Obwohl Deutschlands Geldhäuser positiv auf ihre eigene Lage blicken, rechnen sie mit einer weiteren Konsolidierung. Zu schaffen macht ihnen der Druck durch Technologiekonzerne und Neobanken.
Neue Einnahmequellen und gute Geschäftszahlen: Die Stimmung bei den deutschen Banken ist so gut wie lange nicht. Gleich 92 von 100 befragten Finanzinstituten bewerten ihre aktuelle operative Geschäftsentwicklung als positiv. Das geht aus dem neu veröffentlichten Bankenbarometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor. Selbst die künftige Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten schätzen 93 Prozent als positiv ein. Zudem möchte jedes dritte Finanzinstitut neues Personal einstellen. Doch trotz all der guten Nachrichten, wird durch das Barometer deutlich, womit Geldhäuser sich derzeit so richtig schwer tun – und warum es zu weiteren Filialschließungen kommen dürfte.
Die gute Stimmung deckt sich mit den Zahlen, die zuletzt Barkow Consulting für die deutschen Großbanken veröffentlicht hat. Der Unternehmensberatung zufolge machten die im vergangenen Jahr einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 23,9 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von 25 Prozent und dürfte sich somit um den höchsten Gewinn seit 25 Jahren handeln.
So prognostiziert fast jede Bank, dass es innerhalb der nächsten zwölf Monate zu weiteren Fusionen und Übernahmen in ihrem Sektor kommen wird. Drei Jahre in die Zukunft geblickt, rechnen damit sogar vier von fünf Instituten. „Neben neuen Einnahmequellen bleiben Innovationen und Kostendruck im Blick“, sagt Gunther Tillmann, Leiter des Bereiches Banken und Kapitalmärkte bei EY in einer Pressemitteilung. „Daher wird konsolidiert und weitere Bankfilialen geschlossen werden, auch mit Blick auf die Konkurrenz durch Technologiekonzerne und Neobanken.“
63 Prozent der Banken rechnen damit, dass die Zahl der Filialen bis 2025 um mindestens fünf Prozent zurückgehen wird. Rund jedes achte Geldhaus geht sogar davon aus, dass die Zahl um mehr als zehn Prozent sinken wird. Schon im vergangenen Jahr hat die Anzahl der Filialen abgenommen. Sie sank laut EY auf 19.501 und damit erstmals unter den Wert von 20.000.
Banken bereiten sich auf Cyberangriffe vor
Besonders viel Angst haben Banken vor Angriffen aus dem Netz. Vier von fünf Geldhäusern geben an, dass Cybersicherheit ganz oben auf der Themenliste steht. „Mehr als die Hälfte der befragten Finanzinstitute schätzt vier von der Bafin im Fokus stehende Risiken als besonders relevant ein: ein signifikanter Zinsanstieg, Kreditausfälle, Fortgang der Korrekturen an den Immobilienmärkten und Cyberangriffe,“ sagt Tillmann.
Was den Banken gemäß der Umfrage derzeit zu schaffen macht, sind neue regulatorische Anforderungen. Jeder dritte Bankmanager empfindet ihrzufolge die aktuellen regulatorischen Anforderungen als Nachteil für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit insbesondere im internationalen Vergleich. Genannt werden in diesem Zusammenhang vor allem die Regeln zu Basel III/IV, Mifid/Micar, Dora und zur CSRD.
Pessimistisch sehen Banken auch die allgemeine wirtschaftliche Lage. 47 Prozent erwarten eine Verschlechterung in diesem Jahr. Laut EY war der Anteil derer, die mit einer starken Verschlechterung rechnen, in keiner Umfrage bisher so hoch. Diese Erwartungshaltung wirkt sich auch auf die Prognose der Geldhäuser zur Kreditvergabe aus. Jedes zweite rechnet damit, dass die Kreditvergabepolitik gegenüber Unternehmen im nächsten halben Jahr restriktiver sein wird. Und gut sieben von zehn erwarten, dass die Kreditrisiken infolge des Strukturwandels der deutschen Wirtschaft zunehmen werden.