Dürfen wir vorstellen: Julian Hosp von Cake DeFi

Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche  stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Julian Hosp unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen…

Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Julian Hosp unsere Fragen. Julian ist CEO und Co-Founder von Cake DeFi, einem (Blockchain-)Fintech mit Sitz im Stadtstaat Singapur.

Wer bist Du, was machst Du?

Ich bin Dr. Julian Hosp, CEO und Co-Founder von Cake DeFi, einer Fintech-Firma mit ca. 60 Angestellten in Singapur. Ich bin gelernter Arzt, aber habe mich schon recht früh dafür entschieden meiner Passion – Wissen anderen Leuten weiterzuvermitteln – zu folgen und als Entrepreneur durchzustarten.

Gesichter Julian Hosp

Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?

Ich bin grundsätzlich ein Morgenmensch; ich stehe gegen 6 Uhr auf und erledige sodann gleich die wichtigsten Agenden des Tages. Sehr wichtig ist mir auch die anschließende, gemeinsame Zeit mit meinem 8 Monate alten Sohn, bevor ich dann zum Morgensport schreite. Mein Vormittag ist generell eher etwas ruhig und mit nur wenigen Meetings gespickt. Bedingt durch die Aufteilung unseres Teams in einen europäischen und einen asiatischen Teil, fängt meine stressige Zeit dann meist gegen Mittag an, wenn das europäische Team zu arbeiten beginnt und sich mein Terminkalender mit Meetings zu füllen beginnt. Den Abend lasse ich zumeist bei einer entspannten Runde Golf, beim Joggen mit Freunden oder einem Besuch im Fitnesscenter ausklingen.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Meine erste Berührung mit der Payment und Banking-Industrie hatte ich 2014, als ich eigentlich ein Blockchain-Startup im Medizinbereich gründen wollte, mich dann jedoch – nach der Übersiedlung nach Singapur im Jahr 2015 – sehr früh und auch sehr intensiv mit dem Thema Bitcoin auseinandergesetzt habe und schließlich auch in diesem Bereich hängen geblieben bin.

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Das war im Jahr 2015 einhergehend mit dem Thema Krypto, als ich mich immer intensiver mit diesem Bereich zu beschäftigen begann. Im Zuge dessen, ist mir dann natürlich auch der Ausdruck FinTech des Öfteren über den Weg gelaufen.

Wie definierst Du FinTech?

Ich würde FinTech als einen Sammelbegriff für aufstrebende Technologien im Bereich der Finanzindustrie definieren. Unternehmen, die sich dem Thema FinTech verschreiben, versuchen durch den Einsatz von modernen Technologien Finanzdienstleistungen zu revolutionieren. Das vorrangige Ziel hierbei ist mittels innovativen Lösungen die Digitalisierung voranzutreiben.

FinTech kann somit viele Bereiche der klassischen Finanzindustrie verändern: Angefangen vom Bezahl-, über den Anlage- bis hin zum Finanzierungsbereich finden Startups Wege um althergebrachte, starre Strukturen aufzubrechen und die User-Experience zu verbessern. Der große Unterschied zum Kryptobereich ist jedoch, dass man immer noch den zentralisierten Institutionen vertrauen muss – Dezentralisierung hat hier somit noch nicht Einzug gehalten.

„Der Unterschied zum Kryptobereich ist, dass man den zentralisierten Institutionen vertrauen muss – Dezentralisierung hat hier somit noch nicht Einzug gehalten.“

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Ich glaube den großen Unterschied macht hier die Erfahrung und das Branding. Im allgemeinen finde ich jedoch, dass das klassische Bankenmodell ein Auslaufmodell ist. Dies kann an der Tatsache festgemacht werden, dass viele etablierte Unternehmen ihr Business-Modell bereits jetzt umkrempeln müssen, indem sie Fintechs aufkaufen, übernehmen oder sämtliche firmeninternen Ressourcen in den Aufbau einer eigenen Fintech-Sparte stecken. Dies wird durch Analysen untermauert, in denen von einem regelrechten Bankensterben die Rede ist, sollte ein solcher Wandel nicht gelingen.

Was kann man von FinTechs lernen?

Vorrangig, dass Technologie für gewisse Dinge, die per Knopfdruck erledigbar sind, ungemein gut und zielführend ist. Im selben Atemzug werden sich Fintechs aber auch sehr schwer tun, wenn sie zu viel Digitalisierung wollen. Denn es wird immer Bereiche geben, die eine menschliche Interaktion bedingen oder zumindest eine solche vom Kunden gewünscht wird. Fintechs werden folglich genau jenen Spagat zwischen Digitalisierung und menschlicher Interaktion meistern müssen, um auf lange Sicht erfolgreich zu bleiben.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Dies kann vor allem in der Firmenkultur, dem bestehenden Kundenstamm und in gewissem Ausmaß auch an den Entscheidungsträgern selbst festgemacht werden. Nicht zu unterschätzen ist auch ein gewisser Ballast, der einhergehend mit der Ausgestaltung der Organisation, über Jahrzehnte mitgewachsen ist und nicht einfach über Nacht wegrationalisiert werden kann. Hierbei denke ich allen voran an den Mitarbeiterstamm, der nicht nur aufgrund sozialrechtlicher Gesetze, sondern auch aufgrund der Moral, nicht so schnell reduziert werden kann. Solche Prozesse benötigen einfach Zeit und können nur mit einer langfristigen Vision auch zielführend und erfolgreich umgesetzt werden.

Was macht deinen Job täglich interessant?

Gesichter Julian Hosp

Ich kann das anhand eines Triumvirats unterschiedlicher Einflussfaktoren festmachen. Zum einen der direkte Kundenkontakt, vornehmlich über Social Media und über die Communities, mein tolles Team und Glück in einem Bereich arbeiten zu dürfen, von dem ich überzeugt bin, dass er in den nächsten Jahren ganze Industrien revolutionieren wird und das Leben vieler Menschen weltweit erleichtern und zum Besseren wenden wird.

Hier sei nur mal auf die zig Millionen Menschen in Entwicklungsländern verwiesen, die bis heute noch keinen Zugang zu einem Bankkonto haben. Genau diesen Wandel voranzutreiben und mitzugestalten ist mehr als nur erfüllend für mich.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Ich würde höchstwahrscheinlich im Med-Tech-, respektive Health-Tech-Bereich arbeiten. Mein Ziel ist es in späteren Jahren, nachdem ich meine Ziele im Payment-Bereich erreicht habe, genau in besagtem Bereich durchzustarten.

Worauf bist du stolz?

Ich bin stolz darauf, dass ich es bis jetzt sehr gut geschafft habe, meine Arbeit, mein privates Umfeld und meine Freizeit sehr gut miteinander zu vereinbaren. Mein Credo und Lebensanschauung ist, dass man erst so richtig glücklich und im Einklang mit sich selbst ist, wenn man in genau jenen Bereichen seinen inneren Frieden gefunden hat. Außerdem glaube ich, dass ich auch relativ fit bin, ich ernähre mich gesund und ich arbeite stets daran meine Fähigkeiten – sei es im privaten, wie auch ich geschäftlichen Umfeld – weiterzuentwickeln.

Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt sind klassische ‘role models’. Das mag auf den ersten Blick etwas stereotypisch klingen, kann aber von mir leider nur bestätigt werden. Wenn wir uns beispielsweise die Bewerbungen auf eine Programmierer-Stelle bei Cake DeFi ansehen, dann bewerben sich immer noch zehnmal so viele Männer bei uns als Frauen. Ein Ansatzpunkt diese Diskrepanz zu überwinden, wäre der aktive Aufbau starker Tech-Frauen als eine Art Rollenmodell, die ihrerseits Vorbildwirkung für heranwachsende Frauen sein könnten. Diese Vorbildfunktion muss natürlich schon sehr früh stattfinden – dies fängt bereits in der Ausbildung an und geht über Freizeitaktivitäten bis hin in den privaten Bereich.

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

Zuerst einmal sollte einmal gesagt sein, dass ich ein extrem schlechter Angestellter wäre. Dennoch könnte ich mir vorstellen einen Tag in einem Tech-Unternehmen wie Google, Tesla, Facebook oder Amazon zu arbeiten um einen Einblick in die Firmenkultur zu erhalten.

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Ich trinke eigentlich kein Bier, aber zu einem guten Glas Wein, sag ich nicht nein. Abhängig vom Bereich, könnte ich mir schon vorstellen ein Gläschen Wein mit Tiger Woods, Elon Musk, Jeff Bezos, Warren Buffett oder Bill Gates – um nur ein paar wenige Persönlichkeiten zu nennen – zu trinken.

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