Dürfen wir vorstellen: Sven Korschinowski von KPMG
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe “Die Gesichter der FinTech-Branche…” beantwortet jeden Monat eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegenen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Sven Korschinowski von KPMG unsere Fragen. Sven ist Partner für Payment, Fintech & Innovation bei KPMG.
Wer bist Du, was macht Du?
Mein Name ist Sven Korschinowski und ich bin Experte für Zahlungsverkehr, Mobile Payments und Digital Banking. Als Consultant für Corporates, Banken und Fintech-Startups bin ich seit vielen Jahren im Bereich Finanzen und Zahlungsverkehr unterwegs. Ich leite als Partner bei KPMG den Bereich Payments & Innovation und engagiere mich darüber hinaus bei der BITKOM und der CGI MP. Als eine Art Gatekeeper beschäftige ich mich intensiv mit Fintech-Geschäftsmodellen. KPMG berät FinTechs u.a. bei rechtlichen, steuerlichen und buchhalterischen Fragen. Ich bringe das Wissen in Banken für eine digitale Transformation. Das machen wir global in 30 Ländern.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Früh – gehöre noch zur Generation Banklehre. Was Payments betrifft: 1999 – als ich eine Online Banking-Anwendung einem indischen Geschäftskunden in den Arabischen Emiraten per Telefon parametrisieren dürfte. War nicht leicht. Sprachlich. Die Zahlungen gingen dann aber am Ende durch.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
So richtig 2014. Vorher gab es viele Diskussionen um Mobile Payment-Startups. Dann kamen nach und nach weitere Produkte hinzu. Man sprach auch von Challenger Banks. Aber eigentlich viel früher, Anfang der 2000er als wir in der Bank intensiv über 360T sprachen. Damals hieß das nur noch nicht Fintech.
Wie definierst Du FinTech?
Die Gretchenfrage. Gut, ein Versuch. FinTechs sind Startups, die mit Hilfe neuer Technologien das Banking anders machen. Hoffentlich besser. Das kann vorne beim Eingangskanal sein, im Liefern eines besseren Produktprozesses oder durch eine völlig andere Art und Weise Banking zu machen. Man kann sicherlich noch nach dem zeitlichen Reifegrad unterscheiden (Seed/Frühphase, Later Stage, Etabliertes Unternehmen).
Was glaubst Du, machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Geldverdienen und Risiken beherrschen. Banken schauen natürlich, wie sie mit dem heutigen, großen Kundenstamm Umsatz machen können. Risiken müssen sie schon wegen der vielfältigen regulatorischen Anforderungen beherrschen. Beides unterschätzen manche FinTechs. Allerdings kann der Vorteil zum Hemmnis für die Banken werden. Nämlich wenn sie keine (geschäftlichen) Risiken mehr eingehen und nicht mehr innovieren.
Was kann man von FinTechs lernen?
Mut und Passion. Auch wenn nicht alle FinTechs reüssieren werden. Eine Bereinigung wird kommen. So haben sie doch alle den Mut, es auszuprobieren. Neues zu wagen. Die meisten Ideen wären in einer Bank nie zum Tragen gekommen. Mir gefällt auch das Wort Pivot. Das heißt der Gründer merkt, dass sein bisheriger Ansatz nicht funktioniert hat. Er behält sich aber seine Leidenschaft und Überzeugung, dass seine Idee Erfolg haben wird. Er passt sie an und verfolgt weiter sein Ziel. In einer Bank nicht möglich.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Ganz einfach: Sie müssen alte Zöpfe abschneiden. Andere Wege beim Angebot und Liefern ihre Produkte beschreiten. Vielleicht sogar sich kanibalisieren. Das betrifft ganz viele Menschen in allen Schichten der Bank. Die Lehmschicht ist hart. Bei den Banken kommen zudem noch die alten, komplexen Legacy-Systeme hinzu. Nicht leicht umzustellen. Am Ende fehlt häufig einfach auch der Mut, Großes zu wollen.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Macht gerade super viel Spaß. Hmm, in einer Tonne leben und Bücher schreiben. Im Gegensatz zu meinem „Vorgänger“ ist das Publizieren durch die Digitalisierung leichter.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Ant Financial Services, dem Finanzarm von Alibaba. Ich finde es gigantisch, was sie tun, wieviel Geld sie in neue Technologien investieren und die riesige Kundenanzahl, die sie haben.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Null innovativ, aber: Elon Musk. Der hat so viel geschafft und noch sehr viel mehr vor. Das Gespräch stelle ich mir sehr inspirierend vor.
Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX). [mehr]