Die Gesichter der FinTech Branche: Alex Bierhaus

Gesichter der Branche: Alex Bierhaus

Dürfen wir vorstellen: Alex Bierhaus von COMPEON

Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche  stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Alex Bierhaus unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen…

Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen.

Diesmal beantwortet Alex Bierhaus unsere Fragen. Alex ist CTO und Managing Director bei COMPEON, dem Full-Service-Dienstleister für Mittelstandsunternehmen

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Bereits während des Studiums war ich als Softwareentwickler selbstständig. Eines meiner ersten Projekte war tatsächlich in der Bankenbranche, genauer gesagt bei der WestLB. Das war um 2007/2008. Eine spannende Zeit, nicht nur aufgrund der damals durchschlagenen Finanzmarktkrise, sondern auch insgesamt für die Entwicklung des Internets, der in der breiten Gesellschaft startenden Digitalisierung und der damit verbundenen neu entstehenden Technologie.

Ohne die Entwicklung der Technologien, und damit meine ich nicht nur die Verbreitung des Smartphones, sondern heute grundlegende Basistechnologie wie APIs, moderne JavaScript-Frameworks oder auch Fortschritte im Bereich der Skalierung von Systemen, wäre unser heutiges digitales Leben nicht vorstellbar.

Gesichter der Branche: Alex Bierhaus

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Das muss um 2014/2015 der Fall gewesen sein, als sich im Zuge der Finanzmarktkrise neue Player am Markt etablierten. Schon vorher gab es natürlich junge und hungrige Tech-Unternehmen, die auch im Banking die etablierten Player herausgefordert hatten. Aber zu dieser Zeit kam es auch in Deutschland zu einer regelrechten Flut von diesen Herausforderern, während vorher FinTech vor allem in den USA, in Europa vielleicht noch in Großbritannien, ein bereits etablierter Begriff war.

Wie definierst Du FinTech?

Das Finanzwesen war seit jeher sehr technologisch geprägt. Die Finanzdienstleister waren mit die ersten Unternehmen, die sowohl Computer, als auch E-Mails einführten. Das mag aus heutiger Sicht nicht besonders beeindruckend klingen, aber in den Frühstadien der technologischen Entwicklung waren Banken die Vorreiter in der Digitalisierung. Diese frühere Einführung von der damals noch nicht ausgereiften Technologie rächt sich nun an vielen Stellen, da die alte Technologie – beispielsweise Kernbankensysteme – nicht so einfach migriert werden können. FinTech bedeutet für mich, Märkte mit modernen Ansätzen und skalierbarer Technologie zu erobern.

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

FinTechs fiel es bisher schwer, ihr Wissen und ihre Technologie soweit zu nutzen, um einen wirklichen Wettbewerbsvorteil zu generieren bzw. einen signifikanten Marktanteil zu gewinnen. Insbesondere in der Finanzbranche ist dies teilweise dem Zugang zum Markt geschuldet. Der Markt und die Kunden sind in den allermeisten Bereichen bereits unter den etablierten Finanzanbietern aufgeteilt.

„Der Markt und die Kunden sind unter den etablierten Finanzanbietern aufgeteilt.“

Etablierten Unternehmen fällt es bisher deutlich leichter, auch bei neuen Produkten, eine signifikant höhere Reichweite zu erlangen und die Stammkunden zu erreichen.

Was kann man von FinTechs lernen?

Der Umgang mit Technologie und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, sind die Dinge, die StartUps und insbesondere FinTechs seit jeher geprägt haben. Während etablierte Unternehmen häufig daran interessiert sind, den Status-Quo zu erhalten oder maximal langsam zu wachsen, spürt man in FinTechs den Willen überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen. Der Wille, den Markt zu erschüttern und einen signifikanten Beitrag zu leisten, scheint mir dort eher vorhanden. Klar, junge und dynamische Unternehmen sind beweglicher und agiler als die großen mitunter schon hunderte Jahre alte Bankhäuser – doch auch dort sollte man diesen Spirit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder versuchen zu wecken.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Neben dem oft beschworenen fehlenden Mindset ist es meines Erachtens schlicht und einfach die fehlende bzw. veraltete Technologie. Es ist eine enorme Herausforderung, digitale Produkte auf Basis einer Technologie zu entwickeln, die aus einem Zeitalter stammt, bei denen Benutzer noch AOL als Zugang ins Internet genutzt haben. Digitalisierung erfordert starken Willen und massive Investitionsbereitschaft, welche insbesondere bei kleineren Unternehmen nicht immer vorhanden ist. Für viele ist es auch heute noch ein Schuss ins Ungewisse – der Status Quo ist bei vielen Betrieben noch sehr gut, warum sollte man viel Geld in die Hand nehmen und ein vermeintliches Risiko eingehen? Dieser Trugschluss ist gefährlich – nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern für die gesamte Wirtschaft. Allerdings merkt man, dass das Thema Digitalisierung in den Führungsetagen angekommen ist und sich mehr und mehr Offenheit und ein Bewusstsein bildet.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Technologie und Daten haben mich schon immer begeistert. Darum würde ich in einem Bereich arbeiten, bei den man mit Technologie einen signifikanten Beitrag zum Unternehmenserfolg beitragen kann.

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

Gesichter der Branche: Alex Bierhaus

Ich finde die Entwicklung im Bereich Brain-User-Interfaces sehr spannend. In die Glaskugel geschaut wird eine Variante davon in den kommenden 20 Jahren alle bisherigen End-User-Devices ersetzen und die Mensch-Maschine-Interaktion auf ein neues Level bringen. Aus diesem Grund würde ich sehr gerne einmal bei Neuralink vorbeischauen und dort reinschnuppern.

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Ich habe gerade die neue Dokumentation über Bill Gates auf Netflix geschaut. Bill Gates bzw. seine unternehmerische Leistung haben mich schon immer fasziniert und ich hätte noch einige Fragen an ihn, wie er es damals mit einem so jungen und kleinen Technologie-Unternehmen geschafft hat, etablierte und damals schon große Player wie IBM zu überrunden.

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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