Das Thema „mobiles Arbeiten“ ist in aller Munde. Und das nicht erst seitdem die Bundesregierung vor kurzem die neuen Regeln zur Heimarbeit beschlossen hat. In Zeiten von Corona und stets neuer Mutationen, gilt: Arbeitgeber sollen, wo möglich, ihren Beschäftigten entsprechende Heimarbeitslösungen anbieten. Wie geht die deutsche Bankenbranche damit um? Wie viele Mitarbeiter der Geldhäuser agieren aktuell von zu Hause aus? Gelingt der Wechsel ins Home-Office?
Die Auswirkungen der mit der Corona-Pandemie zusammenhängenden Maßnahmen und Einschränkungen betreffen auch die Banken- und Finanzbranche in Deutschland sehr stark. Und ein Ende ist erst einmal nicht in Sicht: Der Lockdown wurde bis Mitte Februar verlängert, wie es danach weitergeht ist unsicher. Trotz des Impfstoffs und der gestarteten Impfkampagnen wird uns Corona noch sehr viele Monate begleiten – immerhin das ist sicher.
Neben der hochansteckenden Virus-Erkrankung könnten uns einige der zentralen Verordnungen und Regeln zur Eindämmung ebenfalls noch länger begleiten. Darunter fällt auch die Home-Office„Pflicht“ (oder Empfehlung, je nach Deutung und Auslegung des Beschlossenen). Wie Handhaben die deutschen Banken diese Regelung? Ermöglichen sie es ihren Mitarbeitern in ausreichendem Maße, problemlos ins mobile Arbeiten überzugehen?
Mobiles Arbeiten: Vorreiter Banken
Fest steht, dass die Banken in dieser Hinsicht bereits im vergangenen Jahr, mit Beginn des ersten Lockdowns, deutschlandweit gewissermaßen Vorreiter und führend waren. Banken und Versicherungen machten von April bis Juni 2020 (also im zweiten Jahresquartal) besonders stark Gebrauch von der Möglichkeit des Home-Office: 80 % aller Banken und Versicherungsunternehmen gewährten in dieser Zeit ihren Angestellten die Tätigkeit von zu Hause aus.
Und wie ist die Situation heute, über ein halbes Jahr und einen weiteren Lockdown später?
Eine Umfrage der auf den Finanzsektor ausgerichteten Tagespublikation „Börsen-Zeitung“ bei Kreditinstituten ergab: Die Banken betrachten die Home-Office-Arbeitsschutzverordnung gegenwärtig völlig entspannt. Eigentlich kein Wunder bewiesen sie ihre Führungsrolle beim Offerieren des dezentralen Arbeitens wie erwähnt bereits im ersten Shutdown.
Auch einem um noch viele weitere Wochen oder bis auf Weiteres verlängerten Lockdown, der weiterhin ein Arbeiten vom heimischen Schreibtisch aus erfordert, sähen die Banken gelassen entgegen – ein weiteres Ergebnis dieser Umfrage. Hinsichtlich der
- technischen Infrastruktur
- Kommunikationswege
- Strukturen und Arbeitsabläufe
- Organisation
sehen sich die Finanzhäuser beim mobilen Arbeiten gut aufgestellt. Nahezu alle typischen Bankentätigkeiten und -dienstleistungen, so die befragten Kreditinstitute, „verlaufen ohne größere Reibereien“.
Home-Office-Quoten: Spitzenreiter unter den Banken
Deutschlands größtes Kreditinstitut, die Deutsche Bank, hält in diesen (Pandemie-) Zeiten nichts von strengen Vorschriften und ebnet damit freimütig den Weg ins heimische Office. Bei der Home-Office-Quote belegt die Deutsche Bank aktuell einen Führungsplatz unter den hiesigen Großkonzernen.
Schon während und auch nach dem ersten Lockdown arbeiteten im Schnitt weltweit rund 70 Prozent der Angestellten der Deutschen Bank (60 000 der rund 87 000 Mitarbeiter) im Home-Office. Das ist bis heute unverändert. Bezogen auf Deutschland ist der Wert sogar noch höher: Dort liegt die Home-Office-Quote der Deutschen Bank derzeit bei etwa 80 bis 85 Prozent (Stand: Mitte Januar 2021). Regional lag die Zahl sogar bei bis zu 95 Prozent.
Die Filialen sind lediglich an den Schaltern mit einigen Mitarbeitern besetzt um die persönlichen (Vor-Ort-)Beratungen der Kunden am Laufen zu halten. Auch viele der im Investment-Banking-Sektor Beschäftigten arbeiten noch am gewohnten Arbeitsplatz. Alle anderen haben ihr Office in die eigenen vier Wände verlegt. Bereits im November vergangenen Jahres war zu lesen, dass die Deutsche Bank plane, seine Mitarbeiter dauerhaft zwei Tage in der Woche von zu Hause aus arbeiten zu lassen – also selbst nach dem Lockdown und nachdem die Pandemie größtenteils durchgestanden sei.
„Bereits im November war zu lesen, dass die Deutsche Bank plane, seine Mitarbeiter dauerhaft zwei Tage in der Woche von zu Hause aus arbeiten zu lassen – also selbst nach dem Lockdown.“
Commerzbank, Sparkasse & Co.
Ebenfalls weit vorne liegt die DZ Bank, einer der größten Geschäftsbanken Deutschlands. Im ersten Shutdown vor knapp einem Jahr wie auch in der aktuellen Phase des zweiten Lockdowns arbeitet 90 Prozent der Belegschaft im Home-Office. Und bei der Hypo-Vereinsbank liegt die Zahl mit aktuell 85 Prozent ebenfalls sehr hoch (im ersten Lockdown waren es 70 Prozent).
Bei der Commerzbank arbeiteten etwa 50 Prozent der insgesamt etwa 48 500 Mitarbeiter von zu Hause aus. Die Unterschiede in den Zahlen zeigen: Der Anteil an in Heimarbeit agierenden Beschäftigten variiert und ist natürlich immer auch abhängig von
- den jeweiligen Aufgaben des Bankbetriebs
- den Tätigkeitsprofilen der Mitarbeiter
- der Komplexität der IT-Systeme sowie- Konfiguration und
- den allgemeinen Schwerpunkten der Geschäftstätigkeit
Auch im Finance- und Bankensektor lassen sich bei Weitem nicht alle Tätigkeiten problemlos ins Home Office verlagern. Hinzu kommen Aufgaben und Bereiche vor allem im Kunden-management, die aus Datenschutzgründen nicht in Heimarbeit, also im höchst privaten und abgeschotteten Raum, erledigt werden können – oder dürfen.
Dann aber gibt es Bereiche, in denen eine Umstellung sowie der Wechsel in die mobile Arbeit besonders problemlos möglich scheint. Etwa in der Sparkassen Finanz Informatik, der IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe. Seit März 2020 sind 90 Prozent der über 4000 Finanz-Informatik-Angestellten ins Home Office gewechselt.
Die Sparkasse wird dabei nicht müde zu betonen, dass sie nicht erst seit Aufkommen der Pandemie dem Home-Office gegenüber offen (und zeitgemäß) eingestellt sei. Die stets voranschreitende Digitalisierung und zunehmende Technisierung der Arbeitsprozesse ermögliche dies problemlos, so liest man etwa auf der Internetseite der Sparkasse zum Thema „mobiles Arbeiten“.
Und dies setzt die Sparkasse ebenfalls auf regionaler Ebene um. In der Kreissparkasse Köln zum Beispiel wurde der Home-Office-Anteil mittlerweile auf 30 Prozent gesteigert, bei der Sparkasse Gießen arbeitet ein Drittel von zu Hause aus.
Fazit:
All diese Zahlen zeigen: Viele deutsche Banken passen sich an und erweisen sich im Zuge der sich nur langsam bessernden Corona-Lage als kulante Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern weit mehr Vertrauen entgegenzubringen scheinen als viele andere Branchen und Arbeitgeber.
Experten gehen mittlerweile davon aus, dass der Trend (oder vielmehr: die Pflicht) zur Heimarbeit bei den Banken nach der Krise nicht mehr zur Rückkehr zur gewohnten, „normalen“ Präsenzstärke vor Ort in den Filialen und an den Geschäftsstandorten führen wird. Gut möglich also, dass Home-Office im deutschen Bankenwesen künftig dauerhaft zur Normalität gehört.