Die Gesichter der Branche – Felix Schulte von RIDE Capital

In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Fast 300 Szene- und Branchen-Köpfe haben unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten bisher beantwortet.

Jetzt war es an der Zeit für etwas Neues. Und so haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist: Felix Schulte von RIDE Capital

Wer bist du, was machst du?

Hallo, ich bin Felix Schulte, Geschäftsführer und Mitgründer des Berliner Fintech RIDE. Mit RIDE ermöglichen wir Anlegern das steueroptimierte Investieren über eine Kapitalgesellschaft. Wenn sie über eine vermögensverwaltende GmbH, kurz vvGmbH, investieren, zahlen sie so auf Aktiengewinne lediglich 1,54 % Steuern – statt der üblichen 26,375 % als Privatperson.

Christine Kiefer und ich haben RIDE gemeinsam gegründet, damit Anleger schneller Vermögen aufbauen und finanziell unabhängig werden können. Wir erschaffen mit RIDE eine neue Kategorie des Investierens, die wir als „low-tax investing“ bezeichnen. Christine verantwortet die Produktentwicklung und Operations. Ich kümmere mich eher um Sales und Marketing, die strategische Ausrichtung und externe Partner.

Vor RIDE habe ich das E-Commerce-Unternehmen NewStore Inc. gegründet, das ich im März 2016 verkauft habe. Danach war ich als Entrepreneur in Residence bei ARB Investment Partners GmbH tätig, einem Private-Equity-Fonds für Immobilien.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Ich halte mir grundsätzlich die Zeit bis 10:00 Uhr frei. Diese Zeit nutze ich, um den Tag zu strukturieren. Um zehn habe ich dann meistens mein erstes Meeting mit meiner Mitgründerin Christine. Der Tag ist dann mit Meetings mit Mitarbeitern gefüllt, am Abend habe ich dann noch ungestört Screen-Time.

Meine Eltern waren Unternehmer, so kam ich das erste Mal mit unternehmerischen Aktivitäten in Berührung. Das scheint einen bleibenden, positiven Eindruck auf mich hinterlassen zu haben. Ich habe riesigen Spaß daran, Unternehmen aufzubauen, etwas zu erschaffen, das dauerhaft bleibt und die Menschen weiterbringt. Zumindest ist das mein Ziel: Ich möchte etwas bauen, wovon Menschen im wahrsten Sinne profitieren. Als Angestellter habe ich mich nie wohlgefühlt.

Auch Handwerken hat mir immer Spaß gemacht und die Werkstatt in der Firma meiner Eltern war der beste Spielplatz. Das Tüfteln mit Teams und an Unternehmen macht mir heute noch Spaß – nicht nur bei Lego Technic.

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Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Ehrlich gesagt stand die Branche nicht wirklich fest für mich. Es hat sich eher zufällig so ergeben. Ich hatte selbst ein E-Commerce-Unternehmen gegründet, das erfolgreich geleitet und zum Exit geführt. Danach war ich mit ARB Investment Partners mehr in der Private-Equity-Branche unterwegs. Allerdings begeistere ich mich für das Thema Geldanlage und steueroptimiertes Investieren schon lange. Als Austauschschüler in den USA las ich bereits 2002 das Buch „Rich Dad Poor Dad“, das einen riesigen Einfluss auf mich hatte.

2008 habe ich dann meine erste Firma gegründet. Damals bekam ich von Michael Brehm, dem Gründer von StudiVZ, den Tipp, Firmenanteile über eine vermögensverwaltende GmbH zu halten. Da man dann weniger Steuern beim Verkauf zahlt. So kam der Ball ins Rollen.

Als Christine und ich dann Investment-Club-Deals aufgesetzt hatten, gab es sozusagen einen Schneeballeffekt, da wir unseren Mitinvestoren ebenfalls die vvGmbH empfohlen haben. Ich habe allen Beteiligten über WhatsApp Tipps gegeben, wie sie eine vvGmbH am besten strukturieren sollten. Das Zwei-Finger-Tippsystem hat zwar gut funktioniert, aber in das Projekt ist dann viel mehr Zeit hineingeflossen. Christine sah dabei Optimierungsbedarf und -potenzial und sagte, dass sie das programmieren könnte. So ist die Idee zu RIDE entstanden.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Ich möchte anderen einen Weg aufzeigen, der schneller zu Vermögen und finanzieller Unabhängigkeit führen kann. Am Anfang gibt Vermögen Sicherheit, später ermöglicht es Freiheit. Bei ARB Investment Partners ging das Ticket ab 5 Millionen Euro los. Wir haben da zwar tolle Sachen gemacht, aber unser Angebot war für die meisten einfach unerreichbar. Das hat mich dazu motiviert, Menschen mit kleineren Portfolien den Weg zu besseren Investmentmöglichkeiten, Vermögensstrukturierung und Vermögensaufbau zu ebnen. „Kleinere Portfolios“ heißt zwar in unserem Fall noch immer, dass man wenigstens 100.000 € haben sollte, aber es ist schon mal ein Anfang.

Motivation, oder zumindest Begeisterungsfähigkeit, für Finanzen und Geldanlage sehe ich als erforderlich an. Das sind die Mindestvoraussetzungen.

Wie definierst du Erfolg?

Ich denke, Erfolg lässt sich nur rückblickend erkennen. Ich freue mich, dass wir mit RIDE trotz einiger Hürden so weit gekommen sind. Diese Hürden zu meistern und die Fähigkeit sich zu verbessern, machen am Ende Erfolg aus. Wobei ich gleichzeitig nie zufrieden bin und es mir nie schnell genug geht. Allerdings sehe ich Ungeduld als eine große Stärke.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Mit Komplexität umgehen zu können. Gerade bei Fintechs gibt es so viele Möglichkeiten, ein Produkt zu bauen und einem Kunden zu helfen. Gleichzeitig ist man in ein rechtliches Korsett gezwängt, innerhalb dessen man gestalten muss. Dazu kommen die hohe Skalierbarkeit und die Internationalität. Kein Thema ist wirklich von einem anderen isoliert. Außerdem wächst die Branche, auch dank Venture Capital, dynamisch. Das erlaubt es, erfinderisch zu sein. Neugier und Interesse, wie für eigentlich alle Bereiche im Leben, sind unerlässlich.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Eine Sonnenbrille, ohne die gehe ich nie aus dem Haus. Selbst im Winter versuche ich da optimistisch zu bleiben.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Unternehmerisch Denken und Handeln kann man von mir gut lernen. Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und baue gerne etwas Neues auf. Wie geht man am besten dabei vor? Was gilt es zu beachten? Das sind zwei Aspekte, die man von mir besonders zuverlässig lernen kann.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

Wenn ich Homeoffice mache, dann mache ich mehr Home als Office. Das funktioniert für mich nicht. Deswegen war mir auch ein gutes Büro so wichtig. Unser Büro liegt direkt an der Spree. Wir blicken aufs Wasser, die Oberbaumbrücke erhebt sich direkt darüber. Das ist ein Aus- und Anblick, den ich wunderschön finde. Ich bin Wassersportler, da besteht also eine direkte Affinität. Außerdem schätze ich den persönlichen und direkten Austausch mit den Kollegen. Zumal der unmittelbare Umgang spontan zu einem Mittagessen, Gespräch oder Meeting führen, was beim Homeoffice spontan nicht möglich ist.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Das ist keine leichte Entscheidung. Ich würde zu Space X gehen, wobei ich dafür erst noch amerikanischer Staatsbürger werden müsste. Ich liebe Industrial Engineering und bin Riesenfan der Raumfahrt, ich kann mich dafür unglaublich begeistern. Einmal hinter die Kulissen zu blicken, sich mit den Machern auszutauschen und vielleicht auch mal mit in den Weltraum zu fliegen, da würde ich nicht nein sagen.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?

Vor zehn Jahren vielleicht nicht, aber vor zwanzig Jahren hätte ich mir empfohlen sofort nach Berlin zu ziehen, statt bis 2007 zu warten.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich …?

… das derzeitige Rentensystem reformieren. Wir brauchen ein kapitalfinanziertes Rentensystem statt ein Umlagesystem, das schon rein mathematisch nicht funktioniert.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

… mir ein Segelboot und Immobilien in Berlin und Seattle kaufen.

Wenn ich jeden Tag das gleiche essen müsste, wäre das …?

… Rührei und Tomatensalat oder Caesar Salad.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

… die USA. Die Natur ist traumhaft und unternehmerisch kann man Gas geben.

Eventtipp:

RIDE-Mitgründerin Christine Kiefer ist zu Gast auf der Banking-Exchange und diskutiert mit Ralf Heim (Fincite), Dr. Nicholas Ziegert (OWNLY) und Matthias Lange (McKinsey & Company) zum Thema: „Digital Affluent Banking: Vernachlässigen traditionelle Banken eine wachsende & attraktive Zielgruppe?

👽 Wem sollen wir noch glauben? 👽

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Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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