Der Kapital- und Kryptomarkt wachsen im Boom nachhaltig zusammen

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Aus Geldanlagesicht 2021 war ein multiples Boom-Jahr: Der Aktienhandel hat in der ersten Jahreshälfte geboomt bis hin zu Übertreibungen durch Meme-Aktien wie Gamestop. Der Kryptowertehandel mit Bitcoin, Ether und Co legte ebenfalls massiv zu, ist zusammengebrochen und wieder rasant gestiegen. Sehr viele Menschen haben zum ersten Mal Aktien oder gleich Kryptowerte gehandelt. Diese Boom-Muster waren gleichzeitig Indikatoren und Treiber für Umbrüche am Kapitalmarkt hinsichtlich Kultur, Anlageklassen und Technologie.   

Gastbeitrag von Hartmut Giesen, Business Developer Digital Partners bei der Sutorbank

Boom-Entwicklung 1: Entstehen einer neuen Kapitalmarktkultur

Es ist eine Kapitalmarktkultur entstanden, die es vorher so nicht gegeben hat. Aktien kaufen wurde „hip“. Das Geschäftsmodell Brokerage hat sich so schnell entwickelt  wie kein anderes Anlage-Geschäftsmodell vorher – vor allem im Vergleich zu Robo-Advisern und ähnlichen Angeboten, die auf langfristigen Fondssparplänen basieren.

Damit hat das vereinfachte, mit Gaming-Elementen angereicherte Angebot der Neobroker, die Kapitalmarktkultur nachhaltiger verändert als alle bisherigen Ansätze, die eher auf Vernunft, Aufklärung, Education und ähnlich belehrende Ansätze gesetzt haben.

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Boom-Entwicklung 2: Kryptowerte werden zur arrivierten Anlageklasse

Kryptowerte haben sich zur einer eigenen Anlageklasse entwickelt. Der Kauf und Verkauf von Kryptowerten wurde genauso radikal vereinfacht wie der Handel mit Wertpapieren. Kryptowerte wurden vom Nerd- zu einem Mainstream-Thema mit Hipness-Charakter, über das die Abendnachrichten berichteten. Was bei den Aktien der Meme-Wert Gamestop war, war bei den Kryptowerten die Spaßwährung Doge.

Boom-Entwicklung 3: Kryptowerte und Wertpapiere wachsen zusammen

Kryptowert- und Wertpapierhandel sind 2021 bereits „an der Oberfläche“ zusammengewachsen, weil Kunden bei Neobrokern wie zuerst bei JustTrade, später auch bei anderen wie Trade Republic, beides mit der gleichen Einfachheit parallel handeln können. Dass die Handelssysteme darunter noch sehr unterschiedlich funktionieren – hier traditionelle Kapitalmarktstrukturen, dort Blockchain-basierende Prozesse – wird durch die Kundenschnittstelle der Broker überdeckt.  

Kundenwachstum und Trading-Zahlen sind aktuell nicht mehr ganz so „boomig“, aber wesentliche Entwicklungen werden sich als nachhaltig erweisen, und die technische Entwicklung wird die schon jetzt sichtbaren Tendenzen zum Vereinheitlichen von Wertpapier- und Kryptowerte-Markt verstärken.

Das sind die Zukunftstrends der nächsten Jahre

Zukunftstrend 1: Zocker werden „vernünftige“ Anleger

Der Trading-Boom kann als Sturm-und-Drang-Phase der Neo-Kapitalmarktkultur bezeichnet werden, das wilde Spekulieren als ein Verhandlungsmuster, das zur Lernkurve eines Neo-Anlegers gehört. Es ist davon auszugehen, dass der Trading-Boom, der zum Teil zockerhafte Auswüchse hatte, auch „vernünftige“ Anlageformen fördern wird.

Wer Aktien über ihre Hipness kennengelernt hat, wird auch eher mit einem Fondssparplan langfristig anlegen, als jemand, der sein Geld bisher nur auf dem Konto liegen hatte. Auch die Neobroker gehen davon aus, dass ihre Kunden sich in diese Richtung bewegen werden:Sie nehmen Sparpläne in ihr Portfolio auf und propagieren dieses Angebot stark, wie etwa die Neobroker Trade Republic oder Just Trade. Newcomer wie coindex bieten inzwischen auch Sparpläne auf indexbasierende Kryptowerte-Portfolios an, bei denen sich die Anleger um das Einzelinvestment in Bitcoin, Ether etc. kümmern müssen.

Zukunftstrend 2: Kryptowerte werden Teil klassischer Anlageinstrumente

Kryptowerte werden sich als Anlageklasse sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Anleger weiter etablieren. Die Gesetzgebung gibt hier die Richtung vor: Deutsche Fonds dürfen inzwischen auch in Kryptowerte investieren, die ersten Krypto-ETF sind zugelassen und die großen Banken arbeiten inzwischen alle an Kryptoangeboten für ihre Kunden. Damit wird das Investieren in Kryptowerte über die „normalen“ Wege möglich, ohne dass sich Kunden um Themen wie Wallets oder Kryptobörsen kümmern müssen

Zukunftstrend 3: Kryptowerte- und Wertpapiermarkt wachsen auch technologisch zusammen.

Vielleicht der wichtigste Trend wird sein, dass Märkte für Kryptowerte, Wertpapiere und auch andere Vermögenswerte jetzt auch technologisch und prozessual zusammenwachsen. Token auf Blockchains verkörpern schon heute nicht nur verschiedene Kryptowerte, sondern repräsentieren diverse Vermögenswerte wie Immobilien, Anleihen oder exotische Anlageziele wie Oldtimer. Künftig wird es auch elektronische Wertpapiere geben, die Blockchain-basierend emittiert werden. Damit werden die Anlageklassen nicht nur über die gleichen Kanäle verkauft, sondern basieren auch auf der gleichen Handels- und Settlement-Technologie. Das vereinheitlicht die Prozesse, macht sie einfacher, effizienter und preiswerter.

Für Investoren wird es noch einfacher zwischen verschiedenen Anlageklassen hin- und herzuhandeln. Beispiel: Bevor man das Geld für verkaufte Aktien erhält, vergehen heute zwei Tage, Kryptowerte müssen aber sofort bezahlt werden. Ein Wechsel von Aktien in Kryptowerte kann also zwei Tage dauern, in denen der Markt schon gefallen oder gesunken ist.Broker wie Just Trade managen bereits im Hintergrund, dass mit dem Geld aus verkauften Aktien sofort weitergehandelt werden kann. Basieren sowohl Aktien als auch Kryptowerte auf einer Blockchain-Infrastruktur, auf der auch Geldwerte repräsentiert werden, kann alles in Echtzeit passieren.

Fazit:

Spannend bleibt zu beobachten wird sein, ob und welche neuen Anlage-Geschäftsmodelle sich über das Zusammenwachsen von Krypto- und Kapitalmarkt hinaus durch den Technolgie-Shift hin zur Blockchain-basierenden Finanzwirtschaft entwickeln. Besonders, wenn man parallele Entwicklungen wie etwa digitale Zentralbankwährungen oder das Entstehen von Defi-Angeboten mit einbezieht.

In der Regel dauert es eine Weile, bis eine Technologie über die Optimierung bestehender Prozesse hinaus zu Prozess- oder Geschäftsmodell-Innovationen führt. Die Digitalisierung von Bild und Ton hat zuerst nur zum Ersatz von Vinyl-Platte durch CDs, von Video-Tapes durch DVDs, von analogem durch digitales Fernsehen geführt, bis das alles verdrängende Streaming zum vorherrschenden Inhalte-Geschäftsmodell geworden ist. Ähnliches ist vielleicht im Finanzmarkt zu erwarten, der erst mit der Blockchain wirklich „tiefendigitalisiert“ wird.

Über den Autor:
Hartmut Giesen realisiert für die Sutor Bank digitale Geschäftsmodelle. Zu seinen Aufgaben gehören das Business Development FinTech, Krypto & Blockchain und digitale Partner sowie der Auf- und Ausbau der Sutor Banking-Plattform.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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