Card Add Ons

Card Add Ons - Wer profitiert eigentlich?

Wer profitiert eigentlich von diesen „Add On-Karten“?

Es gab eine Zeit, als ein Darlehen von der Bank als Tabu in der Gesellschaft betrachtet wurde, aber seit der Einführung von Kreditkarten finden die meisten Menschen es ganz in Ordnung, Dinge auf Kredit zu kaufen. Im Laufe der Jahre wurden auch neue Konzepte namens Ergänzungs- oder „Add On-Kreditkarten“ erhoben, um noch zusätzliche Dienstleistungen abzudecken. Grundsätzlich ist eine „ergänzende Kreditkarte“ eine zusätzliche Kreditkarte, die unter Ihrer Original- oder Primärkarte ausgegeben wird. Die Anzahl der „Add On-Cards“, die ausgegeben werden können, ist begrenzt und  unterscheidet sich von Bank zu Bank. Wie der Begriff schon sagt, ist eine ‚Zusatzkarte‘ ein Privileg, das dem Ehegatten, den Eltern oder Kindern (ab einem bestimmten Alter) des primären Kreditkarteninhabers angeboten wird und ist abhängig von den mit der Karte verbundenen Rahmenbedingungen. Die Gebühr für eine „Add On-Karte“ variiert,  je nach Art der Karte und alle Kosten, die auf einer „Add On- Karte“ entstanden sind, werden dem primären Karteninhaber in Rechnung gestellt. Doch gehen wir mal ins Detail…
Card Add On - Wer profitiert eigentlich?
Photo credit: sovietmole via Visual Hunt

Wenn du nicht dafür zahlst, bist du das Produkt…

Einen Spruch, den wir v.a. im Kontext Facebook, Google und Konsorten immer wieder hören… aber wie findet dieser Spruch im Kartenkontext anklang? Auch da “turnen” jede Menge Zusatzdienste herum, die nicht immer etwas mit der Kredit/Debitkarte an sich zu tun haben. Doch wer profitiert davon eigentlich? Wer und was wird dort vermarktet? Man kennt ja die Salesaktivitäten von Amex, Barclays, Hanseatic & Co an Flughäfen und Bahnhöfen, die versuchen v.a. Kreditkarten unters Volk zu bringen, dass muss sich ja irgendwie lohnen, auch neuerdings trotz Interchange Cap (Stichwort: MIF Regulierung) und Marktdruck bei Amex, die ja nicht direkt vom IC Cap betroffen sind. Wird man “reich” damit? Oder ist es nur der “verzweifelte Versuch” fehlende Erlöse zu kompensieren?
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Photo credit: sethoscope via Visual hunt

Wir versuchen mal etwas Transaprenz reinzubringen:

Annahme: Du hast 200.000 aktive (=eine Nutzung pro Monat) Kreditkarten Nutzer (zum Vergleich N26 hat jetzt 500.000 Kunden)
  • Jahresgebühr Premiumkarte inkl. Versicherungsleistung:
    • Üblich v.a. bei Reise-Kreditkarten, die i.d.R. Reisekranken- und Reiserücktrittsversicherungen beinhalten und damit auch was kosten. Die Anbieter verdienen hier doppelt. Einmal durch die eigentliche Gebühr, sowie durch Provisionseinnahmen (üblich sind 12%) der vermittelten Versicherungspakete.
    • Besitzen 30% der Nutzer eine Reisekreditkarte mit einem Jahresbeitrag von € 100, in welchem ein Versicherungspaket von € 90 enthalten ist, lässt sich ein Umsatz von € 1,248 Mio. erzielen (Rechnung: (90*12%+10)*30%*200.000).
  • (Mindest-)Jahresgebühr
    • Viele Kreditinstitute verkaufen kostenlose Kreditkarten mit einem Mindestumsatz. Das bedeutet, dass die Karte nur dann kostenlos bleibt, wenn monatlich oder jährlich ein bestimmter Betrag damit umgesetzt wird.
      • Oft wird ein Mindestumsatz von € 3.000 zur Befreiung von Jahresgebühren von €30 vorausgesetzt
      • Erzielen 25% bei einer Nutzerzahl von 200.000 den Mindestumsatz nicht, lässt sich ein Umsatz von (€30×0,25×200.000) erzielen € 1,5 Mio erreichen.
  • Zinsen
    • In der Regel werden die monatlichen Verfügungen über das Girokonto komplett ausgeglichen. Bei den Kreditkarten mit einem Revolving Credit, findet kein automatischer Ausgleich des Kredits durch ein hinterlegtes Konto statt. Stattdessen werden nur Teilbeträge vom Kreditnehmer zurückgezahlt. Für den noch offenen Betrag fallen in der Folge Zinszahlungen an.
    • Zinssätze von bis zu 18% sind nicht unüblich. Bei einem durchschnittlichen Saldo von 2.000,00 EUR fallen hier jährlich Zinsen in Höhe von 360,00 EUR an. Überziehen 15% der 200.000 Nutzer regelmäßig ihre Karte mit 2.000 €, ergibt sich ein Potenzial von € 10,8 Mio. (Rechnung: €2.000×0,18×200.000×0,15)
  • ATM-Gebühren
    • Sind echte Erlösquellen, es werden in der Regel zwischen 2 – 5 % des abgehobenen Betrages oder 5 € Mindestbetrag erhoben. Auch 10, 00 € v.a. im Ausland kommen vor.
    • Case: 200.000 Nutzer, Bargeldverfügung 1x monatlich zum Betrag von 5€, bei 1€ Kosten an ATM Betreiber, ergibt ein Umsatz von € 9,6 Mio.
  • Fremdwährungsgebühr
    • Der “sichtbare” Aufschlag (auf der CC Rechnung) beträgt zwischen 1% und 3% vom bezahlten Betrag, am PoS aber auch in ausländischen Onlineshops
    • Durch jährlichen FX Transaktionen in Höhe von € 800 je Nutzer, lässt sich bei 200.000 Nutzern und einer FX-Gebühr von 2%, ein Umsatz von € 3,2 Mio. erzielen. (Rechnung: €800×200.000×0,02)
  • Transfergebühren
    • Für den Transfer von Schulden zwischen Kreditkarten verlangen viele FI 3% bis 5% auf die Übertragungsumme
    • Nehmen 10% der Nutzer diesen Service 1x jährlich in Anspruch, bei einem Überziehungsbetrag von € 2000, mit 4% Gebühr, ergibt sich ein Umsatz von € 1,6 Mio.
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Was kann man pro Jahr einnehmen?

Bei 200.000 Nutzern ist mit zusätzlichen Einnahmen von € 27,948 Mio (Rechnung: 1,248+1,5+10,8+9,6+3,2+1,6) richtig Geld verdient worden. Besonders lukrativ sind die Einmahnen aus ATM Gebühren und Überziehungszinsen. Pro Kunde sind wir dann bei ca 140 €.

Fazit: Was bleibt unterm Strich?

Natürlich betrachten wir “nur” das Umsatzpotenzial. Kosten/Risiken (z.B. Schwankungen kostenseitig, FX Risiken sowie Abhängigkeit von Partnern (Versicherer, ATM Betreiber) sind natürlich in nicht unerheblichem Maße vorhanden. Trotzdem existiert hier weiterhin für den Issuer ein massives Umsatzpotenzial, durch die oft “beiläufig” angemerkten ‚Value Added Services‘. Man müsste sich hier fragen, ob diese “mit Absicht” ein Nischendasein fristen oder es eher der Tatsache geschuldet ist, dass man als Produkt immer noch die Kreditkarte” positionieren möchte? Weiterhin sind Banken in der Regel nicht “als die besten Verkäufer” bekannt. Hier sollte sich der Fokus aber mehr hinbewegen und passiert dies datengestützt, kann man vieles an “Potenzial heben”. Interessant würde es vor allem, wenn Issuer im Bereich der Zusatzdienste noch etwas mehr Kreativität an den Tag legen würden. Besonders das Thema “maßgeschneiderte Offers (z.B. IKEA Gutschein für den IKEA Käufer etc.)” “dümpelt” als Potenzial schon lange herum ohne dass es wirklich gehoben wurde. Erste Ansätze hatte ich bei Amex gesehen (pro Woche ein Offer in der Platinium Welt). Ich glaube da geht noch mehr…!

Autor

  • Kilian Thalhammer ist seit mehr als 15 Jahren im Bereich Payment/ FinTech/ eCommerce & Loyalty unterwegs. Nach seiner Rolle als CPO bei RatePay (Otto Gruppe) und Geschäftsführer bei PAYMILL (Rocket Internet) war Kilian Global EVP Produktmanagement bei der Wirecard und verantwortet nun die Business Unit Merchant Solutions (Issuing & Acuiqinrg) sowie das Globale Geschäft mit Tech, Fintech und Platformkunden bei der Deutschen Bank Er ist Gründer & Gesellschafter von Payment & Banking und Mitinitiator der Konferenzen PEX & BEX. Kilian ist aktiver Business Angel v.a. Im Fintech Umfeld (20+ Investments) und arbeitet aktiv mit Investoren und VC zusammen.

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