Die Gesichter der Branche: Julian Leitloff

Gesichter der Branche: Julian Leitloff

Dürfen wir vorstellen: Julian Leitloff von Fractal

Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche  stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Julian Leitloff unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen…

Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen.

Diesmal beantwortet Julian Leitloff unsere Fragen. Julian ist CEO beim Beliner Startup Fractal.

Wer bist Du, was macht Du?

Als Gründer und CEO von Fractal ID bin ich ziemlich involviert in allen Themen, habe aber zum Glück einen Mitgründer, der sich dem Produkt und der Technologie annimmt. Beruflich war ich schon immer zwischen Tech und Finanzmarkt unterwegs. Ich fing im Spätsommer 2008 bei der Deutschen Bank in Frankfurt an, also eine Woche bevor die Finanzkrise so richtig losging.

Gesichter der Branche: Julian Leitloff

Habe mich dann am Lehrstuhl für Innovation und Technologie an der Zeppelin Universität mit dem Thema Crowdfunding intensiv befasst. Ich bin dann in eine Tech-Gründung abgetaucht und nach fünf Jahren wieder aufgetaucht. In 2017 habe ich mich dann intensiv wieder mit Fintechs befasst und Fractal gegründet zusammen mit Júlio.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

In meiner Bank Zeit hatten wir zwei Fintechs als Kunden. Ich kann leider nicht sagen welche. Aber das hat mich damals schon fasziniert. So richtig intensiv habe ich mich erst mit Crowdfunding Plattformen wie Seedmatch und Innovestment auseinandergesetzt. Dass hier eine völlig neue Art der Finanzierung entstand hat mich fasziniert. Natürlich bin ich weit vorher als Konsument in Kontakt mit Fintechs gekommen. 

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Jedenfalls nicht in meiner Zeit bei der Bank, sonst hätte ich mich sofort draufgestürzt. Der Begriff hat sich langsam eingeschlichen.

Wie definierst Du FinTech?

Für mich sind FinTechs Unternehmen die Infrastruktur bauen, die für digitale Finanztransaktionen nötig sind. Die allgemeine These ist ja, dass jedes größere Startup in nächster Zeit ein FinTech wird, aber da würde ich widersprechen. Den Trend sehe ich, aber nur weil Auto1 viele Kredite vermittelt, macht es sie noch nicht zu einem FinTech. Für mich ist darüber hinaus spannender zu sehen, welche Art von FinTech entstehen: Ein Unternehmen, das Prozesse für Kernbanksysteme baut, ist so unterschiedlich von einem DeFi Startup für automatisierte Versicherungslösung – hier fächert sich die Industrie gerade unglaublich auf. 

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Gesichter der Branche: Julian Leitloff

Sie sind sehr gut darin viele Menschen zuverlässig und effizient zu versorgen. Dazu gehören ausgereifte Qualitätsprozesse und eine hohe Zuverlässigkeit, weil sie schockresistenter sind. Große Unternehmen sind besser darin Kapital zu organisieren und sie haben durch ihre Skalierung geringere Kosten.

Was kann man von FinTechs lernen?

FinTechs sind Validierungsmaschinen: Sie können Geschäftsfelder bedienen, an denen sich ein etabliertes Unternehmen nie ranwagen könnte. FinTechs können neue, speziellere Produkte testen, ohne direkt die ganze Produktwelt mitdenken zu müssen. FinTechs sind perfekt geeignet, um die Präferenzen, Produkte und Absatzmärkte zu validieren. Das einzige Problem ist, dass man erst im Nachhinein weiß, welches Startup recht hatte.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Ich habe nicht das Gefühl, dass sich ein Alphabet oder ein Facebook mit der Digitalisierung oder aber mit neuen Technologien schwertut. Was sie dafür tun ist, häufig junge Unternehmen zu kaufen – eine Verjüngungskur quasi, die neue digitalaffine Mitarbeiter und die neuste technologische Entwicklung ins Unternehmen bringt. Wenn ich das Gleiche mit einem Stab von Mitarbeitern versuche, bleibt mir schleierhaft, wie man mit guten Resultaten rechnen können.

Die haben sich ja ganz aktiv für einen sicheren Arbeitgeber entschieden und können sicherlich andere Sachen sehr gut, aber sind vielleicht nicht die risikoaffinsten. Hinzu kommt aber auch: Die Infrastruktur von einer Bank ist verdammt komplex. FinTechs haben einen Vorteil, dass sie diesen Legacy Stack nicht haben.

„Banken-Infrastrukturen sind sehr komplex. FinTechs haben da einen Vorteil, da sie diesen Legacy Stack nicht haben.“

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

In meiner Vorstellung würde ich zur Governance von Open Source und Anreizsystemen in Netzwerken an der Zeppelin Uni forschen. Das finde ich unglaublich spannend. Vielleicht schaffe ich das irgendwann nochmal. 

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

Es würde mich reizen zu erfahren, wie es wäre nach zehn Jahren einen Tag bei meinem alten Arbeitgeber der Deutschen Bank zu arbeiten. Ich habe bis heute nicht verstanden, wie eines der größten Blockchain FinTechs, ConsenSys, von innen funktioniert. Ein Tag Persönlicher Assistent von dessen Gründer Joe Lubin sein – da würde ich sofort zusagen.  

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Mit meinen Freunden, die sehe ich leider seltener als mir lieb ist.

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

Weitere interessante Beiträge

  • Wie Exporo Impact Investing fördern will 

    Wie Exporo Impact Investing fördern will 

    Die Firma will Investitionen in erneuerbare Energien einfacher machen. Im Podcast spricht Chef Simon Brunke über Herausforderungen bei dieser Mission.

  • Wie der ePerso die finanzielle Inklusion fördern – oder behindern kann

    Wie der ePerso die finanzielle Inklusion fördern – oder behindern kann

    Der ePerso revolutioniert die Identifizierung: Sparkassen nutzen ihn nun eigenständig. Doch wie wirkt sich das auf die finanzielle Inklusion aus?…

  • Visa und Mastercard: Sind die Gebühren zu hoch?

    Visa und Mastercard: Sind die Gebühren zu hoch?

    In den USA und der EU wird untersucht, ob Visa und Mastercard ihre Marktmacht missbrauchen. Demnach verlangten sie weiter zu…

Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!