Die Rente ist nicht sicher, doch den Deutschen ist es egal. Sie wollen plötzlich Wertpapiere. Und ihre Bankdaten geben sie auch an jeden, der nett fragt. Was ist nur aus diesem Land geworden.
An dieser Stelle beleuchten wir einmal im Monat die hoch geflogenen und tief gefallenen, die Auf- und die Absteiger, die Gewinner und Verliere, kurz: Wer war Top? Wer war Flop? Diesmal der Blick auf den Juli 2024.
Top: ETFs statt Sparbücher
Manchmal tun gerade Politiker ihren Wählern unrecht. So zum Beispiel beim Thema Rente: Seit Generationen behauptet Politikergeneration um Politikergeneration, dass die Rente sicher sei und trotz massivster demographischer Verwerfungen niemand am umlagefinanzierten Vorsorgesystem rütteln müsse. Dass das nicht stimmt, ist jedem klar, der mehr als fünf Minuten über das Thema nachdenkt. Aber da Politiker anscheinend der Überzeugung sind, dass eine grundlegende Reform des deutschen Rentensystems zu Rollatorblockaden vor dem Brandenburger Tor und brennenden Seniorenstiften führen werde, wiegen sie Bürger lieber in falsche Sicherheit. Also wird das Rentenniveau einfach exogen festgesetzt, denn was nicht sein darf, das verbietet man einfach – in diesem Fall immer weiter fallende Renten.
Zumindest bisher. Denn die aktuelle Regierung (vor allem die FDP) scheint erkannt zu haben, dass es so nicht mehr lange gutgehen wird. Mit dem Generationenkapital gibt es einen (Teil-)Einstieg in die kapitalgedeckte Altersvorsorge. Gleichzeitig soll private Vorsorge mithilfe von Aktien und ETFs gefördert werden, so der Wunsch der Liberalen. Und siehe da: Die Deutschen, dieses angebliche Volk von Angsthasen, findet das eigentlich ganz dufte. Selbst Bürger, die bisher nicht in Wertpapiere investiert haben, würden ein staatlich gefördertes Vorsorgedepot in großer Zahl nutzen, zeigte diesen Monat eine Umfrage. Die Menschen sind also offensichtlich sehr viel weiter als ihre Regierung, deren Kanzler noch vor nicht allzu langer Zeit stolz erklärte, privat nicht mehr als ein Sparbuch zu besitzen. Und ja, der Mann war mal Finanzminister.
Aber wir wollen hier nicht vollends in Wut und polemische Politikerschelte abdriften. Stattdessen nehmen wir das Positive mit: Die Deutschen wollen anscheinend privat vorsorgen, sie brauchen nur einen kleinen Anstoß. Das kann anscheinend eine Steuerförderung sein, aber auch Unternehmen können sie vielleicht mit dem richtigen Angebot locken. All die Fintechs, die darauf setzen, dass aus den Deutschen noch ein Anlegervolk wird, die können sich bestärkt fühlen.
Flop: Immer Ärger mit den Phishern
Ein wenig Mut beim Kapitalmarkt mag gut sein, in anderen Bereichen gilt aber nach wie vor: Vorsicht, Falle! Zum Beispiel bei E-Mails. Im August gingen wieder diverse Phishing-Mails rum, betroffen waren die Raisin-Marke Weltsparen, außerdem die Sparkassen, ING und die Targobank.
Es spricht nicht gerade für die digitale Reife der Kunden, dass sie immer wieder in diese oft nur bedingt gut gestellten Fallen tappen. Ja, manche Betrüger sind wirklich clever und verschicken Fakes, vor denen Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi in die Knie gegangen wäre. Aber die meisten sind doch recht plump, enthalten Rechtschreibfehler, kommen von offensichtlich falschen Adressen oder sind zumindest so stockend und unsauber formuliert wie ein Oldschool-Erpresserbrief aus ausgeschnittenen Magazinbuchstaben. Die Banken selbst stehen dem Problem etwas hilflos gegenüber. Was sollen sie auch machen, außer ihre Kunden immer wieder zu warnen? Zwei-Faktor-Authentifizierung und ähnliche Mechanismen helfen auch, aber wenn Onkel Egon als Reaktion auf eine Fake-Mail all seine Bankdaten auf www.Sparkasse-Sicherheit-Ganz-wichtig.bz preisgibt, rettet auch das beste Sicherheitskonzept nichts mehr.