Neuer Name, neues Konzept: aus dem main incubator, den die Commerzbank im Jahr 2013 startete, wurde im letzten Jahr neosfer. Als Frühphaseninvestor und Innovationseinheit hat viele neue Fintechs im Blick und unterstützt ausgewählte Unternehmen mit strategischem Wagniskapital. Wie gut, dass dessen Geschäftsführer Kai Werner selbst schon immer ein Faible für Finanzprodukte und ihn auch eine Excel-Datei nicht abschreckt.
Er fordert: „Komplexität reduzieren, Innovation fördern und es Start-ups auf dem deutschen Markt erleichtern, ein erfolgreiches Geschäftsmodell aufzubauen“. Des Weiteren spricht er im Interview über den Rückgang von Neugründungen und seine Liebe zu Spanien.
Dürfen wir vorstellen? Das ist Kai Werner von neosfer
Wer bist du, was machst du?
Ich bin Kai Werner, Geschäftsführer bei neosfer, Frühphaseninvestor und Innovationseinheit der Commerzbank-Gruppe. Bei neosfer beschäftigen wir uns mit der Erforschung digitaler Innovationen und nachhaltiger Geschäftsmodelle, entwickeln MVPs und gründen eigenständige Ventures. Das passiert vor allem in Team build. Mit unserem Team invest unterstützen wir außerdem Start-ups aus dem Fintech-, Sustainability- und B2B SaaS-Bereich mit strategischem Wagniskapital.
In Team connect arbeiten wir unter anderem über das IMPACT FESTIVAL daran, ein Ökosystem rund um die nachhaltige und digitale Zukunft unsere Gesellschaft aufzubauen. Neben meiner leitenden Funktion im Bereich build bin ich auch in den Bereichen connect und invest tätig.
Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?
Mein Alltag gestaltet sich ähnlich agil wie unser Unternehmen. Ehrlicherweise ist Routine etwas, das mich abschreckt. Ich habe keinen Arbeitsalltag im klassischen Sinne. Das ist aber auch das Spannende an meiner Tätigkeit.
Was reizt dich an deiner Tätigkeit?
Neue Technologien entwickeln und ausprobieren oder das Wachstum unserer Ausgründungen begleiten – das sind die Dinge, die mich in meiner täglichen Arbeit begleiten. Wir sind bei neosfer frei in unserer Kreativität und als Team motiviert, über die Vielfalt einer Aufgabe hinaus zu denken.
Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?
Ich hatte schon immer ein Faible für Finanzprodukte – mich schreckt eine Excel-Datei nicht ab. Die Arbeit mit Zahlen macht mir Spaß. Ich übernehme gerne Verantwortung und mag es, eigenverantwortlich zu arbeiten. Das hat mir die Commerzbank immer ermöglicht.
Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?
Der konstante Kreativitätskreislauf bei neosfer ist ein starker Motivator. Wir denken frei – und ich habe jeden Tag Spaß daran, mit meinem Team Neues zu entwickeln. Das steckt an!
Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking-Industrie erachtest du für wichtig?
Die größte Herausforderung im Finanzbereich ist, dass es kaum haptische Produkte gibt. Bei den Nutzer:innen entsteht so weniger Verbindung zu einer Marke. Deshalb interessiert mich der Venture-Building-Bereich ganz besonders. Wir haben hier die Möglichkeit, Unternehmen und deren Produkte zu fördern und zu beraten und ihre Marke aufzubauen. Sozusagen eine Nische im Payment- und Banking-Bereich, die ein hohes Potenzial birgt.
Was hast du immer in deiner Tasche dabei?
Mein Smartphone.
Was kann man von dir besonders gut lernen?
Eigenverantwortliches Arbeiten. Die Leitplanken, die wir bei neosfer stecken, gleichen eher einer sechsspurigen Autobahn als einer Bundesstraße. Innerhalb dieser Leitplanken darf sich jede:r bei uns ausprobieren. Mir ist wichtig, dass alle Mitarbeitenden Spaß an der Arbeit haben. Wir wollen gemeinsam Ziele erreichen, ohne unseren Kolleg:innen zu diktieren, was sie zu tun haben.
#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?
Beides. Zum einen ermöglicht das Homeoffice maximale Flexibilität. So kann ich zum Beispiel bisweilen in Berlin oder anderswo arbeiten, um in den direkten Austausch mit unseren Start-ups zu treten. Genauso wichtig ist mir der Kontakt zu meinem Team. Für Brainstormings oder andere Kreativprozesse treffen wir uns vor Ort, denn regelmäßige Bürobesuche tragen zum Teamzusammenhalt bei.
Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?
Zehn Jahre scheint gar nicht so lang her zu sein, dennoch würde ich meinem jüngeren Ich drei Dinge mitgeben: Bleibe neugierig, bleibe offen und nicht zuletzt, lerne programmieren!
Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?
…die Komplexität reduzieren, Innovation fördern und es Start-ups auf dem deutschen Markt erleichtern, ein erfolgreiches Geschäftsmodell aufzubauen.
Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?
…mein eigenes Geld in innovative Start-ups investieren, um das Start-up-Ökosystem zu fördern und Jungunternehmer:innen zum Durchbruch zu verhelfen. Eine Studie des Start-up-Verbandes und des Branchendienstes Startupdetector verzeichnete einen deutlichen Rückgang der Neugründungen 2022 in Deutschland. Das ist fatal, denn ein solcher Rückgang hemmt die Innovationskraft Deutschlands.
Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?
…Reis mit Gemüse – ich liebe Reis.
Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?
…Spanien. Die spanische Kultur macht einfach gute Laune. Ich habe ein Faible für die Sprache und kann mir gut vorstellen, mit der „spanischen Gelassenheit“ in der Sonne zu sitzen, die Füße im Wasser baumeln zu lassen und Paella zu essen.