In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Fast 300 Szene- und Branchen-Köpfe haben unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten bisher beantwortet.
Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?
Dürfen wir vorstellen? Das ist: Jana Koch von Younited
Wer bist du, was machst du?
Ich bin Jana. Als CMO bei Younited Deutschland bin ich für die Bereiche Marketing, Operations, HR und Business Intelligence verantwortlich. Dabei habe ich immer als Ziel vor Augen, das Kreditgeschäft in Deutschland besser, transparenter und einfacher zu machen. Für mich ist das eine spannende, neue Herausforderung, da ich in den Jahren zuvor ähnliche Projekte im Wertpapiergeschäft bei der comdirect Bank vorangetrieben habe. Dort bin ich als Head of Business Development für das Innovationsmanagement verantwortlich gewesen und habe durch die Leitung der comdirect Start-up Garage bereits eng mit Fintechs zusammengearbeitet. Nun freue ich mich, selbst in einem tätig zu sein.
Privat würde ich mich als Weltenbummlerin bezeichnen. Das Reisen gehört zu meinen absoluten Leidenschaften und ich habe selbst viele Jahre im Ausland gelebt. Zurzeit arbeite ich in München und wohne in Hamburg, allerdings ziehe ich bald in die Nähe des Thüringer Walds.
Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?
Bei schönem Wetter jogge ich eine Runde und setze mich dann mit einer heißen Tasse Tee morgens vor den PC. Abseits dieses Rituals und den festen Team Jour Fixen ist bei mir ist jeder Tag anders. Ein erster Blick auf meine wöchentliche Prioliste, meine E-Mails und den eingestellten Terminen gibt mir dann Struktur und bestimmt den Tag. Generell bin ich viel in Meetings unterwegs, arbeite mit meinen Teams an unseren vielfältigen Projekten und springe von einem Thema zum nächsten. Gerade das macht für mich meinen Arbeitsalltag so interessant.
Was reizt dich an deiner Tätigkeit?
Am meisten schätze ich die Möglichkeit, jeden Tag verschiedene Aspekte zu begleiten, vernetzen und zu verbessern. Dabei befinde ich mich in einem stetigen Balanceakt zwischen dem tiefen Eintauchen in diverse Themen und dem ‚Helicopter View‘, um das große Ganze im Blick zu behalten.
Im Beruf brauche ich auch stets eine Herausforderung. Es reizt mich, mich einem Thema anzunehmen, das mich fordert und nicht so einfach zu lösen ist. Da das ganze Themenspektrum rund um Kredite auf dem deutschen Markt immer noch negativ behaftet ist, empfinde ich es als besondere Challenge, dieses Thema gezielt mit einem frischen Blick zu betrachten und neue Mehrwerte für Kund:innen zu schaffen.
Gerade unter dem Aspekt genieße und suche ich die Vernetzung mit Kund:innen und anderen Kontakten außerhalb des Unternehmens und der eigenen Branche. Hier frage ich mich immer: Wo kann ich anknüpfen, wie können wir (z. B. im B2B-Bereich) zusammenarbeiten? Wie können wir von neuen Ideen und Impulsen profitieren?
Ich genieße auch die große Flexibilität, die mir mein Job bietet. Nicht nur in Bezug auf die vielfältigen Themen und Projekte, sondern auch auf den Arbeitsort. In meinem Job kann ich flexibel in ganz Deutschland und Europa arbeiten und dabei immer wieder neue Impulse aufnehmen, ohne dass ich fest an einen Standort gebunden bin. Das ergänzt sich ideal mit meiner Begeisterung für das Reisen.
Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?
Ich hatte bei comdirect durch meinen Aufgabenbereich viel Kontakt zu Fintechs und fand die kreativen Freiräume und die Geschwindigkeit schon immer faszinierend. Auch die Fehlerkultur ist eine andere als bei einer größeren Bank. Da ich als Leiterin der Start-up Garage meist beratend zur Seite stand, freue ich mich, nun selbst Entscheidungen treffen zu können. Das fing schon in der ersten Woche bei Younited an, als ich während einer Zugfahrt Änderungen an der Website direkt vornehmen konnte – das wäre zuvor unvorstellbar gewesen. Die Entscheidung, zu einem Fintech zu gehen, habe ich bisher keine Minute bereut.
Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?
In meinen Augen muss ich nicht zwingend jemand anderen von meinem Job begeistern, ich bin schließlich die, die ihn machen darf. Ich sollte also auch diejenige sein, die Freude und Spaß an dieser Position hat, und das ist definitiv der Fall.
Die Frage ist eher: Wie begeistere ich andere Menschen von ihrem Job? Das versuche ich, indem ich viel Vertrauen schenke, Verantwortung übertrage, Spaß verbreite und Freiraum für Kreativität gebe. Ich höre mir die Meinungen von anderen an, lasse mich von ihren Impulsen leiten und traue mich auch mal, verrückt zu denken. Ich sehe mich nicht als Einzelspielerin an, sondern als Teamplayer. All diese Aspekte finde ich auch in meinem Job wieder. Und wenn man mir ansieht, wie viel Spaß mir meine Arbeit macht, fühlen sich automatisch auch andere davon angesprochen.
Wie definierst du Erfolg?
Erfolg findet für mich auf mehreren Ebenen statt. Noch bevor ich neue Projekte angehe, habe ich bereits Ziele im Kopf oder etwas Messbares niedergeschrieben, was ich erreichen möchte. Das können von messbaren KPIs bis zu einem Kundenfeedback ganz verschiedene Aspekte sein. Diese dann zu erreichen, ist ein Erfolg. Aber auch eine Idee oder Vision losgelöst von jeglichen KPIs auf ein Blatt Papier zu bringen, ist ein absolutes Erfolgserlebnis!
Nicht alles muss jedoch gelingen, um ein Erfolg für mich zu sein. So sammelt man immer neue Erfahrungen, auch wenn mal etwas scheitert. Daraus zu lernen und über getroffenen Entscheidungen zu reflektieren, bietet die Chance auf wertvollen Erkenntnisse. Wenn ich missglückte Unterfangen also in neue Impulse umwandeln kann, ist das auch ein echter Erfolg!
Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?
Aus meiner Sicht braucht die Finanzbranche Menschen, die frei und branchenübergreifend denken und vernetzen können, und dadurch innovative Ideen entwickeln und umsetzen können. Jemanden, der neugierig und motiviert ist, der etwas bewegen möchte.
Von den alt gedachten Strukturen und Logiken wegzugehen und etwas Neues zu wagen, fordert in allererster Linie Mut! Denn es ist beängstigend, wenn man ein gut laufendes Geschäft hat und sich wandeln soll. Doch lieber schlägt man selbst auch neue Wege ein und testet, bevor jemand anderes das tut und Disruptionen liefert.
Was hast du immer in deiner Tasche dabei?
Ich habe immer mein Handy als Allround-Talent dabei, das benutze ich zum Beispiel für Fotografie (eine meiner Leidenschaften), meine Audible-Hörbucher, Musik, Podcasts und den Kontakt mit Freuden und Familie. Must-Haves sind dann noch Taschentücher und ein Lippenpflegestift. Und ganz wichtig ist meine Bahncard100, damit ich flexibel und unabhängig bin – denn ich habe kein Auto.
Was kann man von dir besonders gut lernen?
Ich bin ein lebensfreudiger Mensch, der sich auch an den kleinen Dingen im Leben sehr erfreuen kann. Ein bisschen Sonnenschein, ein heißer Tee und mit Freunden telefonieren – und ich bin happy. Ich brauche nicht viel, um kleine Glücksmomente im Leben zu finden. Das ist etwas, das andere von mir lernen können.
Außerdem stelle ich immer unfassbar viele Fragen und hinterfrage alles, auch wenn ich anderen damit eventuell auf die Nerven gehe. Ich denke, dass man aber nur so seinen Horizont erweitern kann und immer wieder etwas Neues dazulernt.
#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?
Ich bevorzuge es, im Homeoffice zu arbeiten. Dabei definiere ich Homeoffice jedoch als alle Plätze außerhalb des Office. Das erlaubt mir, flexibel zu sein und immer wieder von woanders arbeiten zu können. Zudem bin ich kein Multitasking-Talent und fokussiere mich lieber tief auf ein Thema. Außerdem telefoniere ich sehr viel. Für beides habe ich gern meine Ruhe und nicht so viele Menschen um mich herum. Deshalb setze ich auch immer Kopfhörer auf, wenn ich in München im Büro bin.
Dennoch möchte ich es nicht missen, den Kontakt zu wahren und mein Team regelmäßig persönlich zu sehen.
In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?
Da ich privat leidenschaftlich gern fotografiere, finde ich Nikon als Unternehmen faszinierend. Auch Unternehmen wie NASA, Dyson oder Tesla würden mich reizen. Ich würde gern einen Blick in eine völlig andere Branche werfen, die Höchstleistungen der Ingenieurskunst schafft, und verstehen, wie sie das anstellen. Ansonsten interessiert mich auch die Arbeitskultur in Korea und Japan. Wie unterscheidet sie sich von uns und wie schafft man es dort, immer am Puls der Zeit zu sein?
Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.
Bleib dir treu! Erhalte dir das Hinterfragen, Abschauen und Lernen von Anderen. Lass dich von ihnen inspirieren, aber vertraue auch auf dein eigenes Können.
Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?
… klare Prioritäten setzen und einen Plan aufstellen: clever investieren, um Schulden abzubauen und sich auf die Zukunft auszurichten.
Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?
… nicht viel an meinem Leben ändern. Ich würde den Gewinn vielleicht anlegen, aber grundsätzlich bin ich mit meinem Leben, so wie es gerade ist, sehr glücklich. Das gewonnene Geld würde mir ein Gefühl von Sicherheit und finanzieller Freiheit schenken, aber trotzdem würde ich an meinem Lebensstandard nichts Großes verändern.
Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?
… unfassbar schlimm für mich, weil ich leidenschaftlich gern Essen gehe. Ich schätze die kulinarische Vielfalt sehr und liebe es, immer wieder Neues zu erkunden.
Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?
… interessanterweise Deutschland! Ich habe durch das Reisen festgestellt, wie wichtig mir Familie und Freunde, und die Vorteile Deutschlands (wie z.B. unsere Krankenversicherungen) sind. Ich sehe Deutschland gern als Basis für meine Reisen an und sammle dabei Eindrücke aus anderen Kulturen. Vielleicht begegnet mir dabei perspektivisch ein Land, das mir noch besser gefällt.