Dürfen wir vorstellen: Felix Huber, Nordeuropachef von Stripe
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche beantwortet jeden Monat eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Heute Felix Huber…Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegenen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Felix Huber, Nordeuropachef von Stripe unsere Fragen.Wer bist Du, was machst Du?
- Mein Name ist Felix und ich leite seit Mai 2014 die Region Nordeuropa bei Stripe. Stripe ist eine Technologieplattform, die Entwickler für den Aufbau von Online-Firmen nutzen. Tausende Unternehmen, von Start-ups wie Statista bis zu großen Unternehmen wie MAN, verlassen sich auf Stripes Softwarewerkzeuge, um Zahlungen zu akzeptieren, international zu expandieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Seit unserer Gründung 2010 treiben wir aktiv die Entwicklung des Online-Handels voran, ermöglichen neuartige Geschäftsmodelle und wickeln Zahlungen für viele der innovativsten Unternehmen der Welt ab, darunter Shopify, Salesforce und Twitter. Vor Stripe war ich als Engagement Manager bei McKinsey & Company, wo ich zahlreiche Projekte in den Bereichen Telekommunikation und Hightech betreute. Auch bei Google und als CTO bei fotocommunity war ich tätig. Studiert habe ich in Stanford.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
- Als CTO bei fotocommunity habe ich gelernt, wie wichtig, aber auch wie unglaublich kompliziert das Thema Payments ist. Wir hatten damals eine eigene Subscription-Lösung für Abokunden entwickelt und alle Zahlungsanbieter mühsam direkt integriert — heute unvorstellbar, aber damals mussten wir wirklich unsere begrenzten Entwicklerressourcen dafür einsetzen. Dass sich Stripe der Aufgabe gestellt hat, solche großen Hürden für Entwickler und Gründer zu senken und Unternehmen damit ein schnelleres Wachstum zu ermöglichen, hat mich dann natürlich sofort überzeugt und begeistert.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
- Das weiß ich gar nicht mehr genau. Finanztechnologie ist ja auch erst einmal nichts Neues, auch wenn Fintech als Wortschöpfung neu sein mag. Dass sich die Finanzbranche wie alle anderen Branchen zu einem eigenen Technologiezweig weiterentwickelt, hat aber eine ganz neue Geschwindigkeit und Innovationsfreude in den Bereich gebracht.
Wie definierst Du FinTech?
- Also zunächst einmal verstehen wir bei Stripe uns nicht als Fintech, sondern allgemeiner als Technologiefirma. Wir bieten ja auch Software jenseits der reinen Zahlungsverarbeitung an. Fintechs sind für mich Unternehmen, die mithilfe von Technologie Probleme der Banken, Finanz- und Versicherungsbranche und – vor allem – die ihrer Kunden lösen.
- Ich kenne ja beide Seiten. Etablierte Unternehmen sind oft sehr gut darin, Strukturen und Prozesse zu definieren und erfolgreich damit zu arbeiten. Oft haben sie durch ihre Größe ganz andere Möglichkeiten und Chancen. Start-ups und Fintechs sind eher auf kreative Lösungsansätze und Ideen angewiesen. Sie müssen sich ihr Standing erst erarbeiten und ihre Marke auf dem Markt bekannt machen. Da sind etablierte Unternehmen natürlich oft deutlich weiter.
- Die Geschwindigkeit ist bei vielen Fintechs immens. Durch kleinere, fokussierte Teams und Agilität können hier Entscheidungen sehr schnell getroffen werden. Fintechs entwickeln mit großer Geschwindigkeit zukunftsfähige Technologien, von denen sich die etablierten Banken noch einiges abschauen können. Fintechs überdenken alte, traditionelle Modelle, hinterfragen sie immer wieder und entwickeln neue Ansätze.
- Wenn man zehntausend Mitarbeiter und hundert Jahre Firmengeschichte im Rücken hat, kann es schwierig sein, ein Unternehmen ganz neu auszurichten. Start-ups haben es einfacher, weil sie diesen Ballast nicht haben. Noch dazu werden in Deutschland Entwickler immer noch nicht in dem Maße wertgeschätzt, wie es nötig wäre. Das haben wir kürzlich im Rahmen einer Studie herausgefunden. Dabei gaben nur 18 Prozent der in Deutschland Befragten an, dass Entwickler-Input bei wichtigen Geschäftsentscheidungen in ihrem Unternehmen berücksichtigt werde. Weltweit lag dieser Wert deutlich höher. Deutsche Unternehmen neigen außerdem dazu, veraltete Technologien und Tools zu verwenden, und nicht ausreichend Entwickler zu beschäftigen. Negative Auswirkungen auf die Innovationsgeschwindigkeit und die Digitalisierung sind damit “vorprogrammiert”.
- Mich begeistert Technologie generell! Wahrscheinlich wäre ich in einem anderen Tech-Unternehmen gelandet, oder ich hätte selbst gegründet.
- Hm, vielleicht wirklich mal bei einer großen, alteingesessenen Bank, die sich mit der Digitalisierung schwer tut. Da gäbe es bestimmt Einiges zu lernen, und ich würde anschließend die Kultur bei Stripe noch mehr zu schätzen wissen.
- Mit Doro Bär. Ich würde mich gerne mal mit ihr darüber unterhalten, wie wir Startups und Gründergeist in Deutschland besser fördern können. Und ich würde sie auch gerne fragen, wann wir denn ein flächendeckendes Glasfasernetz in Deutschland bekommen. ;)