CoBa – DeuBa – Unsere digitale Sicht der Dinge

CoBa - DeuBa - Unsere digitale Sicht der Dinge

Es wurde viel geschrieben und natürlich alles bereits von allen Seiten beleuchtet. Es gab Befürworter und Gegner und alle kamen zu Wort – am Ende hat es sowieso jeder schon gewusst. Wie weit hätte eine Fusion die (deutsche) Bankenlandschaft voran gebracht? Ist es eine einfache mathematische Regel: Doch wird aus Minus & Minus wirklich Plus? – Und ist es nicht sowieso immer besser ,es aus unternehmerischer eigener Kraft zu schaffen?
Wer sind die wirklichen Gewinner und wieviel soll sich Vater Staat einmischen? Das Thema schwebte lange wie ein “Damoklesschwert” über der Branche. Berater, Anwälte et al rieben sich schon die Hände, denn das Geschäft wäre über Jahre gesichert gewesen. Nun heißt es “Mund abputzen und weitermachen” – eine neue Strategie muss her – und die ist bestimmt ganz tief unten in der Schublade….

Wir haben uns bisher noch nicht geäußert aber natürlich haben wir eine digitale Sicht auf die Dinge – nicht immer die Gleiche :-). Das denkt das Team über die geplatzte Fusion:

André:

Ich denke, dass viele die Komplexität einer solche Transaktion unterschätzt haben. Schaut man nur auf das deutsche Retailgeschäft bei Privat- Geschäfts und Firmenkunden sieht es noch einfach und vielleicht gar sinnvoll aus. Aber auch da zeigt sich an den Beispielen Postbank oder norisbank, dass es kein Fingerschnippser ist. Gerade aber die Deutsche Bank ist ja historisch viel komplexer mit ihrem weltweiten Ansatz im Transaction- und Investmentbanking. Dort scheint es ihr aber inzwischen aber vor allem an Größe zu fehlen – diese wäre aber durch eine Commerzbank auch nicht dazu gekommen.

Schaut man hingegen wieder auf das deutsche Retailbusiness als mögliche Grundlage / Grundpfeiler einer globalen Bank, so muss man feststellen, dass beide Banken hier nicht die Marktführer sind und auch zusammen weiter im Schatten der Verbünde aus Sparkassen und VR-Banken gestanden hätten.

Diese Gemengelage gepaart mit den bekannten Hausaufgaben in beiden Häusern unter dem Schlagwort “Digitalisierung” lassen den Abbruch der Gespräche nachvollziehbar werden.

Meine Meinung ist, dass zentrale Institute wie Commerzbank und Deutsche Bank in Zeiten der Digitalisierung sehr gute Möglichkeiten haben ihre erfolgreichen Weg in die Zukunft zu finden. Der muss nicht immer in purer Größe, sondern vor allem in der Exzellenz der Sache liegen. Und da glaube ich, dass es zentrale Institute mit Mut und klarer Vision leichter haben, als dezentrale Gruppen mit Gremien und vielen Köchen.

Mein Aufruf daher: Zeigt was Ihr könnt, seit mutig und denkt an eure Kunden.

Maik

Bei der geplatzten Fusion von Commerzbank und der Deutschen Bank ist es ein wenig wie bei einem verpatzten Länderspiel der Nationalmannschaft: jeder wird zum besseren Bundestrainer und in diesem Fall zum besseren Berater. Und es ist in der Tat ein wenig wie bei einem Länderspiel und eine solche Fusion spielt eben in einer anderen Liga. Anders gesagt: da gibt es unzählige Faktoren zu beachten. Eine Fusion wäre ja nicht nur eine Fusion zwischen Commerzbank und der Deutschen Bank gewesen, sondern da gibt es ja auch noch die Postbank. Am Ende hätte man drei Banken irgendwie unter einen Hut bringen müssen. Drei Banken, die unterschiedlich gut mit der Digitalisierung der letzten Jahre klar gekommen sind. Und wenn Minus und Minus zwar Plus ergeben, so ergibt aber Minus & Minus plus Minus am Ende eben nicht Plus. Vor allem was hätte man gewonnen? Einen nationalen Big Player der international zwar größer wäre als jede einzelne Bank aber eben auch kein Riese. Für mich ist das eine typisch deutsche Denke und ich hätte mir gewünscht europäischer zu denken.

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Aber wir sind ja nicht bei “Wünsch Dir was”. Für die Berater und Anwälte ändert sich nicht viel, denn jeder der Protagonisten hat ja noch immer das gleiche Problem: nicht wettberwebsfähig genug. Weder auf der internationalen Ebene noch im Privatkundengeschäft. Außerdem: nur weil es jetzt keine Fusion gibt – vielleicht gibt es sie dann im nächsten Jahr. Der Leidensdruck wird ja nicht geringer.

Jochen

Es wurde in den klassischen Medien eigentlich schon alles gesagt, analysiert und beschrieben, oder? Ein Faktor wurde dabei aber irgendwie immer ausgelassen: Die Digitalisierung der Bank, sowohl im Firmenkunden- als auch Retailgeschäft. In Zeiten von skalierten Firmenkunden-Fintechs wie Stripe, Adyen, Transferwise, Taulia & Co und Firmenkundenangeboten von PayPal oder Amazon passiert im Corporate Banking derzeit schon längst das, was im Retailbanking von PayPal, Amazon, Apple, Google und Co vorgemacht wurde: Distintermediation der Bank vom Kunden und Marginalisierung der Bankenrolle als komplett austauschbarer Dienstleister für wenig attraktive Hintergrundprozesse. Eine fusionierte DeutscheCommerzbank wäre für Jahre mit sich selbst beschäftigt gewesen und hätte keine Zeit gehabt die notwendigen zukunftsfähigen und mehrwertstiftenden Produktlösungen für Privat- und Firmenkunden zu finden. Die wenigen wirklich kompetenten Digitalmenschen in den Banken, die Dinge umsetzen wollen und nicht nur den (maroden?) Status Quo verwalten, hätten sich schnell extern andere gut dotierte Jobs gesucht. Von der realistischen Rekrutierung neuer kompetenter Talente zum Management der Digitalisierung des Kreditinstituts könnte man dann schon gar nicht mehr ausgehen.

Schon heute klafft eine erschreckend große Lücke deutscher Banken vs. den führenden Banken im Ausland bzgl. des Umgangs mit digitalen Lösungen und Plattformen. Eine Fusion der Nummer eins mit der Nummer zwei am hiesigen Standort hätte dieses negative Momentum bei zukunftsfähigen digitalen Produkten und Lösungen nur noch verschärft.

So gesehen soll der Wunsch des Finanzministeriums nach einem “starken und soliden Bankensektor, der die nationale wie internationale Entwicklung der deutschen Realwirtschaft unterstützt“ gerade auch im Hinblick auf zukunftsfähige digitale Finanzprodukte für die Industrie 4.0 nicht vergessen werden. Es ist nicht im volkswirtschaftlichen Interesse keinen nationalen Bankchampion zu haben. Es ist aber auch nicht wünschenswert lediglich Hintergrunddienstleister von GAFA oder skalierten ausländischer Fintech-Startups zu sein, weil der vermeintliche nationale Champion sich auf Jahre mit sich selbst beschäftigt hat. Mit der geplatzten Fusion ist die Chance gestiegen, dass sowohl Deutsche Bank als auch Commerzbank in ihrer Digitalisierung vorankommen. Werden sie die Chance nutzen?

Kilian

Mir fehlte irgendwie von Anfang an der Sinn der gesamten Diskussion, das “rational behind”. Klar beiden geht es nicht gut und die Wachstumsstories vergangener Tage sind etwas verblasst. Ob man es damit löst, dass man zwei “Banken mit Männerschnupfen” in einen Raum sperrt, erscheint eher fraglich. Jeder beschäftigt sich mit den “Viren/Bakterien” des anderen. Es bleibt keine Zeit für den Markt und den/die Kunden. Und nach der Fusion hat man kaum Wert geschaffen, sondern eher vernichtet. Den einzigen Hintergrund den ich noch “halbwegs mitgehe”, ist, dass es ggf. über eine Fusion einfacher ist, den ein oder anderen Ballast im Sinne von Kosten abzuwerfen. Damit tun sich beide immens schwer. (Warum hat eine DeuBa z.B. immer noch einen Mitarbeiter Apparat von 100.000 )….?
Ich glaube aber trotzdem an die Möglichkeit, dass “aus beiden wieder etwas wird”. Der Zug ist da nicht abgefahren. Jetzt kein Vogel – Strauß. Dass Deutschland mind. einen starken internationalen Bankenplayer braucht ist klar.

Weniger Fokus auf sich selber, ein paar Schritte vom Ross herunter. Mehr Fokus auf Business und Geschwindigkeit, von Altlasten schnell trennen, ein Beispiel an den US Banken nehmen – (Warum braucht man ein “Buch von 1.5 Billionen” ? – muss ich wirklich noch in den USA sein oder ist die Party und der Markt nicht doch woanders ? )
Hier gibt es genug “schlaue Köpfe” mit schlauen Ansätzen.

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Das Bankinggeschäftsmodell ist nicht tot, es evolutioniert :-) – und dass ist gut so. Wichtig wäre ein DNA Change, ernsthaft frisches Blut in vielen Ebenen. Das sagt sich einfach und ich vermute dazu schon viele “schlaue Slides von schlauen Beratern”. In der Umsetzung liegt die Kunst hier ist die Komfortzone immer noch viel zu groß. Lieber ein kurzer aber harter Sanierungsprozess als alles noch Jahre mit sich rumschleppen…..
Aus rein deutscher Sicht: Wir brauchen zwei starke, auch globale Bank Player, also “gehts raus und spielt Fußball” – würde der Kaiser sagen.


Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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