Die lang ersehnte Erholung von der Investitionsflaute erreicht die deutsche Fintech-Szene. Währenddessen reißen neue mutmaßliche Details bei Payones Geldwäsche-Problemen alte Wunden der Payment-Branche auf.
An dieser Stelle beleuchten wir einmal im Monat die hoch Geflogenen und tief Gefallenen, die Auf- und die Absteiger, die Gewinner und Verlierer, kurz: Wer war Top? Wer war Flop? Diesmal der Blick auf den Juni 2025.
Top: Geldsegen für deutsche Fintechs
Lange sah es so aus, als sei der Fintech-Boom vorbei. Investor:innen hielten sich zurück, viele Start-ups kämpften um eine Finanzierung, einige verschwanden ganz vom Markt. Nach zwei Jahren Zurückhaltung deutet sich eine Trendwende an: mehr Kapital, mehr Deals, mehr Selbstvertrauen. Die Branche scheint den Talsohlen-Modus verlassen zu haben – und kehrt mit einem gereiften Blick auf Profitabilität und tragfähige Modelle zurück.
Laut dem Handelsblatt, das sich auf Zahlen des Beratungsunternehmens Barkow beruft, floss mit 360,2 Millionen Euro im zweiten Quartal 36 Prozent mehr frisches Kapital an deutsche Fintechs als im Vorjahr. Der Anstieg wird deutlicher, wenn man das gesamte erste Halbjahr 2025 betrachtet: 687 Millionen Euro und damit 13 Prozent mehr als 2024 gab es für die Fintechs. Der Geldsegen zeigt sich auch in der Übersicht von Fundings deutscher Fintechs von Payment & Banking aus dem ersten Halbjahr 2025. Hier sticht besonders der Juni hervor: Die Fintechs Payrails, Banxware, Scalable Capital, Baobab, NariIQ und Dealcircle erhielten insgesamt über 220 Millionen Euro.
Das zeigt nicht nur, dass nach der langen Flaute nun wieder losgeht, sondern ist auch ein Zeichen für eine Branche, die aus ihren Kinderschuhen herausgewachsen ist. Zum einen ist nun wieder mehr Geld vorhanden. Zum anderen sind viele der Fintechs, die Geld erhielten, nun profitabel oder werden es voraussichtlich bald sein. Die Zeit, in der Investor:innen abwarten und beobachten, ob und welche Geschäftsmodelle der Fintechs sich durchsetzen, scheint abgelaufen. Die Konsolidierung schreitet voran.
Besonders vielversprechend ist dabei, dass nun mehr Geld von deutschen und europäischen Investor:innen kommt. Das macht die Branche unabhängiger von den Launen der US-Investoren, der Politik und Märkten. Und es stärkt auch die Souveränität der europäischen Finanzindustrie, in einer Zeit, in der man sich besonders auf sich selbst verlassen muss.
Flop: Payone´s schmutzige Wäsche
Es sind neue Details eines alten Skandals, die für alle Zahlungsanbieter eine schlechte Nachricht sind: Laut der Recherche mit dem Namen „Dirty Payments” von mehreren internationalen Medien und dem Spiegel, soll der Zahlungsdienstleister Payone Warnungen ignoriert und verdächtige Kunden trotz Verdachts auf Geldwäsche akzeptiert haben. Mit dabei: ein alter Bekannter aus dem Wirecard-Skandal.
Dass Payone zuletzt Probleme bei der Geldwäschebekämpfung hatte, ist für Branchenköpfe nichts Neues. Bisher unbekannt waren die mutmaßlichen Details: etwa, dass Ruben Weigand, der bereits bei Wirecard in die Vermittlung zweifelhafter Kund:innen verwickelt war, diese anschließend bei Payone abgeladen haben soll.
Der Kurssturz der Aktie von Worldline, des französischen Mutterkonzerns von Payone, war heftig, aber wohl nur vorübergehend. Doch Skandale wie dieser kosten mehr als Börsenwert – sie kosten Glaubwürdigkeit: Nach Wirecard ist das nun das zweite große Vorzeige-Fintech, das mutmaßlich trotz Hinweisen Geschäfte mit dubiosen Kund:innen abwickelte. Ist da der Eindruck, dass Zahlungsdienstleister in Deutschland nicht ohne Schmuddel-Geschäfte und Geldwäsche-Skandale groß werden können, gerechtfertigt? Sicherlich nicht. Aber die neuen Enthüllungen könnten dem Image der Branche nachhaltig schaden.