In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Mittlerweile haben über 300 Szene- und Branchen-Köpfe unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten beantwortet.
Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?
Dürfen wir vorstellen? Das ist Bettina Rose von PPI
Wer bist du, was machst du?
Ich bin Bettina Rose, Head of Business Development Payments der PPI AG. PPI ist ein Software- und Beratungshaus und seit über 30 Jahren für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister tätig. Neben meiner ursprünglichen Aufgabe bei PPI bin ich auch maßgeblich an der Entwicklung unserer neuen White-label-Plattform PAYCY beteiligt. Damit lassen sich auf Basis des europaweiten Request-to-Pay-Standards Zahlungsaufforderungen in Echtzeit aus einer Rechnung heraus erstellen. Die Rechnung wird dauerhaft mit der Zahlung verknüpft, das schafft Transparenz für Firmen- und Privatkunden, für was wann gezahlt wird und wurde. Bei der Entwicklung der Plattform werden wir von der DZ Bank als strategischem Partner unterstützt.
Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?
Ich starte morgens gerne mit einem Milchkaffee in den Tag. Wann immer es irgendwie geht, bringe ich außerdem meine Tochter in den Kindergarten. Ansonsten ist jeder Tag anders – das macht es gerade so vielfältig und spannend.
Ein wenig ist die Abwechslung ja auch Teil meiner Jobbeschreibung: Ich bin unter anderem Innovationsmanagerin – und Innovationen dürfen sich schon per Definition nicht wiederholen.
Was reizt dich an deiner Tätigkeit?
Genau das, was ich gerade beschrieben habe: die Abwechslung. Ich bin vor vielen Jahren Beraterin geworden, weil eintönige, sich ständig wiederholende Arbeiten für mich einfach nicht erträglich sind. Ich brauche immer neue Herausforderungen, neue Impulse, auch neue Rollen und Aufgaben, die ich einnehmen kann.
Insofern habe ich jetzt bei PPI den perfekten Job für mich gefunden. Wir sind in fast allen Bereichen des Zahlungsverkehrs tätig; und als Innovationsmanagerin habe ich Schnittpunkte zu fast allen Projekten, an denen wir bei PPI arbeiten. Entsprechend hoch ist die Vielfalt der Aufgaben, mit denen ich mich beschäftige. Das empfinde ich als echte Bereicherung.
Außerdem reizt es mich, in einem mittelständischen Unternehmen zu arbeiten. Ich war viele Jahre für große Konzerne wie Deutsche Bank, PwC und IBM tätig. Jetzt genieße ich es, in einem etwas kleineren, familiengeführten Unternehmen zu arbeiten, in dem die Entscheidungswege kurz sind und ich auf diese Weise viel bewegen kann.
Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?
Um ehrlich zu sein: In welcher Art von Unternehmen ich arbeite, war für mich immer zweitrangig. Wichtiger ist mir der Spirit, der in dem Unternehmen herrscht – und der Gestaltungsfreiraum, den ich dort habe.
Und trotzdem bin ich jetzt irgendwie ja auch bei einem Fintech gelandet. Oder besser gesagt: habe ich ein Fintech mitgegründet. Denn als eigenständiges Tochterunternehmen von PPI fungiert PAYCY genau wie ein Fintech – mit allen Chancen und Herausforderungen, die damit zusammenhängen.
Ich finde es extrem spannend, den Prozess der Unternehmensgründung zu begleiten – und nach Jahren in Großkonzernen so auch ein wenig Startup-Luft zu schnuppern.
Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?
Ich liebe, was ich tue – und diese Freude an meinem Job strahle ich auch auf andere aus. Ich glaube fest daran, dass man gute Arbeit nur dann leisten kann, wenn man intrinsisch motiviert ist. Und wenn man wie ich diese intrinsische Motivation in sich trägt, dann fällt es auch nicht schwer, andere Menschen von seinem Job zu begeistern.
Ansonsten versuche ich immer, ein Vorbild zu sein und den Spaß an der Arbeit zu vermitteln. Dazu gehört auch, den Druck, der hin und wieder auf einem liegt, nicht als Belastung, sondern als Herausforderung zu sehen.
Wie definierst du Erfolg?
Auf jeden Fall nicht über irgendwelche Schulterklappen oder die Frage, wie hoch ich auf der Karriereleiter geklettert bin. Erfolg ist für mich das zufriedenstellende Gefühl, die gesetzten Ziele erreicht zu haben. Das gilt für alle Bereiche des Lebens; ganz egal ob im Kleinen oder im Großen, ob einzeln oder gemeinsam im Team.
Ich empfinde es als essenziell, auch kleine Erfolge zu feiern. Denn Erfolge geben einem den Antrieb, um weiter hart daran zu arbeiten, seine Ziele zu erreichen.
Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?
Man sollte immer ein Gespür für die Menschen haben, die die Produkte und Leistungen der Banken nutzen. Das gilt besonders für den Zahlungsverkehr, der von zentraler Bedeutung nicht nur für die Banken, sondern für die Gesellschaft insgesamt ist. Steht der Zahlungsverkehr still, steht Deutschland still. Deshalb ist es auch wichtig, die Branche nicht isoliert zu betrachten, sondern immer im größeren Kontext zu sehen. Das hilft dabei, Trends frühzeitig zu erkennen und zu nutzen.
Darüber hinaus kommt es natürlich auch auf die grundlegenden Fähigkeiten an, etwa ein analytisches Denken, Empathie und eine gute Kommunikationsfähigkeit. Außerdem muss man international denken und handeln können – schließlich macht der Zahlungsverkehr nicht an Landesgrenzen halt.
Was hast du immer in deiner Tasche dabei?
Um ehrlich zu sein: Seit ich eine Smartwatch trage, mit der ich auch bezahlen kann, lasse ich meine Tasche immer häufiger zu Hause.
Was kann man von dir besonders gut lernen?
Die Frage können andere vermutlich besser beantworten. Ich kann aber sagen, was ich gelernt habe und versuche, an andere weiterzugeben: Wenn man anderen Menschen positiv begegnet, bekommt man auch positive Energie zurück. Das klingt wie eine Binsenweisheit, hat mich aber geprägt.
Als Mutter von drei Kindern weiß ich zudem, wie man Familie und Beruf miteinander vereinbaren und gleichzeitig Karriere machen kann.
#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?
Ich mag beides – wobei ich es genieße, dass wir endlich wieder häufiger im Büro sein können. Kein Videocall kann den persönlichen Austausch vor Ort ersetzen. Auf der anderen Seite habe ich die Vorzüge schätzen gelernt, die die Arbeit im Homeoffice mit sich bringen.
Und das nicht nur, weil ich mir dadurch den Berufsverkehr in Hamburg erspare. Früher war es normal, für ein einstündiges Treffen nach Frankfurt zu reisen. Das ist heute glücklicherweise schon aus Gründen des Klimaschutzes die absolute Ausnahme – zumindest bei mir.
In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?
In der HADAG. Dort würde ich gerne eine Kapitänin oder einen Kapitän auf den Hamburger Elbfähren begleiten. Dann könnte ich den ganzen Tag über die Elbe schippern und den schönen Blick auf Hamburg genießen.
Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.
Sei nicht so selbstkritisch, du machst einen tollen Job!
Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?
…dafür sorgen, dass die elektronische Rechnungsstellung auch in Deutschland verpflichtend eingeführt wird, so wie es in andern Ländern längst der Fall oder zumindest in Planung ist. Denn der physische Rechnungsversand ist nicht nur umständlich, sondern auch teuer. Außerdem erleichtert die elektronische Rechnung die Erfassung, Bearbeitung und Archivierung von Rechnungen, zum Beispiel in Verbindung mit Request to Pay. Gerade Unternehmen mit einem hohen Rechnungs- und Lastschriftanteil können ihr Debitorenmanagement so deutlich einfacher und effizienter gestalten.
Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?
…mit meinem Mann, der als Zahnarzt arbeitet, auf eine Mission bei „Zahnärzte ohne Grenzen“ gehen. Vermutlich würden wir dann irgendwo in Afrika helfen, wo die Not am größten ist.
Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?
… auf Dauer ganz schön eintönig. Aber am ehesten würde ich mich dann für Garnelen entscheiden, weil die so sehr nach Heimat schmecken.
Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?
Deutschland! Ganz ehrlich: Ich fühle mich hier sehr wohl und habe kein Bedürfnis, woanders zu leben. Falls doch, würde ich mich für Belgien und dort Brüssel entscheiden. Ich mag den europäischen Spirit, der von Brüssel ausgeht. Außerdem gefällt mir die Vielfalt der Kulturen und Sprachen, der man dort begegnet – das ist Internationalität auf kleinstem Raum.