Dürfen wir vorstellen: Jan Eibich von Loanboox
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Jan Eibich unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen.
Diesmal beantwortet Jan Eibich unsere Fragen. Jan ist einer der Geschäftsführer der Fremdkapitalmarkt-Plattform Loanboox.
Wer bist Du, was macht Du?
Mein Name ist Jan Eibich und gemeinsam mit meinem Kollegen Ralf von Cleef bilde ich die Geschäftsführung der Loanboox GmbH – einer digitalen Fremdkapitalmarkt-Plattform. Auf dieser werden kapitalsuchende Unternehmen bzw. Einrichtungen der öffentlichen Hand mit Investoren verbunden. Die teilnehmenden Parteien können auf der Plattform ohne Zwischenhändler verhandeln und Kredittransaktionen vollständig digital abschließen.
Bevor ich FinTech Unternehmer geworden bin, war ich in leitender Funktion bei einer Bank beschäftigt. Zuletzt zeichnete ich beispielsweise als Abteilungsleiter Debt Capital Markets für die Akquisition von Kapitalmarktmandaten verantwortlich.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Bereits während meiner Zeit als Banker bin ich mit einigen FinTechs aus dem Bereich Corporate Finance in Kontakt gekommen. Zudem hatte die Bank, für die ich damals gearbeitet habe, ein Digital-Lab gegründet, um interne Prozesse zu digitalisieren und automatisieren.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Vor etwa 3-4 Jahren. Damals war ich noch skeptisch, wie FinTechs den alteingesessenen Banken Konkurrenz machen könnten. Mittlerweile bin ich da vollkommen anderer Meinung.
Wie definierst Du FinTech?
Ein FinTech denkt aus meiner Sicht traditionelle Prozesse der Finanzindustrie neu und schafft Effizienzen und Transparenzen, die die Marktteilnehmer im Finanzmarkt so bisher nicht kannten. Durch Prozessautomatisierung, eine höhere Preistransparenz und die Öffnung des Marktes für Finanzdienstleistungen wird ein Mehrwert geschaffen, von dem alle Beteiligten profitieren.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Etablierte Unternehmen können in der Regel auf langjährige Kundenkontakte, eine starke Risiko- und Marktexpertise sowie eine große Bilanz bzw. hohe Liquidität zurückgreifen. Damit sind sie in der Lage, langjährige finanzielle Commitments zu geben.
Was kann man von FinTechs lernen?
Viele große Unternehmen sind – insbesondere was IT-Ausstattung und Digitalisierungs-Expertise angeht – „Dinosaurier“. Daraus resultiert eine geringe Geschwindigkeit bei der Umsetzung neuer digitaler Ideen als Antwort auf moderne Kunden- oder Marktanforderungen. FinTechs sind hier mutiger und agiler. Man probiert einfach mal etwas aus und stellt im Zweifel „schlechte“ Produkte auch schneller wieder ein. Außerdem haben FinTechs eine höhere Digitalkompetenz.
„Bezogen auf die Digitalisierungs-Expertise sind viele große Unternehmen ‚Dinosaurier‘.“
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Hier kann ich nur mutmaßen bzw. mich auf meine eigenen Erfahrungen bei einem großen Unternehmen beziehen. Ein Grund ist meines Erachtens die veraltete IT-Infrastruktur, die gefühlt aus den 80er oder 90er Jahren stammt – und dann immer wieder weiterentwickelt wurde. Hinzu kommen die regulatorischen Anforderungen, die sehr umfangreich sind und denen insbesondere Banken unterliegen. Auf dieser Basis weitgehende Veränderungen umzusetzen, die notwendig für die Digitalisierung sind, ist schwierig, auch weil sich viele bestehende Prozesse in der Vergangenheit bewährt haben. Es gehört tatsächlich großer Mut und eine klare Vision (sowie ein hoher Kostenaufwand) dazu, wesentliche Prozesse zu digitalisieren.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Ich glaube, ich hätte etwas vollkommen anderes gemacht. Berufsschullehrer vielleicht?! Da hätte ich 12 Wochen frei ?
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Google oder Amazon. Beide Unternehmen sind Digitalisierungsriesen und haben bestehende Märkte neu definiert.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Gerne ich würde mal mit Michael Bloomberg ein Bier trinken gehen.