Lena Hackelöer ist Gründerin und CEO von Brite Payments, einem Unternehmen, das sie 2019 in Schweden gegründet hat. Lena teilt Einblicke in das Leben einer CEO, die zwischen Hochleistungs-Meetings auch Zeit für ihr geliebtes Curry findet. Sie spricht u.a. über den Mut, Fehler zu machen und die Kunst, ein Team zu führen. Dies ist ein Einblick in das Leben einer Führungskraft, die für ihren Job lebt und nichts lieber machen möchte.
Dürfen wir vorstellen? Das ist Lena Hackelöer von Brite Payments
Wer bist du, was machst du?
Ich bin Lena Hackelöer, Gründerin und CEO von Brite Payments, das ich 2019 in Schweden gegründet habe. Mit Brite können Zahlungen innerhalb von Sekunden, ohne Login oder App, getätigt werden; zum Beispiel als Bezahlmethode für Kund*innen, wenn sie Waren kaufen oder als Auszahlung von Verkäufer*innen, wenn eine Retoure ansteht. Es gibt aber auch Anwendungsfälle im Bereich Versicherungen, für Trading oder für Freelancer*innen. Die technische Grundlage dafür ist die PSD2 Open-Banking-Infrastruktur. Mittlerweile sind wir in 25 Ländern aktiv und unser Team ist auf über 100 Personen angewachsen. Anfang Oktober ‘23 konnten wir dann unsere neue Finanzierungsrunde von 60 Millionen Dollar mit den großartigen Investoren Dawn Capital und Headline bekanntgeben.
Bevor ich mein eigenes Unternehmen gegründet habe, war ich CEO von Qliro und eine der frühen Mitarbeiterinnen und Managerin bei Klarna. Dort habe ich das globale B2B-Marketing aufgebaut und war zuletzt auch für die Marke SOFORT verantwortlich.
Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?
Ich habe immer einen sehr vollen Kalender und würde mich – weil ich für unser Produkt brenne – als Workaholic bezeichnen. Auf meinem Weg ins Büro habe ich daher meist schon die ersten Calls – beruflich, aber häufig auch mit der Familie. Wenn das Wetter in Stockholm es zulässt, gehe ich zu Fuß. Dann bin ich den ganzen Tag in internen oder externen Meetings. Mittags gehe ich mit Kolleg*innen zum Lunch oder treffe mich mit meinem Stockholmer Netzwerk.
Was reizt dich an deiner Tätigkeit?
Mit Brite bauen wir eine komplett neue Produktkategorie auf, die den Payment-Markt umkrempelt. Wir sind nicht einfach irgendein neuer Payment-Provider, sondern arbeiten an echter Innovation und viel auf strategischem Neuland. Unsere technologische Infrastruktur haben wir selbst entwickelt und bewegen darüber mittlerweile Zahlungen in Milliardenhöhe. So etwas aufzubauen macht mir großen Spaß.
Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?
Ich bin zufällig hier gelandet: Klarna hat mich damals von Frankreich, wo ich studiert habe, nach Stockholm geholt. Fintech war zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen. Das gab mir aber die Möglichkeit, die Branche von Anfang an aktiv mitzugestalten. Jetzt möchte ich nichts lieber machen!
Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?
Als Gründerin eines Fintech-Scaleups begeistere ich andere für meinen Job, indem ich unsere Vision teile. Ich bin davon überzeugt, dass wir in drei Jahren nicht mehr verstehen werden, warum man 24 Stunden – über Ländergrenzen hinweg sogar bis zu drei Tage – auf sein Geld warten sollte. Ich kann innerhalb von Stunden meinen Einkauf per App erledigen und geliefert bekommen oder mir innerhalb von Sekunden ein Auto mieten. Warum sollte es in aller Welt so lange dauern, Gelder von A nach B zu schieben?
Wie definierst du Erfolg?
Für mein Unternehmen gibt es drei Erfolgsfaktoren. Erstens: Gesundes Wachstum. Zweitens: Stabile Unternehmensgrundlagen. Wer sein Geschäft auf ein stabiles Fundament stellt, kann sich auf die Zukunft konzentrieren und Entwicklungen vorantreiben – ohne ständig die Beschaffenheit des Fundaments zu prüfen oder auszubessern. Drittens: Zufriedene Mitarbeiter*innen. Ein Arbeitsklima, in dem sich Menschen unterschiedlichster Hintergründe wirklich wohlfühlen können, bedeutet für mich Erfolg.
Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?
Technologiekompetenz und -offenheit sind die wichtigsten Fähigkeiten. PSD2, und demnächst PSD3, ermöglichen es Fintechs, das Finanzangebot von Morgen zu verändern. Banken müssen beispielsweise eine API-Schnittstelle für Drittanbieter wie uns haben. Das stärkt den Wettbewerb im EU-Zahlungsverkehr. Menschen, die die Veränderung aktiv gestalten wollen, brauchen eine gewisse Begeisterung und Offenheit für neue Technologien. Wenn diese Grundlage stimmt, ergibt sich die Technologiekompetenz von ganz alleine.
Außerdem erachte ich Kundenorientierung als wichtige Fähigkeit. Die Zeit, in der unsere Bank drei Anlagemöglichkeiten vorgeschlagen hat und wir uns für eine entschieden haben, ist vorbei. Kund*innen stehen heute auf ihre Bedürfnisse maßgeschneiderte Lösungen zur Verfügung. Die Anbieter, die diese Bedürfnisse genau verstehen, haben die Nase vorn.
Damit einher geht eine dritte wichtige Fähigkeit: Proaktivität. Die FinTech-Welt dreht und entwickelt sich schnell. Wir müssen neue (technologische) Möglichkeiten und Consumer-Trends beobachten und ausprobieren sowie in Gesprächen mit unseren Kund*innen genau hinhören. Ein gewisser Blick fürs Detail ist dabei besonders wichtig. Wir interagieren mit unseren Kund*innen meist digital, nicht persönlich. Da müssen Kommunikation und Interfaces einfach stimmen.
Was hast du immer in deiner Tasche dabei?
Neben den üblichen Gegenständen wie einem iPhone Max Pro (ja, ich bin “Generation egal, hauptsache großes Display”), Airpods zum Nachrichten hören und Telefonieren und meinen Schlüsseln für die Offices in Stockholm und Malaga, habe ich immer irgendein Buch dabei; manchmal auch mein Kindle.
Was kann man von dir besonders gut lernen?
Instant Payments und Open Banking! Darüber kann ich natürlich Vorträge ohne Ende halten. Ich habe aber auch selbst viel über Führung und eine gute Unternehmenskultur in schnell wachsenden Unternehmen gelernt, und dieses Wissen gebe ich gerne weiter. Was ich zum Beispiel bei Brite versuche, ist, meinem Team emotionale Sicherheit zu vermitteln. Sie sollen wissen, dass sie Fehler machen, laut denken und kreative Ideen in den Raum werfen dürfen. Nur so entsteht echte Innovation – und nicht, wenn der Boss mit der Faust auf den Tisch haut.
#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?
#TeamBüro. Ich mag mein Team und freue mich jeden Tag, alle zu sehen! Das gibt mir viel Energie.
In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?
Ich bin grundsätzlich sehr begeisterungsfähig und finde zahlreiche Unternehmen total spannend. Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich wahrscheinlich in einem Unternehmen Mäuschen spielen, in dem Dinge physisch produziert werden. Ich habe bisher ausschließlich digitale Produkte gebaut.
Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?
Da wären ein paar Tipps. Aber der Wichtigste wäre vermutlich: „Nimm nicht alles so ernst!” Denn am Ende des Tages lässt sich jedes Problem lösen und ein paar Jahre später denkt man kaum noch an die Fehler, die hinter einem liegen. Es zählt das Hier und Jetzt.
Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?
… die Gesetzgebung für Incentive-Programme für Mitarbeiter*innen deutlich vereinfachen und steuerlich attraktiver gestalten. Das ist in Deutschland noch immer nicht gut geregelt und der Standort ist ohnehin schon nicht attraktiv genug für Tech-Companies.
Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?
… wahrscheinlich ein Team für eine neue Startup-Idee anheuern, die mit Crime Prävention zu tun hat und wahrscheinlich nie Gewinn abwerfen wird – aber hoffentlich einen hohen gesellschaftlichen Nutzen hätte.
Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?
… Curry! Ich liebe thailändisches und indisches Essen. Wer mit mir zum Lunch geht, weiß direkt, wo es hingeht. Darüber werden schon Witze gemacht.
Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?
… Frankreich oder Spanien. Zudem liebe ich die USA. Ich bin allerdings ein Familienmensch und möchte in kurzer Flugweite zu meiner Familie bleiben.