Für Franziska Schmid sind Ökonomie und Ökologie kein Widerspruch. Im Gegenteil: Künftig kann es nur noch zusammen gehen! In ihrer monatlichen Kolumne „Let’s think! Green!“ kommentiert sie nachhaltige Entwicklungen im Banking und Payment-Sektor und fordert mehr Umsetzungswille ein!

Was haben Beyond Meat und Tesla gemeinsam, also pflanzenbasierte Fleischprodukte vs. Elektroautos? Kleine Hilfestellung für die Leser: Tesla hat in seinen Fahrzeugen die Ledersitze abgeschafft. Damit wurde ein großes Statement in der Autoindustrie gesetzt, denn sie ist nach der Schuhindustrie der größte Abnehmer von Lederware. Daher lautet die Antwort auf die oben gestellte Frage: ziemlich viel!

Seit Anfang des Jahres sind beide Unternehmen nun auch im VegTech Index. Das ist der erste seiner Art und versammelt führende, börsennotierte Unternehmen, die Produkte auf rein pflanzlicher Basis produzieren und somit daran arbeiten, Tiere aus der Lieferkette zu nehmen. Sie wollen unter anderem so ihren Beitrag dazu leisten, einige der dringendsten Probleme der Welt zu lösen. Der VegTech lndex wurde von Elysabeth Alfano, der Gründerin von Plant Powered Consulting, und Sasha Goodman, ebenfalls Investorin, ins Leben gerufen.

Auch „alte“ Industrie im Index vertreten

Als Voraussetzung für die Aufnahme in den Index müssen die Unternehmen die Produktentwicklung ohne Tierversuche zum Schwerpunkt machen und dürfen keine tierischen Produkte herstellen oder die wildlebende Tierwelt stören. Der VegTech Index ist im Januar 2021 bereits um 23% gestiegen.

Der VegTech-Index: Mit pflanzlichen Produkten „Schwein“ an der Börse haben

Börse und vegane Produkte – eine ungewöhnliche Kombination? Eine Frage, die auch ich mir stellte, nachdem ich von dem Index das erste Mal gehört hatte. Bisher befinden sich 21 Unternehmen im VegTech. Es sind größtenteils Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie gelistet, aber auch Unternehmen aus der Kosmetik- oder Autobranche. Das ist im Vergleich zu der Anzahl der börslich gelisteten großen Kosmetik- und Lebensmittelkonzerne und Autoherstellern nichts, dennoch ein Anfang.

Junge Generation treibt das Thema Veganismus voran

Zunächst vorneweg ein paar Daten und Fakten: Sowohl in Deutschland als auch in den USA ist der Trend Richtung Veganismus spürbar, ist aber im Verhältnis zur Gesamtbevölkerungszahl noch gering. Doch die Tendenz ist steigend. In Deutschland leben derzeit 2,6 Millionen (3%) vegan, in den USA 19 Millionen (3%).

Besonders die Millennials forcieren einen Wandel der Gesellschaft und der Unternehmen hin zu einer nachhaltigeren Lebensweise. In ihren täglichen Konsumentscheidungen integrieren sie vermehrt pflanzliche Lebensmittel in ihre Ernährung und essen weniger oder verzichten gleich ganz Fleisch und Milchprodukte. Aufgeklärte Verbraucher wollen zudem wissen, welche gesellschaftlich relevanten Werte hinter den jeweiligen Unternehmen stehen und fordern Transparenz in Sachen Umweltbewusstsein, Tierwohl und Menschenrechte. Sie wollen, dass Unternehmen den Schaden und die Zerstörung der Umwelt und des gesamten Gesundheitssystems abmildern und dazu beitragen. Deswegen kann eine Listung im VegTech ist für Unternehmen auch ein Aushängeschild sein.

Starkes Wachstum in der veganen Industrie

Der VegTech-Index: Mit pflanzlichen Produkten „Schwein“ an der Börse haben

Konsumenten mit veganer Lebensweise sparen jährlich rund zwei Tonnen CO2 ein. Der durchschnittliche Deutsche verbraucht im Jahr nahezu fünfmal so viel, nämlich 9,7 Tonnen CO2 (vgl. Kolumne zu CO2). Diese einfache Rechnung lässt sich auf die Investments übertragen. Sprich vegane Investments haben einen positiven Beitrag auf unsere Umwelt und auf das Tierwohl.

So stehen bei Anlageentscheidung in den VegTech aktuell noch das Thema Umweltauswirkung und der positive Impact für unseren Planeten im Vordergrund, Renditegesichtspunkte sind hier noch eher sekundär. Und die Betonung liegt eindeutig auf „noch“. Der globale Markt für pflanzliche Lebensmittel wird zwischen 2020 und 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 11,9 Prozent auf mehr als 74 Milliarden US-Dollar ansteigen[FS1] .

Im Vergleich: Der globale Markt für verarbeitetes Fleisch belief sich im Jahr 2019 auf 519,41 Milliarden US-Dollar und wird bis 2027 voraussichtlich 862,97 Milliarden US-Dollar erreichen, mit einer Wachstumsrate von 6,24 Prozent im Prognosezeitraum (2020-2027[FS2] ). Der Markt für pflanzliche Lebensmittel wächst voraussichtlich doppelt so schnell wie der für verarbeitetes Fleisch.

Rendite und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch

Anlagen in vegane Indizes kann sich also langfristig für Anleger und institutionelle Investoren lohnen, denn die Zahlen sprechen für sich. Der vegane Index ist hier ein erster Schritt und bietet die Möglichkeit für Investoren und Analysten eine Momentaufnahme des wachsenden Marktes für pflanzliche und alternative Lebensmittel zu erhalten. Allerdings brauchen wir weitere Unternehmen, die sich stark machen und mit ihrer wachsenden Marktmacht nicht nur „Ökos“ und „Umweltfuzzies“ für ihre Sache zu gewinnen, sondern auch das pure Kapital. Rendite und Nachhaltigkeit ist längst kein Widerspruch mehr.


Quellen:

[FS1]

[FS2]

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