Die Gesichter der Branche – Melchior Neumann von Kontist

In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Mittlerweile haben über 300 Szene- und Branchen-Köpfe unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten beantwortet.

Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist Melchior Neumann von Kontist

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Melchior Neumann, Chief Tax Officer von Kontist und Mitgründer des Kontist Steuerservice. Dort mache ich das, was jede:r Gründer:in macht: Von allem ein bisschen, mit dem Ziel, jemanden zu finden, der oder die es besser macht als ich selbst. Momentan dreht sich bei mir viel um Content Marketing und die Kommunikation zwischen Kontist und den Steuerberater:innen, davor standen eher Recruiting und die Prozesse im TaxOps im Mittelpunkt.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Das Schöne ist, dass sich Tage und Wochen bei mir selten ähneln, aber es gibt ein paar Konstanten: Meist verbringe ich drei bis vier Tage in der Woche im Homeoffice. Morgens versuche ich, die Zeit zwischen 9 Uhr und 11 Uhr freizuhalten, um Mails und Nachrichten zu beantworten, die gehen sonst nämlich gerne mal unter. Danach habe ich in der Regel verschiedene Termine mit den Marketing- und TaxOps-Teams oder arbeite konzentriert an Projekten. Außerdem ist freitags unser Content-Tag, da nehmen wir von morgens bis abends Videos für Youtube und TikTok auf.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Die Innovation. Mit Kontist entwickeln wir etwas, was es so noch nicht auf der Welt gibt. Das bedeutet, wir müssen für jedes Problem eine eigene Lösung finden und können bei niemandem abschauen. Ich brauche immer wieder neue Herausforderungen, um motiviert zu bleiben, und diese ständig neuen Probleme sind ein tolles Abenteuer. Verbunden mit dem Gefühl, absoluter Vorreiter in unserem Bereich zu sein, macht das die Arbeit bei Kontist zu meinem Traumjob.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Eigentlich habe ich jahrelang versucht, etwas ganz anderes zu machen. Ich habe beispielsweise eine eigene Marketing-Agentur gegründet mit Fokus auf Plattform-Geschäftsmodellen und Marktplätzen. „Blöderweise“ habe ich damit überdurchschnittlich viele FinTechs als Kunden gewonnen und wurde in der Szene laufend weiterempfohlen. Irgendwann habe ich mich meinem Schicksal ergeben.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Am häufigsten habe ich mit Steuerfachleuten zu tun und denen erzähle ich meist einfach von unserem Konzept (100 % Fokus auf eine Zielgruppe & Verbindung von Banking und Steuern) und zeige ihnen unsere Backoffice-Software. Die ist im Gegensatz zu allen anderen Steuerlösungen so anwenderorientiert statt gesetzesorientiert, dass jeder innerhalb von kürzester Zeit auch damit arbeiten will. Wenn das nicht ausreicht, zeige ich ihnen unsere Release-Frequenz und spätestens dann fangen DATEV-Anwender an zu weinen. Bei uns bekommen Mitarbeiter schneller einen Release als bei DATEV jemanden ans Telefon.


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Wie definierst du Erfolg?

Für mich ist Erfolg, einen positiven Einfluss auf das Leben von anderen zu haben.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Kritisches Denken ist meiner Meinung nach einer der wertvollsten Skills in unserer Branche, denn wer den Status quo nicht hinterfragt, schafft keine Innovation. Damit das in die Umsetzung kommt, brauchen wir Menschen, die in Prozessen und Produkten/Lösungen denken. Außerdem halte ich ein “Test-Mindset” für wichtig: Lösungen müssen ausgiebig getestet und Entscheidungen aufgrund von Testdaten getroffen werden; persönliche Meinungen helfen nicht weiter.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Haustürschlüssel, Smartphone und AirPods.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Ich bin unfassbar gut in PowerPoint-Karaoke.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

Inzwischen eher #Team Homeoffice, weil ich gerne in der Nähe meiner Tochter bin. Vor ihrer Geburt sah das noch ganz anders aus, da war ich selbst während Corona jeden Tag im Büro.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Ich finde 5-Sterne-Hotels super faszinierend, wenn alles einfach exzellent funktioniert. Ich habe unglaublich großen Respekt vor allen Menschen, die in der Hotellerie arbeiten.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?

Ich glaube, dass mich alle Fehler und dummen Entscheidungen zu der Position geführt haben, auf der ich heute bin. Abgesehen davon hätte ich damals nie auf jemanden gehört, der zehn Jahre älter ist :) Teilweise hätten meinem Leben ein wenig mehr Gelassenheit und langfristige Perspektiven aber sicherlich gut getan. Ich war extrem ungeduldig und wollte immer alles jetzt und sofort.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

… den Gesetzgebungsprozess und die Steuererhebung zu hundert Prozent digitalisieren. Unter mir als Finanzminister wäre Elster Online für jeden Pflicht. Allerdings würde ich die Anwendung stärker öffnen, damit Softwareunternehmen Apps dafür entwickeln können.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

Die nächste Finanzierungsrunde von Kontist aus eigener Tasche bezahlen.

Wenn ich jeden Tag das gleiche essen müsste, wäre das …?

… mexikanische Küche, ich liebe mexikanisches Essen. Mit Burritos könnte ich mich anfreunden.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

Spanien, genauer gesagt Valencia. 2020 war das schon sehr konkret geplant; wir hatten schon alle Möbel verkauft und dann kam Corona dazwischen.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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