Der Drops ist gelutscht: Apple Pay kommt nach Deutschland

Die Hinweise auf einen baldigen Start von Apple Pay in Deutschland verdichten sich. Eine neue Support-Seite bei Apple deutet darauf hin, dass die Einführung von Apple Pay in Deutschland vorbereitet wird und zeigt dort einen Screenshot mit einem Bezahlvorgang in Frankfurt. Der Drops ist gelutscht: Apple Pay kommt nach Deutschland

Mobile Payment von Apple kommt…

Bald. Bestimmt! Aber einen konkreten Termin für den Start in Deutschland gibt es noch nicht. Da Apple solche Ankündigungen immer wieder im Rahmen der eigenen Events macht, ist es gut möglich dass Apple Pay schon im März eingeführt wird. Das nächste Apple Event steht traditionell im März an und es ist wahrscheinlich, dass der Hersteller es für eine solche Ankündigung nutzen wird. Dass Apple Pay nach Deutschland kommen wird, steht außer Frage. Während seiner Europareise Anfang Februar diesen Jahres erwiderte Tim Cook auf die Frage, warum Dienste wie Apple Pay und Apple News in Deutschland immer noch nicht verfügbar seien: „Bei allem, was es hier noch nicht gibt, da können sie davon ausgehen, dass wir daran arbeiten. Der deutsche Markt ist für uns sehr wichtig.“ Die von Apple aktualisierten Support-Seiten zu Apple Pay liegen inzwischen auch in einer deutschen Fassung vor und der Screenshot zu Apple Pay nimmt Bezug auf ein Café in Frankfurt. Als verwendete Karte ist allerdings nur ein Platzhalter zu sehen. Welche Bank- oder Kreditkarten unterstützt würden, darüber kann nur spekuliert werden. Wahrscheinlich ist, dass Wirecard, das mit der Marke Boon bereits in Frankreich, Schweiz und Großbritannien Apple Pay unterstützt, auch in Deutschland Unterstützer wird. Auch das Fintech N26 wird von Beginn an mit dabei sein. Zum einen ist die Zielgruppe von N26 per Definition kreditkartenaffin und zum anderen wurde es auf der WWDC2016 von Apple hofiert. Von den größeren Banken Deutschlands wird mit 3,1 Millionen Kunden die Santander Bank mit am Start sein. Sowohl in Spanien als auch in Großbritannien hat Santander als eine der ersten Banken Apple Pay unterstützt. Mit dem Start von Apple Pay wird es ohnehin zu einem Domino-Effekt kommen und andere Banken werden sukzessiv nachziehen, wobei dieser Prozess, gerade bei den ganz großen Banken, sicherlich dauern wird. Mit Boon gibt es jedenfalls für alle Interessenten einen einfachen Workaround, so dass die Anwender nicht erst darauf warten müssen, dass das eigene Kreditinstitut nachzieht und Apple Pay unterstützt. Der Drops ist gelutscht: Apple Pay kommt nach Deutschland

Mobile Payment – eine missverstandene Definition

Die Definition von Mobile Payment ist oft missverständlich. Das Missverständnis besteht darin, dass Mobile Payment fälschlicherweise immer auf den Bezahlvorgang im stationären Handel reduziert wird. Mobile Payment begegnet uns heute aber an vielen Stellen, innerhalb von Apps oder im E-Commerce. Dort nutzen wir mobile Bezahlverfahren immer mehr. Alleine die Nutzung von PayPal durch mobile Endgeräte stieg letztes Jahr laut PayPal um 55% von 66 Milliarden Dollar auf 102 Milliarden Dollar Transaktionsvolumen und mehr als 50 Prozent der PayPal-Nutzer haben im Jahr 2016 mindestens einmal mobil bezahlt. Alle bisherigen Bestrebungen, den Nutzer zu animieren, Mobile Payment im stationären Handel zu nutzen, sind kläglich gescheitert. Jahrelang gab es immer wieder den Versuch, Mobile Payment am Markt zu etablieren. Keines der Verfahren konnte sich auch nur im Ansatz durchsetzten. Bis auf Vodafone haben alle Mobilfunkanbieter ihre Lösungen vom Markt genommen und auch Startups wie das von der Otto-Gruppe gegründete Yapital gibt es nicht mehr. Und so gut die Zahlen von PayPal im Mobile Commerce sind – im stationären Handel hat PayPal keine nennenswerte Erfolge erzielen können. Der Drops ist gelutscht: Apple Pay kommt nach Deutschland

Mobile Payment im Retail – von Apple gelöst?

Um es vorweg zu nehmen: Ja. So gut man eben das Thema Mobile Payment lösen konnte, hat Apple es mit Apple Pay gelöst und das sogar in vielerlei Hinsicht. Sowohl auf der Händlerseite als auch beim Nutzer setzt Apple auf bestehende Infrastruktur. Da Apple Pay im Grunde nichts anderes ist als eine kontaktlose Kartenzahlung, muss der Händler nichts weiter tun. Sobald ein Händler kontaktlose Kartenzahlung akzeptiert, ist auch Apple Pay möglich. Auf der Seite der Konsumenten kann Apple Pay sofort genutzt werden, denn es setzt auf die bei den Nutzern vorhandenen Kreditkarten. Eine aufwändige Registrierung ist nicht notwendig. Einzig die Kreditkarte muss von Apple Pay unterstützt werden. Das Hinzufügen einer Kreditkarte zu Apple Pay dauert nur wenige Minuten. Für Apple Pay spricht auch, dass die Bezahlmethode nicht auf den stationären Handel begrenzt ist, sondern sowohl im E-Commerce als auch innerhalb von Apps genutzt werden kann. Damit ist Apple Pay ein echtes Multichannel-Verfahren und steht in den USA im E-Commerce inzwischen auf Platz 5 der am häufigsten genutzten Online-Bezahlverfahren.

Mobile Payment außerhalb von Apple Pay

Apple Pay ist – wie der Name vermuten lässt – dem Apple-Ökosystem vorbehalten. Nutzer anderer Smartphones können es nicht nutzen. Was nicht weiter tragisch ist, denn Android-Geräte werden von Google Android Pay bedient und technologisch gesehen funktioniert diese Methode nach dem gleichen Prinzip. Was die Abdeckung der Länder betrifft, hinkt Android der Apple-Lösung noch hinterher, aber auch hier geht der Ausbau voran und Android Pay ist bereits in neun Ländern verfügbar. Neben den Bezahlverfahren der “großen”Plattformbetreiber Google und Apple gibt es natürlich noch länderspezifische Lösungen. Erwähnen muss man für den chinesischen Markt den Messenger WeChat von Tencent. Mit Bezahlfunktion ausgestattet, können über 850 Millionen Nutzer WeChat im E-Commerce und bei über 300.000 Händlern im Retail zum Bezahlen nutzen. Über 200 Millionen Nutzer haben WeChat mit ihrer Kreditkarte verbunden. Der Drops ist gelutscht: Apple Pay kommt nach Deutschland

Fazit

Im Februar 2014 schrieb ich auf t3n einen offenen Brief an die Branche und prophezeite ein Ende der bis Dato angebotenen Mobile-Payment-Lösungen mit dem Hinweis auf die Entwicklungen bei Google, Apple und Co. Jetzt, drei Jahre später, ist es genau so gekommen. Der wichtigste Grund, warum allen bisher angebotenen Lösungen scheiterten ist, dass Apple Pay kein Produkt ist. Apple Pay ist ein Feature des iPhones und der Apple Watch. Ein wichtiges Feature und Unterscheidungsmerkmal, aber kein Produkt. Dementsprechend muss man auch den Nutzer nicht dazu missionieren sich für Lösung A oder B zu entscheiden. Dazu kommt eine exzellente Umsetzung der Lösung sowie das einfache Onboarding. Dass man Apple Pay dazu nicht nur im Retail nutzen kann, ist konsequent und macht es rund. Die gleichen Argumente gelten für Android Pay. Mit dem Start von Apple Pay in Deutschland, wäre das Thema Mobile Payment endgültig gelöst und es bleibt maximal noch Platz für Nischenlösungen wie z.B. Payback Pay von Payback. PS: Wer übrigens nicht bis zum offiziellen Start von Apple Pay in Deutschland warten möchte, der kann sich im französischen AppStore “boon” von Wirecard laden. Das iPhone muss dazu nur temporär in den Sprach- und Ländereinstellungen auf Französisch umgestellt werden. Die Registrierung in der Boon-App kann dann von Deutschland aus mit den ursprünglichen Daten gemacht werden. Lediglich der Download erfolgt aus dem franzöischen Appstore. Für eine französische AppleID braucht es auch eine franzöische Adresse – sollte man keine haben, hilft einem mit Sicherheit Google weiter. Im Original erschienen bei mobilbranche.de

Autor

  • Maik Klotz ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment, Digital Identity, E-Commerce und Retail mit starkem Fokus auf „mobile“. Seit vielen Jahren berät Maik Unternehmen zu kundenzentrierten Innovationsmethoden und der Fokussierung auf den Nutzer. Er wurde von der Süddeutschen Zeitung in der Serie „Impulsgeber“ der Branche portraitiert und moderiert und spricht auf vielen Branchen-Events. Maik ist Imker.Maik ist Co-Founder von Payment & Banking und ist im Team mitverantwortlich für Marketing, Strategie und Events, insbesondere der Transactions.io

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