Die Gesichter der Branche – Felix Oldenburg von project bcause

Wer sich mit Vermögen gesellschaftlich engagieren will, gründet oftmals eine Stiftung – mit viel Aufwand und einem Vermögen, das unflexibel und auf Ewigkeit festgelegt ist. project bcause will diesen Prozess vereinfachen: mit wenigen Klicks kann man eine Online-Stiftung starten, geprüfte Organisationen mit Spenden oder Impact Investments unterstützen und sogar gemeinsam mit anderen Nutzenden finanzieren. Die Plattform stellt im Hintergrund die technische und rechtliche Infrastruktur bereit.

Das Fintech ging 2021 an den Start und hat sich bereits prominente Unterstützer gesucht. Mit dem Gründer sprechen wir über alte Finanzinstrumente in einer digitalen Zeit, über US-amerikanische Serien über Football-Mannschaften und das Potenzial des Internets.

Dürfen wir vorstellen? Das ist Felix Oldenburg von project bcause

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Felix Oldenburg, Mitgründer und Co-CEO des 2021 in Berlin gegründeten FinTech-Startups project bcause. Mit bcause wollen wir dafür sorgen, dass sich Kapital und Problemlösungen zu neuen Bedingungen treffen. bcause ist die Lösung für alle, die sich finanziell stärker für gute Zwecke engagieren wollen, aber den Aufwand einer eigenen Stiftung scheuen. Auf bcause.com kann man eine eigene Online-Stiftung einrichten, daraus Organisationen finden und finanzieren: mit Steuervorteil, voller Flexibilität und steuerbarer Sichtbarkeit. Alles ohne Mindestsummen, Dienstleister und Behördengänge.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Einen klassischen Tag gibt es als Unternehmer nicht. Dazu kommen noch meine anderen Rollen als Vater von zwei Kindern und Vorstand der gemeinnützigen gut.org gAG – einer Holding digitaler Sozialunternehmen und Projekte, wie „Unterkunft Ukraine“.  Aber ich sehe zu, dass jeder Tag auch etwas Sport und Musik enthält.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Ich sehe mich seit jeher als Sozialunternehmer. Ich möchte die Gesellschaft positiv verändern. Seit ich vor inzwischen 25 Jahren eines der ersten sozialen Netzwerke in Deutschland mitgegründet habe – Daidalosnet, das Alumni-Netzwerk der Studienstiftung – fasziniert mich besonders das Potenzial des Internets. Es ermöglicht mehr Menschen, Changemaker zu werden.

Darauf bauen wir auch mit project bcause. Wir wollen das Engagement mit Geld demokratisieren und aus einer kleinen Nische von Stiftungen, Privatbanken und Anwälten herausholen. Wir haben auf unserer Plattform jetzt schon eine rege Community, die sich über Spenden sowie Impact Investments austauscht und neue Online-Stiftungen gründet. Das alles reizt mich an meiner Tätigkeit.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Nein, aber ich wollte immer ein eigenes Unternehmen gründen, wenn die Zeit dafür reif ist, wenn ich bei einer Idee das Gefühl habe: „Das muss ich jetzt wagen.“ Wir erfinden hier eigentlich ein jahrhundertealtes Finanzinstrument für das digitale Zeitalter neu. Das ist eine der wenigen Lücken im FinTech-Ökosystem.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Es gibt aus der US-Serie „Friday Night Lights“ über eine Football-Mannschaft dieses Motto: „Clear Eyes, Full Hearts – Can’t Lose“. Meine Erfahrung ist, dass die eigene Begeisterung leicht überspringt, wenn sie mit einem klaren Blick auf die Realität gepaart ist, die man ändern möchte.

Wie definierst du Erfolg?

Erfolg bedeutet mir nur etwas, wenn ich ihn mit anderen teilen kann – vom kleinen High-Five im Büro bis zur großen Award-Gala und vielleicht irgendwann zur Veränderung unseres Markts.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Für uns war klar, dass wir erstklassige Kompetenz in Legal und Tech brauchen – nicht eingekauft, sondern im Gründungsteam. Deshalb habe ich zuerst Nicole Weyde gewonnen, die vorher Rechtsabteilungen bei Paypal und Groupon geleitet hat, und Sven Tantau, der das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de programmiert hat.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

In der einen Hosentasche ein kleines Smartphone, davon gibt es nicht mehr so viele, und in der anderen einige Karten und Geldscheine. Sonst oft nur mein Macbook Air in einer Tasche. I travel light.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Ich rede gern und viel. Häufig bekomme ich die Rückmeldung, dass man mir gern zuhört. Inzwischen habe ich Tausende Ideen gesehen, die gesellschaftliche Probleme lösen wollen. Da entwickelt man einen klaren Blick, wo es hakt.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

#teamwhateverworks

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gern einmal Mäuschen spielen?

Lego.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.

People decisions need extra time.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

Mindestausschüttungen für gemeinnützige Vermögen erzwingen und einen Staatsfonds zur Skalierung von Sozialunternehmen aus strafbefreiten, steuerflüchtigen Vermögen einrichten.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

… ihn in hunderten direkt über Kiva vergebenen Mikrokrediten nutzen, um Leben zu verändern.

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

Joghurt mit Mandeln und Obst.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

Atlantis.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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