Dürfen wir vorstellen: Christian Pascal Meiske von Barclaycard
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Christian Pascal Meiske unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Christian Pascal Meiske unsere Fragen. Christian Pascal ist Head of Strategy & Business Development bei Barclaycard Germany.
Wer bist Du, was machst Du?
Ich bin Christian Pascal Meiske und als Head of Strategy & Business Development bei Barclays für die strategische Weiterentwicklung unseres Privatkundengeschäfts in Europa verantwortlich.
Vor meinem Einstieg bei Barclays Anfang 2020 war ich mehrere Jahre in der Strategieberatung tätig und habe Projekte zu verschiedenen strategischen Fragestellungen bei nationalen und internationalen Banken und Finanzdienstleistern geleitet.
Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?
Den klassischen Tag gibt es so zum Glück nicht. Meine Aufgaben sind sehr abwechslungsreich und erfordern ein gewisses Maß an kurzfristiger Priorisierung und Re-Priorisierung. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass – neben der Erarbeitung von Strategiekonzepten und deren Abstimmung mit verschiedenen internen Stakeholdern auf nationaler und internationaler Ebene – der regelmäßige Austausch mit unserem CEO zu verschiedenen aktuellen Business Development Initiativen zu meinen wesentlichen Aufgaben gehört.
Des Weiteren spielen natürlich klassische Führungsaufgaben und der laufende Austausch mit unseren Teams eine wichtige Rolle im Alltag. Hier gilt es, Ansprechpartner für bestimmte fachliche Themen, aber auch Sparringspartner für Kolleginnen und Kollegen zu sein.
Nicht zuletzt pflegen mein Team und ich einen regelmäßigen Austausch mit diversen Teilnehmern aus der Payment und Banking Branche. So tauschen wir uns mit Karten Schemes, FinTechs oder externen Beratern über interessante Entwicklungen oder neue Ideen zur Weiterentwicklung unseres Geschäfts aus.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Meine ersten Berührungen mit der Banking-Industrie hatte ich im Rahmen eines sogenannten Schülerbetriebspraktikums bei der heimatlichen Volksbank, bei der ich auch mein erstes Konto hatte. Bereits zu Schulzeiten interessierte ich mich für das Wertpapier- und Aktiengeschäft und habe damals vom Ersparten erster Ferienjobs Aktien gekauft – was mal mehr, mal weniger von Erfolg gekrönt war.
Seitdem bin ich der Finanzdienstleistungsbranche treu geblieben. Nach dem Abitur folgte zunächst eine Ausbildung als Bankkaufmann bei der Deutschen Bank, bevor ich dort parallel zu meinem Betriebswirtschaftsstudium in der Corporate & Investment Bank gearbeitet habe. Das Thema Payment ist dann 2013 dazu gekommen, als ich in die Strategieberatung eingestiegen bin.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Aktiv habe ich das Thema erstmals in 2013/14 wahrgenommen, als erste Banken Vorstudien zur Erhebung der Chancen und Risiken sowie der Ableitung der eigenen Handlungsstrategien ausgeschrieben haben. In meiner Wahrnehmung stand damals neben dem Thema Payments auch das Thema Crowdfunding/ -investing im Fokus.
Wie definierst Du FinTech?
Der Begriff FinTech ist die Kurzform von Financial Technology und bezeichnet Unternehmen, die innovative, technologiebasierte Finanzdienstleistungen und -lösungen anbieten. Oft wird die Bezeichnung mit Start-ups in Verbindung gebracht, dies ist jedoch keine zwingende Voraussetzung. Auch bereits etablierte Unternehmen beanspruchen zunehmend den Begriff für sich. Thematisch umfasst der legal nicht definierte Sammelbegriff FinTech eine Vielzahl verschiedenster Geschäftsmodelle, weshalb sich im Zeitablauf gewisse Sub-Kategorien, wie beispielsweise InsurTech herausgebildet haben.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Etablierten Unternehmen fällt es in der Regel leichter auf regulatorische Anforderungen zu reagieren und sie besitzen mehr Erfahrung im Austausch mit Regulierungsbehörden. FinTechs verfügen bei Gründung meist nicht über derartige Expertise und müssen sich erst in diese Themenfelder einarbeiten. Darüber hinaus sind etablierte Unternehmen besser, wenn es um die Gewinnung von Fachexperten für den sogenannten Unter- und Mittelbau eines Unternehmens geht. Hier profitieren sie vom bekannteren Brand und oft auch den finanziellen Möglichkeiten, vergleichsweise hohe Gehälter zu zahlen.
Was kann man von FinTechs lernen?
Neben der Tatsache, dass FinTechs in der Regel schneller und pragmatischer Entscheidungen treffen und so viel flexibler auf externe Einflüsse reagieren können, ist die Umsetzungs-geschwindigkeit in FinTechs insgesamt höher. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass FinTechs besser darin sind, regelmäßig die eigenen Lösungen zu hinterfragen und zu verbessern.
„Fintechs sind besser darin, regelmäßig die eigenen Lösungen zu hinterfragen.“
Zudem können etablierte Banken und Finanzdienstleister von FinTechs lernen, wie man es schafft, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen sowie die eigenen Produkte und Services zu begeistern.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Während meiner Zeit als Berater habe ich viele etablierte Banken und Finanzdienstleister von innen gesehen und deren C-Level bei Transformationsprozessen begleitet. Insofern weiß ich, dass die Gründe sehr individuell sein können und eine Pauschalisierung schwierig ist. In den meisten Fällen spielen aber drei Themen eine elementare Rolle.
An erster Stelle sind hier sicherlich die Legacy IT-Systeme zu nennen. Oft existieren über Jahre gewachsene Strukturen aus hunderten von Systemen, die auf verschiedenste Art und Weise miteinander „verwoben“ sind. Dies erschwert eine stringente Digitalisierung einzelner Prozesse oder des gesamten Geschäftsmodells.
Darüber hinaus fehlen oft entsprechende Anreizsysteme, Investitionen in den langfristigen Erfolg zu tätigen, beziehungsweise konsequent in komplett neue Systeme zu investieren. Nicht zuletzt scheitern viele Digitalisierungsprogramme an fehlenden Fachkenntnissen. Auf der einen Seite bedürfen Organisationen eines qualifizierten Top-Managements, das die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen und die Digitalisierung konsequent einfordern muss. Auf der anderen Seite muss es ausreichend Experten mit praktischer Erfahrung in den „State-of-the-Art“ Technologien geben, die den geschaffenen Rahmen auszufüllen wissen.
Was macht deinen Job täglich interessant?
wir eine Vielzahl spannender organischer und anorganischer Wachstumsideen. Neben einem weiteren Ausbau unserer Partnerschaft mit Amazon fokussieren wir uns auf die Gewinnung weiterer B2B2C Partnerschaften mit führenden Consumer Brands. Unser Ziel ist es, der attraktivste Bankpartner für Consumer Payments & Lending zu werden. Insgesamt haben wir dabei nicht nur Deutschland im Blick, sondern streben mittelfristig eine Expansion in weitere europäische Länder an. Derzeit arbeiten meine Kollegen:innen und ich also an vielen interessanten Themen, über die wir in den kommenden Monaten mehr berichten werden.
Darüber hinaus schätze ich das sehr internationale Umfeld bei Barclays – mit 37 verschiedenen Nationalitäten allein am Standort Hamburg ist Diversität für uns ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Ich finde ich die Tätigkeit eines Headhunters sehr interessant. Die Besetzung von Top-Fach- und Führungskräften, die nicht nur fachlich, sondern auch von der Persönlichkeit her zum Unternehmen und der jeweiligen Situation passen, finde ich spannend. Mich reizt dabei die Herausforderung, auf Basis des eigenen Erfahrungsschatzes innerhalb kürzester Zeit die spezifischen Anforderungen des Unternehmens abzuleiten und die Eignung der Kandidaten zu beurteilen.
Gerade in der Payment- und Banking-Industrie gibt es hier ja aktuell auch einen gewissen Bedarf.
Worauf bist du stolz?
Das ist eine schwierige Frage, denn ich tendiere dazu, mir immer gleich neue Ziele zu setzen und neue Herausforderungen anzugehen. Ich möchte noch besser darin werden, öfter mal innezuhalten und Erfolge ausreichend zu würdigen.
Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?
Aus meiner Sicht ist dies historisch bedingt. In den letzten Jahren nehme ich aber zunehmend eine Veränderung hin zu mehr Diversität in der Branche wahr. Nicht zuletzt dank vieler toller Initiativen, die Frauen gezielt fördern. Auch erste „Role Models“, die Karriere gemacht haben und in der Öffentlichkeit stattfinden, haben viel zur Veränderung beigetragen.
In unserem Tech-Bereich sind die Director-Positionen beispielsweise schon heute paritätisch besetzt und auch im Chief Marketing-Bereich sind 50% der Führungskräfte auf Director-Ebene weiblich. Letztendlich sind wir aber noch nicht am Ziel, sodass sich jeder einzelne stets selbst hinterfragen und Diversität aktiv fördern sollte – nicht nur in Bezug auf Frauen.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Ich würde gerne mal einen Tag im Universitätsklinikum Eppendorf arbeiten, um den Ärztinnen und Ärzten dort über die Schulter zu schauen. Durch die Corona-Pandemie sind medizinische Berufe zwar stärker in den Fokus der Allgemeinheit gerückt, aber ich denke grundsätzlich wird oft die Verantwortung unterschätzt, die dort tagtäglich durch das medizinische Personal übernommen wird. Hier einmal hautnah mitzuerleben, welche Entscheidungen beispielsweise in der täglichen Stationsarbeit oder der Intensivstation getroffen werden, zahlt sicherlich positiv auf die gegenseitige Wertschätzung ein.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Es gibt sehr viele interessante Persönlichkeiten, mit denen ich mich gerne mal bei einem Bier austauschen würde, da fällt es mir schwer jemanden spezielles herauszugreifen. Ein interessantes Experiment wäre es, mit meinem 30 oder 40 Jahre älterem Ich ein Bier trinken zu gehen…