Entstehen durch die Tools neue Ökosysteme?
Die Krise – so gut wie jeder Artikel startet damit, auch dieser. Sie führt zu einer neuen persönlichen Tool Landschaft. Einige “Evergreens” kommen aus der Versenkung hervor, andere sind auf einmal in jedem Haushalt bekannt. Welche Gruppen gibt es, wer wird daraus bestärkt oder dominierend hervorgehen und wer wird durch die Krise beerdigt?
Folgende Kategorien sehen wir:
Der Challenger:
Zoom – aktuell höher bewertet als die drei größten Airlines der Welt zusammen (ok unfairer Vergleich) selbst die Privacy Diskussionen (alle Daten zu Facebook – alle Daten nach China) verpuffen.
Von 10 Mio. Usern täglich auf 200 Mio. User gestiegen, eine Skalierung aus dem Bilderbuch. Plus 90.000 Schulen – damit hält man auch an der Basis fest.
Die Collaboration Tools
Slack, Teams – Slack als “das gute nerdige” Tool – das musste man haben und war Teil einer guten Start-up- und Unternehmenskultur. Teams – vom “Feind” Microsoft, aber selten gab es ein Microsoft Produkt, dass sich so einfach verbreitet hat und de facto kaum negative Presse bekommen hat.
Die Nerdtools
Hipchat, Mattermost, IRC – aus der Atlassian Welt und dort wo fehlende UX mit dem Argument “das ist für Developer” begründet wurde, gefühlt aber “raus aus der Nummer” – auch Nerds nutzen nun Slack oder Teams.
Die Evergreens
WebEx/GoTo – beide Tools die eigentlich eine eigene Kategorie für sich proklamiert haben. Gefühlt haben sie sich zwar nicht relevant weiterentwickelt, sind aber in Ihrer Core Funktionalität – der “Video Konferenz” aber immer noch gut und steht das Wort “WebEx” im Duden nicht für Videokonferenz?
Die Messenger
Telegram, WhatsApp, Signal, Threema, ICQ – immer noch eher “private” Tools – aber sie schaffen es mehr und mehr in den Business-Kontext – v.a. mit den integrierten Call Funktionen. Vor allem Telegram positioniert sich sehr stark hier.
Die Social Networks
LinkedIn, Xing, Medium – waren schon immer da, haben sich irgendwie durch die Krise “nicht verändert” aber damit auch einen Teil ihrer Rolle als “Kommunikationsplattform” eingebüßt. Weiter gedacht: Slack & Teams als neues LinkedIn, Xing ist weiter im “scheintot” Modus. Sehr schade – eine gute “deutsche” Idee, die es nicht geschafft hat genügend Relevanz zu bekommen – bei der Internationalisierung fehlte der Mut
Die Integrierten
Skype, Google Hangout – unauffällig und “schon immer” da aber braucht es die?
Die Telco Anbieter
Uber Conference et al – wenn nichts mehr geht – aber mehr geht auch nicht…
Der Long Tail
Ein kurzer Research ergab mind. 150 weitere Telco/Videokonferenz Tools – wer es braucht…..
Oft “hört” man, die Krise ist ein Brandbeschleuniger aber sie ändert Entwicklungen die “so oder so” passiert werden, nur viel schneller und elementarer. Werden Player verschwinden die bis dato noch fest verankert waren (Skype Business, Xing, LinkedIn) oder nutzen Sie die Chance sich zu stärken? – Schafft es ein neuer Player über den Boom sich in andere Sphären zu entwickeln oder wird einer das neue “Social Network” für Business? – nie war Customer Acquisition einfacher…
Wie sieht das Team die Entwicklung? – holt den Nostradamus raus….
André M. Bajorat
Die Telko ist back und ich kenne inzwischen alle Ansagen und PINs auswendig.
Unter Freunden etabliert sich bei uns inzwischen Zoom – sogar unter eher undigitalen Freundeskreisen wird das Tool als hilfreich anerkannt.
Auch bei den Kindern ist Zoom für Musikunterricht, mit Houseparty ein Newcomer für Gruppentelefonate und WhatsApp für den Video-Call mit Oma und Opa.
Was mir zudem auffällt, dass LinkedIn noch mehr im B2B als Kommunikationstool genutzt wird und XINGs Rolle noch weiter in Richtung Bedeutungslosigkeit driftet.
Maik Klotz
Ich nutze prinzipiell nur ICQ (165072) und SMS am Nokia N72. Tools kommen uns gehen, das ICQ der 90er ist das Whatsapp von heute. Das IRC von damals heißt heute Slack. Und natürlich entstehen neue Ökosysteme aber ich glaube auch die werden irgendwann von den großen Tech-Anbietern verdrängt. Im privaten Kontext nutze ich ausschließlich Facetime, keine App hat eine solche Qualität und Zuverlässigkeit, so mein empfinden. Vor allem findet es in meinem (Hardware) Ökosystem statt. Wäre ich Google-Nutzer würde ich Hangout bevorzugen. Dass wir im beruflichen Kontext Zoom benutzen liegt einzig an den vielen Möglichkeiten (und ist ursprünglich wegen der Podcasts eingeführt worden). Was bei all den Tools fehlt, ist eine standardisierte Schnittstelle. So wie ich sie bei E-Mail oder Webseiten habe. Ein Protokoll, auf das dann das Frontend gesetzt wird. Es wäre doch ein Traum, wenn ich mein FaceTime nutzen könnte, um Rafael über Hangout anzurufen. Ist aber nicht so, deshalb nutzen wir Drittanbieter. Und da nimmt man was gerade gut funktioniert und hip ist: Zoom, Slack und Co. Bis was Neues kommt. Eine Chance den Markt der Business-Kommunikation zu besetzen haben aus meiner Sicht nur:
- Google mit Hangout: hier ist das Thema Datenschutz noch(!) ein Hindernis, aber wir wissen wie ernst Google das Thema nimmt
- Zoom: Klassisches Start-Up-Wir-Nutzen-Was-Anderes-Tool, welches gut ist, aber auch hier glänzt nicht alles und dementsprechend ist es auch kein Gold.
- Apple FaceTime, iMessage. Ja, das kann ich mir vorstellen (vielleicht auch Wunsch), aber so wie es Hangout fürs iPhone gibt und Apple Music auch für Android – warum nicht auch FaceTime und Co für Android? Zu dem das iPhone / iPad beliebte Geräte auf Management-Ebene sind.
- ICQ. Ich sage euch, das kommt wieder.
Jochen Siegert
Eigentlich keine wirkliche Änderung mit Ausnahme Microsoft Teams. Das nutze ich aktuell viel stärker. Ansonsten habe ich vorher schon soziale Netzwerke, Zoom, Skype und Co genutzt. Daher: Krise hin oder her… Ich war vorher schon im Homeoffice aktiv und nutzte entsprechend die üblichen Kollaborationstools.
Christina Cassala
Bei uns Digitals sind all diese Kollaborationstools schon lange im Einsatz und bedeuten für mich daher keine Veränderung. Neu ist, dass sie nun auch privat genutzt werden, z.B. von den Kindern, um über Zoom Musikunterricht zu nehmen oder mit den Klassenkameraden mehr als nur über WhatsApp Kontakt zu halten. Auch für Nachhilfe bieten sich Video-Tools für den (wohlgemerkt!) Übergang an.
Lustig ist auch, dass die Großeltern nun Skype wiederentdecken.
XING, um ehrlich zu sein, war für mich beruflich schon vor Corona keine Option mehr. Zu LinkedIn bin ich bereits vor Jahren umgezogen. Die kontinuierliche Pflege dieses Netzwerkes zahlt sich jetzt aus! ICQ? Ach, das gibt es noch? Habe ich damals zu Studienzeiten genutzt.
Julia Tschawdarow
Die Tools gehören schon lange zu unserem Alltag. Gerade in unserer Branche gibt es, glaube ich kaum noch jemanden, der sich hier umstellen musste.
Videokonferenzen haben definitiv zugenommen: Wo früher klassische Telefonate ausreichten, schaltet man heute gern die Kamera dazu. Vielleicht eine Folge von Corona und Social Distancing, dass die Menschen sich nun doch auch mal wieder sehen möchten. Ich mag es und denke, innerhalb von Teams ist es auch durchaus förderlich, um näher an den Menschen dran zu sein und Stimmungen zu sehen.
Ansonsten haben durch den Ausfall der Veranstaltungen alle möglichen Arten von Online-Events zugenommen. Seien es Webinare, Facebook- oder Instagram-Live-Videos, Unternehmen suchen händeringend Alternativen, um mit ihrer Community in Kontakt zu bleiben.
Xing ist immer weniger relevant. Die anderen großen Player teilen sich den Kuchen auch in Zukunft.