit der Digitalisierung eher locker an – und verdienen trotzdem eine Heidenasche. Bei der ING Diba wiederum habe ich vergangenes Jahr ein Geschäftskonto eröffnet, und als erstes bekam ich dann auf dem analogen Postwege so TAN-Zettelchen zugeschickt, wie meine Hausbank (ein kleines, erfolgloses Genossenschaftsinstitut) sie schon vor Jahren abgeschafft hat. Da dachte ich: Mmmmmh? Ist die ING Diba jetzt dem Untergang geweiht?
- Dann wäre ich Journalist geworden und würde dafür kämpfen, dass im Zuge der Digitalisierung nicht gleich alles standardisiert wird, wohl aber die Fragebögen ;)
- Handelsblatt
- Mit dem Spieler, der Alemannia Aachen zum Aufstieg in die 3. Liga schießt. In diesem sehr speziellen, leider auch in dieser Saison nicht sehr wahrscheinlich Fall dürte es sogar ein Fässchen sein.