Dürfen wir vorstellen: Aiga Senftleben von Billie.
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Aiga Senftleben unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen.
Diesmal beantwortet Aiga Senftleben unsere Fragen. Aiga ist Mitgründerin und General Counsel beim Berliner Fintech Billie.
Wer bist Du, was macht Du?
Ich bin Aiga Senftleben, Mitgründerin und General Counsel bei Billie. Mit digitalen, vollautomatisierten Lösungen helfen wir kleinen und mittleren B2B-Unternehmen dabei, ihre Liquidität zu sichern und ihren Cashflow zu stabilisieren. Gerade Konzerne haben meist sehr lange Zahlungsziele, was KMUs regelmäßig vor eine große Herausforderung stellt. Mit Billies Produkten wollen wir einen fairen Zugang zu den besten Technologien und neue Freiräume für alle schaffen
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Nachdem ich einige Jahre lang als Anwältin gearbeitet habe, wollte ich im Jahr 2011 in ein Unternehmen wechseln und hab schnell gemerkt, dass ich die FinTech Branche sehr attraktiv finde: ein modernes Umfeld, in dem es flache Hierarchien, viel Freiheit und komplexe Herausforderungen gibt.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Ich habe dann nach meinem Wechsel aus der Wirtschaftskanzlei bei PayPal als Legal Counsel angefangen, wo ich die Akquisition von einem Rechnungskaufanbieter, die Einführung von Ratenzahlungen und P2P-Payments rechtlich betreut habe.
Aiga Senftleben: „Digitalisierung erfordert die Infragestellung des Status Quo“
Wie definierst Du FinTech?
FinTech-Unternehmen bauen mit Hilfe von Technologie neue und innovative Lösungen für alltägliche Probleme, die im weitesten Sinne etwas mit Finanzierung, Investment oder Zahlungsflüssen zu tun haben.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Eine Generalisierung ist schwer möglich, Unternehmen agieren ja schließlich sehr unterschiedlich. Allerdings haben etablierte Unternehmen häufig einige Vorteile, wie z.B. ein profitables Geschäftsmodell, viele Kunden und eine bekannte Marke. Sie sind dann besser als FinTechs, wenn sie es schaffen, diese Vorteile auszubauen und sich gleichzeitig zu modernisieren.
„Etablierte Unternehmen haben häufig einige Vorteile, wie z.B. ein profitables Geschäftsmodell und eine bekannte Marke.“
Was kann man von FinTechs lernen?
Damit ein FinTech erfolgreich ist, muss es sich erfolgreich in einem extrem komplexen Spannungsfeld zwischen Finanzregulierung, Technologie und Kundenorientierung bewegen. Dies erfordert Flexibilität aber auch eine große Freude daran, Probleme neu zu betrachten und zu lösen.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Diese Frage zu beantworten, ist nicht ganz leicht. Aus persönlicher Erfahrung kann ich schon mal nicht sprechen, da ich nie in einem „etablierten Unternehmen“ gearbeitet habe. Wenn man aber mal überlegt, was Digitalisierung konkret bedeutet, dann wird schnell klar, warum sie große Herausforderungen an Unternehmen stellen kann.
Die Digitalisierung erfordert von Unternehmen die umfassende Automatisierung von Prozessen und Systemen und die Einbindung von neuen Datenquellen und damit einhergehend die Infragestellung des Status Quo. Vor dieser Kraftanstrengung stehen etablierte Unternehmen, bei jüngeren Unternehmen ist Digitalisierung hingegen eine Selbstverständlichkeit.
Tag im Ameisenhaufen und Späti-Tour mit der Vize-Präsidentin
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Ich würde in einer anderen Industrie versuchen, auf innovative Weise, Probleme zu lösen, da gibt es in vielen Bereichen spannende Entwicklung, sei es im Bereich Mobilität, Healthtech oder in der Unterhaltungsindustrie.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Auch wenn es leider nicht möglich ist, wäre ich gern mal für einen Tag in einem Ameisenhaufen oder einem Bienenvolk „tätig“ – da kann man sicher viel über Kommunikation, Prozesse und Organisationsdesign lernen: Es ist doch faszinierend, dass in einem Ameisenhaufen bis zu 1 Mio. Ameisen leben und verschiedenen Aufgaben nachgehen. Und alles ohne All-Hands und Slack-Channel ;)
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Späti-Tour mit Kamala Harris, glaube nicht, dass sie noch viel Zeit haben wird, wenn die Bars in Berlin wieder geöffnet sind.