Die Gesichter der Branche: Eugene Danilkis

Gesichter Eugene Danilkis

Dürfen wir vorstellen: Eugene Danilkis von Mambu

Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Eugene Danilkis unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen…

Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen.

Diesmal beantwortet Eugene Danilkis unsere Fragen. Eugene ist Co-Founder und Gründer der in Berlin ansässigen SaaS-Banking-Engine Mambu.

Wer bist Du, was machst Du?

Mein Name ist Eugene Danilkis und ich bin Mitgründer und CEO bei Mambu, einer SaaS-Bankingplattform. Wir haben Mambu im Jahr 2011 gegründet mit dem Ziel, Bankentechnologie in einer digitalisierten Welt zu etablieren und für Jeden zugänglich zu machen. Angefangen haben wir mit der Betreuung von Kreditinstituten und FinTech-Startups. Aktuell haben wir fast 200 Kunden in 60 Ländern, die mit Tausenden von Finanzprodukten mehr als 20 Millionen Endkunden erreichen.

Ich wurde immer durch meine Faszination für Technologie und Design angetrieben, und kombiniere sie mit unternehmerischem Denken. Deswegen habe ich Computerwissenschaften und Human-Computer-Interaction studiert, und danach Software für die Internationale Raumstation ISS entwickelt.

Gesichter Eugene Danilkis

Technologie kann helfen, komplexe Prozesse und Aufgaben zu vereinfachen, und das zeigt sich besonders gut im Bankensektor. Bei Mambu leite ich ein internationales Team. Wir unterstützen Geldinstitute – traditionelle Banken sowie FinTechs und andere Challenger-Banken – dabei, die nächste Generation von Bankdienstleistungen zu entwickeln. Mambu bietet dafür eine flexible SaaS-Plattform, auf der Kunden ihr Portfolio für Finanzprodukte bereitstellen können, was eine innovative Nutzererfahrung schafft. Zudem können unsere Kunden unsere APIs nutzen und dadurch vom reichhaltigen und sich schnell entwickelnden FinTech-Ökosystem profitieren.

Ich habe ukrainische Wurzeln und bin in Kanada aufgewachsen, heute lebe ich in den Niederlanden.

Wie definierst Du FinTech?

FinTechs ermöglichen es Finanzinstituten, ihre Abläufe zu transformieren, neue Geschäftsvorhaben zu realisieren, neue Märkte zu erschließen und neue Produkte für eine moderne digitale Bank- und Krediterfahrung anzubieten.

Die FinTech-Ära hat Finanzdienstleistungen verändert und zwingt Finanzinstitute zur Digitalisierung, Innovation und Skalierung, um sich den Kundenbedürfnissen anzupassen. In einer sich wandelnden Technologielandschaft müssen sie sich im Tempo eines Technologieunternehmens und nicht dem einer traditionellen Bank bewegen. Als direkte Folge davon ändern sie ihre strategische Ausrichtung und sehen sich mit neuen technologiegetriebenen Marktteilnehmern konfrontiert, die in den Finanzdienstleistungssektor drängen. Finanzinstitute müssen agil sein, um auf Marktveränderungen zu reagieren und schnell geschäftlichen Mehrwert zu generieren.

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Etablierte Unternehmen verfügen über Expertise sowie Ressourcen, da sie oft sehr breit aufgestellt sind. Das beinhaltet sowohl finanzielles Kapital als auch gut ausgebildete und erfahrene Mitarbeiter und Berater sowie physische Präsenzen an meist diversen Standorten. Einer der maßgeblichsten Vorteile der etablierten Player ist, dass sie das Vertrauen der breiten Masse genießen. Banken sind uns vertraut, sie sind die Norm einer Organisation, der wir unsere Finanzen anvertrauen. Die Tradition und die Bekanntheit der Abläufe sowie die teilweise staatliche Legitimierung von Banken vermitteln den Kunden ein starkes Gefühl von Sicherheit. Hier haben etablierte Geldhäuser definitiv einen Vorteil. Wenn man sich nun vorstellt, dass diese Marktvorteile mit dem Innovationsgeist und der Agilität von FinTechs kombiniert werden, ergibt sich ein immenses Potenzial.

Was kann man von FinTechs lernen?

Die Nutzung von Technologie, um Arbeitsprozesse zu optimieren und, wo es sich anbietet, zu automatisieren, ist definitiv ein Bereich, in dem traditionelle Finanzorganisationen von FinTechs lernen können. Durch diese Straffung von Prozessen lässt sich viel Zeit sparen, außerdem werden die gesamten Geschäftskosten erheblich reduziert.

Den Fokus weniger auf die internen Systeme und Strukturen, sondern mehr auf die Bereitstellung besserer, kundenorientierter Dienstleistungen zu legen, fördert das geschäftliche Wachstum und die Effizienz immens. Banken sollten verstehen, dass sie ihre Strategie auf lange Sicht anpassen müssen, anstatt auf taktische Ad-hoc-Lösungen zu setzen. Dieses Verständnis sowie eine erhöhte Flexibilität und Mut zur Innovation werden ihnen helfen, zukunftsfähig zu bleiben – und die Bank des 21. Jahrhunderts mitzugestalten.

„Banken sollten verstehen, dass sie ihre Strategie auf lange Sicht anpassen müssen, anstatt auf taktische Ad-hoc-Lösungen zu setzen.“

Wieso tun sich große (etablierte) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Die Digitalisierung ist ein Prozess, der auf ständiger Veränderung basiert. Große und etablierte Unternehmen, wie Banken es sind, sind im Kern ihrer Arbeitsweise und ihrer Unternehmensstruktur nicht auf konstante Veränderungen ausgerichtet.  Zudem sind Legacy-Systeme und mittlerweile veraltete Bankstrukturen tief verankert. Diese aufzubrechen, und nach und nach zu ersetzen, dauert seine Zeit. Somit fehlt es ihnen an Agilität, um schnell auf Entwicklungen in der Bankenbranche zu reagieren und Auswirkungen wirtschaftlicher Ereignisse auffangen zu können. Darüber hinaus muss für wahre und nachhaltige Veränderung ein Umdenken in den Köpfen der gesamten Belegschaft stattfinden – von Filialmitarbeitern über Entwickler bis zu Führungskräften. Das ist für Viele nicht einfach, vor allem für etablierte Player in der Szene, die fest von dem überzeugt sind, was sie gelernt und für eine lange Zeit praktiziert haben. Die nötige Flexibilität kann sich nur aufbauen, wenn sich die Menschen in den Organisationen den Veränderungen öffnen, ihren Mehrwert erkennen und sie aktiv unterstützen.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Das war während meines Masterstudiums im Jahr 2009, als ich den Einfluss von Technologie und Human-Centered-Design auf Finanzdienstleistungen untersucht habe. Vor allem beschäftigte ich mich damit, wie man mit Hilfe von Technologie neue Services entwickelt, um bisher unterversorgte, nicht adressierte oder unattraktive Märkte anzusprechen.

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Ich würde sagen, dass der Begriff um 2014 herum stärker in den Vordergrund rückte. Für mich bedeutete er immer „ein mit Venture Capital finanziertes Technologieunternehmen mit Schwerpunkt auf Finanzdienstleistungen“. Ich glaube aber, dass sich auch die Terminologie und die Bedeutung weiterentwickelt haben, und seit einigen Jahren denke ich bei „Fintech“ eher an eine bestimmte Denkweise, eine Bewegung, die typisch ist für die Zeit, in der wir leben.

Gesichter Eugene Danilkis

Das bedeutet eine viel engere Zusammenarbeit zwischen Business und Technologie in der Frage, wie Technologie eingesetzt werden kann, um besseres Banking zu schaffen und Geschäftsszenarien, Märkte und Kunden besser zu erschließen. Dies lässt sich durch niedrigere Kosten, bessere Kundenerfahrung, ein besseres Produkt oder durch eine Kombination all dieser Faktoren erreichen.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Fotografieren. Ich habe mich schon immer leidenschaftlich dafür interessiert – vor allem in der naturalistischen und fotojournalistischen Fotografie – einzigartige Momente der Zeit festzuhalten und aus etwas, das vielleicht unbemerkt geblieben wäre, etwas Bleibendes zu machen.

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

SpaceX – Ich war schon immer begeistert vom Weltraum und von der Weltraumtechnologie. Es wäre spannend zu sehen, was beim Branchenführer in diesem Bereich geschieht und wie das Unternehmen intern funktioniert.

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Jacinda Ardern – es wäre faszinierend von ihr zu erfahren, wie sie den positiven sozialen Wandel in Neuseeland vorantreibt, und mehr über ihre ziemlich einzigartige Sicht auf die Weltpolitik zu hören. Gerne würde ich mehr darüber erfahren, wie Entscheidungen tatsächlich getroffen werden sowie über ihre Vision für die Zukunft von Arbeit und Gesellschaft und wie sie verwirklicht werden kann.

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Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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