In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Fast 300 Szene- und Branchen-Köpfe haben unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten bisher beantwortet.
Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?
Dürfen wir vorstellen? Das ist: Christine Kiefer von RIDE Capital
Wer bist du, was machst du?
Hallo, ich bin Christine Kiefer, Geschäftsführerin und Mitgründerin von RIDE Capital. RIDE ist ein Berliner FinTech, das Anlegerinnen und Anleger auf dem Weg zur finanziellen Freiheit unterstützt. Wie sie die erreichen? Indem sie eine vermögensverwaltende GmbH gründen – entweder über uns oder alleine. Darüber können sie steueroptimiert Geld anlegen und so schneller Vermögen aufbauen. RIDE eröffnet damit eine ganz neue Kategorie bei der Geldanlage: die „low-tax investing“-Kategorie. Wenn Anlegerinnen und Anleger über eine vermögensverwaltende GmbH, auch vvGmbH genannt, investieren, zahlen sie auf Aktiengewinne nur 1,54 % Steuern – statt der herkömmlichen 26,375 % als Privatperson.
Während sich mein Mitgründer Felix Schulte um die Vision von RIDE und unsere Produkte aus Kundensicht kümmert, liegt die technische Produktentwicklung und -umsetzung, Engineering sowie Operations in meinen Händen.
Neben RIDE bin ich seit Januar 2022 außerdem für den VC Fund AngelInvest als Venture Partner tätig. Überdies habe ich mit den FinTech-Ladies ein Netzwerk gegründet, um Frauen im Finanzen- und Tech-Bereich zu unterstützen und zu fördern und bin Mitglied im FinTech-Rat des Finanzministeriums.
Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?
Ein klassischer Tag in meinem Leben sieht sehr strukturiert aus. Ich habe mir über die Jahre Routinen zugelegt. Unter anderem, dass ich morgens mit Yoga oder Sport in den Tag starte, ehe ich ins Büro fahre.
Meistens stehen im Laufe des Tages Besprechungen und Termine auf dem Programm. Ich arbeite sehr gerne strukturiert und dementsprechend bin ich großer Fan von To-do-Listen, die ich mir am Vorabend bereits erstellt habe. So weiß ich, was mich am nächsten Tag erwartet und ich kann besser planen.
Wenn ich wider Erwarten morgens keinen Sport gemacht habe, verschiebe ich das auf die Abendstunden oder gehe einem anderen Hobby von mir nach: dem Tanzen.
Was reizt dich an deiner Tätigkeit?
Dass kein Tag dem anderen gleicht. Natürlich möchte ich nicht die stressigen Phasen als Unternehmerin unter den Teppich kehren: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden ist gerade zum Beispiel kein Zuckerschlecken.
Was mich besonders reizt, ist, dass ich beziehungsweise wir als Team etwas Neues schaffen, das Anlegerinnen und Anleger sprichwörtlich einen Mehrwert bietet: Sie können schneller Vermögen aufbauen und somit schneller finanziell unabhängig werden.
Kurz gesagt: Als Unternehmerin und Gründerin will ich, wie viele andere, etwas Neues schaffen, das Menschen weiterbringt.
Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?
Ja! Ich habe während meines Studiums der Informatik und Betriebswirtschaft einen Auslandsaufenthalt in Lausanne eingeschoben. An der Universität habe ich Kommilitoninnen und Kommilitonen kennengelernt, die mir die Banking-Welt nähergebracht haben. Am Ende meines Studiums stand ich vor der Wahl, ob ich im Investmentbanking, als Beraterin oder Programmiererin anfange zu arbeiten.
Schließlich habe ich mich für eine Stelle im Investmentbanking in Frankfurt entschieden, bevor ich von dort 2007 zu Goldman Sachs nach London gewechselt bin. Spätestens ab da hatte mich die Finanz- und FinTech-Welt in ihren Bann gezogen.
Da ich gerne programmierte und mich für Finanzen interessierte, fand ich dort das perfekte Umfeld für mich. Eine spannendere Tätigkeit hätte ich mir nicht vorstellen können.
Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?
Ich halte es mit Elon Musk: “If you need inspiring words, then don’t do it”. Ich nehme anderen gerne die Angst vor Finanzen, vorm Investieren oder vorm Gründen. Wie ich das mache? Indem ich einerseits aufzeige, was möglich ist, und andererseits auch, indem ich Frauen hervorhebe, die es geschafft haben. Motivation und Begeisterung sehe ich als wichtige Bestandteile, um sich Finanzen, Investieren und Gründen zu widmen. Wem diese fehlen, würde ich zu anderen Branchen raten.
Wie definierst du Erfolg?
Unter Erfolg versteht man meist Geld, Macht, Status oder eine Kombination davon. Ich verstehe unter Erfolg, dass man seine selbst gesteckten Ziele erreicht. Ob das nun ein Unicorn-Start-up, der Halbmarathon unter zwei Stunden, ein gepflegter Vorgarten oder eine kinderreiche Familie ist, muss jede und jeder selbst entscheiden. Die Definition von Erfolg ist individuell abhängig.
Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking-Industrie erachtest du für wichtig?
Interesse für die Themen, selbstredend. Die Szene beziehungsweise die Tech-Welt generell entwickeln sich schnell weiter. Darum sind die Payment- und Banking-Industrie so aufregend. Wir entwickeln uns ständig weiter, reagieren auf Unwägbarkeiten, müssen kreative Lösungen finden. Das gilt für uns als Unternehmen, was Produkte und Vision angeht, als auch als Menschen in dieser Industrie. Wer stillsteht, bleibt auf der Strecke.
Was hast du immer in deiner Tasche dabei?
Einen kleinen Plüsch-Flamingo. Im ersten Lockdown war ich auf den Bahamas gestrandet, da hatte ich einen Flamingo-Schwimmreifen. Wenn es bei RIDE mal hoch hergeht, erinnert er mich daran, dass auch wieder entspanntere Zeiten kommen werden.
Was kann man von dir besonders gut lernen?
Strukturiert zu arbeiten. Als Strategist bei Goldman Sachs habe ich gelernt, strukturiert zu arbeiten und analytisch zu denken. Jetzt weiß ich zwar nicht, ob ich meinen Kolleginnen und Kollegen beibringen kann, analytisch zu denken. Aber wenn jemand Fragen dazu hat, wie sie oder er besser den Alltag und die Arbeit strukturieren kann, dann immer her mit den Fragen. (lacht)
#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?
Definitiv #Team Büro, auch wenn Homeoffice bei uns möglich ist. Einerseits, weil ich unser Büro an der Spree einfach wunderschön finde. Als Seglerin fühle ich mich meinem Element Wasser näher. Ich warte übrigens schon darauf, dass unsere Kolleginnen und Kollegen ab Frühjahr mit dem SUP zur Arbeit kommen – oder in der Pause paddeln. (lacht) Andererseits mag ich den direkten und persönlichen Austausch. Natürlich, wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass es auch über Videokonferenzen funktioniert. Für mich heißt es trotzdem: ab ins Büro.
In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?
Seit ich House of Gucci gesehen habe, interessiere ich mich mehr für die Fashion-Industrie, insbesondere Haute Couture. Ich würde gerne mal dabei sein, wie eine Kollektion entworfen und produziert wird. Ich hätte mich um ein Haar nämlich für ein Modedesign-Studium an der Pariser Mode-Hochschule ESMOD entschieden, statt für Informatik.
Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.
Netzwerken, netzwerken, netzwerken! Was ich vor zehn Jahren an Fachwissen gelernt habe, das hilft mir heute bisweilen nicht mehr. Aber die Leute, die ich getroffen habe, helfen mir heute noch weiter.
Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?
… BaFin-Anträge schneller genehmigen. Jetzt mal ernsthaft: Ich würde mir wünschen, dass Prozesse und Abläufe in der BaFin digitalisierter und schneller wären.
Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?
… ein Bootcamp für angehende Programmiererinnen starten, um noch mehr Frauen für einen Beruf in der Tech-Welt zu begeistern.
Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wären das …?
… BBQ-Ribs. Ich liebe Barbecuesoße.
Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?
… Costa Rica! Dort war ich über Silvester 2021 und habe Surfen gelernt. Pura vida!