Dürfen wir vorstellen: Michael Cassau von Grover
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe “Die Gesichter der FinTech-Branche…” beantwortet jeden Monat eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen.Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegenen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Michael Cassau von Grover unsere Fragen. Wer bist Du, was machst Du?- Ich bin Michael, der Gründer und Geschäftsführer von Grover, einer Product-as-a-Service Plattform – die innovative Alternative zum Kauf. Damit schaffen wir den einfachen und grenzenlosen Zugang zu neuester Technologie, ohne vertragliche Bindung, für jedermann.
Ich habe Grover 2015 in Berlin als Reaktion auf ein persönliches Problem gegründet: bei meinem Umzug nach Berlin, musste ich mitten im Sommer zum ersten Mal eine Wohnung möblieren, obwohl ich diese nur für 10 Monate brauchte. Da waren schnell ein paar tausend Euro weg, und das mitten im Sommer. An die Couch erinnere ich mich heute nicht mehr – ebensowenig an die verlorengegangene Erfahrung, die ich nicht machen konnte, da ich das Geld alternativ in Produkte investieren musste. Hier konnte auch eine Finanzierung nicht helfen, da ich nicht vorhatte, mich über mehrere Jahre hinaus an eine Finanzierung zu binden – ich brauchte diese Möbel doch nur für 10 Monate.
Ich glaube der Zugang zu Wissen, Produkten und Dienstleistungen zählt heute mehr als der dauerhafte Besitz der Gegenstände. Es geht um den Nutzen, den man aus der Nutzung eines Produktes erhält, und nicht um das Produkt selbst. Für diese Abstraktion ist Grover’s Geschäftsmodell des “Mieten statt Kaufen” die einzige aktuelle Alternative im Consumer Finance Bereich, um flexibel und ohne Hindernisse an seine Wunschprodukte zu kommen.
Unseren Mieten statt Kaufen Service bieten wir sowohl ganz traditionell am “Point of Sale” bei unseren Einzelhandelspartnern, als auch auf unserer eigenen website über www.getgrover.com an. Diese neue “Mieten statt Kaufen” Option ermöglicht es den Einzelhändlern mehr Sales aus ihrem bestehenden Traffic zu machen. Wenn sie vorher z.B. aus 100 Besuchern 10 Cash Verkäufe und 10 Finanzierungs-Verkäufe machten, können sie heute zusätzlich noch 20 Vermietungen generieren und damit den Absatz verdoppeln. Im Falle einer Vermietung kauft Grover das Produkt beim Händler an Stelle des Kunden und garantiert ihnen somit eine Marge.
Wir arbeiten hier bereits mit marktführenden Partnern wie MediaMarkt, Gravis, Euronics und Tchibo zusammen. Unser Ziel ist es, Grover als Alternative zum Kauf fest zu etablieren.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?- Nach meinem VWL und Jura Studium in Heidelberg und Kopenhagen arbeitete ich im Private Equity bei Goldman Sachs. Hier habe ich ein gutes Verständnis davon gewonnen, wie man Geschäftsergebnisse und Märkte beurteilt und analytische Modelle aufstellt; gleichzeitig aber hat die VWL mich dahingehend geprägt schnell zu erkennen, dass die aktuelle Konsumfinanzierung höchst ineffizient ist, insbesondere für Technologie.
- Gute Frage… erst im ersten Fundraise glaube ich ;)
- Im Grunde ist jedes Unternehmen, das innovative Lösungen entwickelt, die bestehende Prozesse der Finanzwelt vereinfacht abbildet, ein Fintech.
- Durch jahrelange Geschäftsbeziehungen und der bereits aufgebauten Reputation spielen etablierte Unternehmen in einer anderen Liga. Auf der anderen Seite weht in FinTechs ein frischer Wind. Wir zeichnen uns durch Pioniergeist und eine Kultur des Lernens und der Weiterentwicklung aus. Doch wenn wir uns den Zahlungsverkehr in Deutschland anschauen, haben die Banken in der Vergangenheit sehr viel richtig gemacht und auch Innovationskraft bewiesen.
Ich denke, eine Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierten Banken kann für beide Seiten Mehrwert bieten: Einigen FinTechs kann es sicher helfen, die strengen Regulierungsauflagen zu meistern, deren Komplexität viele Gründer unterschätzen.
Besonders spannend finde ich zu beobachten, wer nach dem “Goldrausch” der letzten Jahre eine Anschlussfinanzierung erhält, welche Zusammenschlüsse zustande kommen und welche Übernahmen wir sehen werden.
Was kann man von FinTechs lernen?- Fintechs zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Entwicklung der Dienstleistung in erster Linie an den Bedürfnissen der Nutzer ausrichten und ein positives Kundenerlebnis oberste Priorität hat. Viele FinTechs versuchen, Prozesse aus der Wertschöpfungskette der Banken schlanker und besser abzubilden und ihre Produkte enger an den eigentlichen Bedürfnissen der Kunden zu entwickeln. Klassische Retailbanken sind dagegen meist weit entfernt von den Ansprüchen einer Zielgruppe, die vom iPhone sozialisiert wurde. Vom Online-Shopping bis zum Bankgeschäft erwarten insbesondere junge Kunden heute eine möglichst digitale, schnelle und einfache Nutzererfahrung. Geschwindigkeit ist entscheidend und mit Grover kommt man zB viel schneller an sein Wunschprodukt als mit jeder aktuell verfügbaren Finanzierungsoption.
Gerade mit der Kohorte der Millennials wächst eine digitale Zielgruppe heran, die andere Erwartungen an Banken und Finanzdienstleistungen haben. Millennials sind immer online und fordern zu jeder Zeit eine unmittelbare und einfache Verfügbarkeit. Das ist keine Überraschung, denn es ist die erste Generation, die mit Mobiltelefonen aufgewachsen ist. Für zukunftsfähige Bankdienstleistungen ist es daher zwingend notwendig, Produkte und Dienstleistungen für eine mobile Zielgruppe zu entwickeln, die flexibel, benutzerfreundlich und transparent sind.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?- Wer neue und innovative Produkte entwickeln will, der muss auch Risiken eingehen. Während Startups bei der Entwicklung nur gewinnen können, befinden sich etablierte Unternehmen immer in der Gefahr, ihr bestehendes Produkt zu zerstören oder die eigene Position zu schwächen. Das bedeutet zunächst natürlich immer Widerstand, den ein bestehendes Unternehmen überwinden muss. Dieses Problem hat ein Startup insbesondere in der Anfangsphase nicht.
Ein elementarer Bestandteil der Digitalisierung ist die hohe Geschwindigkeit bei der Umsetzung. Heutzutage fressen sozusagen die Schnellen die Langsamen.
Startups haben zwar in der Startphase einen hohen Finanzierungsbedarf, agieren grundsätzlich aber mit sehr schlanken Strukturen: keine Filialen, keine aufgeblähte Selbstverwaltung, standardisierte Prozesse, effizienter Personaleinsatz. Das macht sie schnell und flexibel.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?- Während meines VWL und Jura Studiums habe ich eine Weile mit dem Gedanken einer akademischen Laufbahn geliebäugelt. Nach meinem Abschluss habe ich aber sehr schnell erkannt, dass ich in der Realwirtschaft besser aufgehoben bin. Ich mag es, reale Probleme zu lösen und Lösungskonzepte aktiv zu gestalten. Das ist in der Wissenschaftssystem genauso wie bestehende Unternehmensstrukturen zu langsam und bürokratisch.
- Besonders begeistert bin ich von der Geschwindigkeit, mit der wir bei Grover jeden Tag arbeiten und es kann niemals schnell genug gehen. Für einen Tag wäre ich gerne einmal Rennfahrer in Ferrari’s Formel 1 Team, das stelle ich mir ähnlich rasant und herausfordernd vor.
- Ein Abend mit Barack Obama wäre wohl sehr spannend. Besonders wie er die Welt sieht und seine Perspektive auf unterschiedlichste Aspekte würde mich in einem regen Austausch interessieren.