Dürfen wir vorstellen: Christopher Grätz von der Kapilendo AG
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Christopher Grätz unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Christopher Grätz unsere Fragen. Christopher ist CEO der 2015 gegründeten Kapilendo AG, ein FinTech, das Crowdfinanzierung für den Mittelstand anbietet.
Wer bist Du, was macht Du?
Mein Name ist Christopher Grätz und ich bin Co-Founder & CEO der Kapilendo AG. Bei Kapilendo kümmere ich mich um die strategische Entwicklung unseres Geschäftsmodells als führende Corporate und Investment Banking Plattform für den Mittelstand und unser Private Banking für Unternehmer. Vor meiner Gründung habe ich International Management in Tokio und St Andrews studiert und 6,5 Jahre für KPMG deutsche und europäische Banken beraten.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Zwischen Abitur und Studium habe ich eine Ausbildung bei der Weberbank in Berlin gemacht. Mir war es wichtig möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln bevor ich mich weiter mit der Theorie auseinandersetze. Es hat mir sehr geholfen auch im Studium direkt die richtigen Schwerpunkte setzen zu können und vor allem parallel weiter zu arbeiten.
Von klassischer Bank über private Vermögensverwaltung bis zur Management-Beratung konnte ich die Finanzindustrie aus allen Perspektiven sehen und ein gutes Verständnis der Erfolgsfaktoren bei Strategie, Operations und Regulatorik sammeln.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Mit der Gründung von Lending Club in den USA – die uns wie gewöhnlich einige Jahre voraus waren.
Wie definierst Du FinTech?
Ich definiere FinTech in seiner ursprünglichen Bedeutung. Es geht darum mit Hilfe von Technologie die Evolution klassischer Finanzdienstleistungen voranzutreiben und revolutionär neue Finanzdienstleistungen zu entwickeln. Dabei muss Technologie vor allem Effizienz schaffen. Bei Kapilendo geht es uns dabei insbesondere um Marktzugänge. Insbesondere kleinen mittelständischen Unternehmen war aufgrund ineffizienter und damit kostenintensiver Prozesse klassischer Anbieter der Zugang zum Kapitalmarkt stets versperrt. Diese Marktineffizienzen brechen wir auf und ermöglichen Unternehmen und Unternehmern einfache kapitalmarktorientierte Lösungen bereits mit kleinen Beträgen.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Hier gibt es keine pauschale Antwort. Aus meiner Zeit in der Beratung habe ich durchaus viele Ansätze für uns als FinTech mitnehmen können, allerdings auch vieles gesehen, was mich überhaupt erst zur Gründung bewegt hat. Grundsätzlich verfügen etablierte Unternehmen natürlich vor allem über den Vorteil auf etablierte Marken und bestehende Kundenbeziehungen zurückgreifen zu können.
Was kann man von FinTechs lernen?
FinTechs kommen frisch aus dem „Startblock“ und haben deshalb keine Legacy Systeme und Strukturen diese bremsen. Die hohe Agilität und die meist sehr hohe Diversität in der Mitarbeiterstruktur hilft dabei komplett kundenzentriert neu zu denken ohne sich von eingefahrenen Ansichten und (noch) funktionierenden Ansätzen aufhalten zu lassen.
Natürlich können einfachere Strukturen dabei Fluch und Segen zu gleich sein. Insbesondere etablierte FinTechs haben bewiesen auch hochgradig professionell zu agieren.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Auch hier bremsen etablierte Legacy Systeme und komplexe Aufbauorganisationen. Die schnelle und konsequente Umsetzung neuer Ideen auf Basis neuer Technologien fällt schwerer je mehr Mitarbeiter man hinter einer Strategie vereinen muss. Revolutionäres und häufig schon evolutionäres Neudenken bringt enorme Veränderungen mit sich und erfordert daher auch Veränderungsbereitschaft bei jedem einzelnen Mitarbeiter. Dies fällt kleineren und jüngeren Unternehmen einfach deutlich leichter.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Ich wäre im Consulting geblieben und hätte mich auf „Shared-Value“ und „Social-Impact Beratung“ fokussiert.