Für Franziska Schmid sind Ökonomie und Ökologie kein Widerspruch. Im Gegenteil: Künftig kann es nur noch zusammen gehen! In ihrer monatlichen Kolumne „Let’s think! Green!“ kommentiert sie nachhaltige Entwicklungen im Banking und Payment-Sektor und fordert mehr Umsetzungswille ein!
Echt jetzt? Sobald ich Geld überweise schade ich dem Klima? Ja, so ist es. Nur: Die meisten machen sich das gar nicht bewusst. Denn was hat das eine mit dem anderen zu tun? Doch auch nachhaltiges Banking ist ein Baustein von vielen weiteren, die Erderwärmung zu stoppen.
Stichwort Nachhaltigkeit und Banking? Woran denken Sie? An nachhaltige Investments? Das ist überhaupt nicht falsch, doch nicht nur nachhaltige Investments spielen eine Rolle bei unserer persönlichen Klimabilanz, sondern auch – und vor allem! – unser täglicher Konsum. Was für Flugreisen, Autoverkehr oder eCommerce gilt, sollte auch für das Banking gelten. Auch eine Bank sollte anhand der Transaktionsdaten Klarheit über den individuellen CO2-Fußabdruck schaffen!
Das Wirtschaftssystem belastet die Umwelt
Unser aktueller Lebensstil und das Wirtschaftssystem schaden dem Klima. Hier ein paar Zahlen: Zur Erreichung der Klimaziele sollte jeder Einzelne nicht mehr als 2,5 Tonnen CO2 pro Jahr verbrauchen. Allerdings sieht die Realität aktuell so aus: Jeder Deutsche verbraucht durchschnittlich fast vier Mal so viel, nämlich 9,7 Tonnen CO2 pro Jahr. Sicher, die Zahlen sind Durchschnittswerte, der eine emittiert mehr, der andere weniger. Global gerechnet lag der Wert pro Erdenbürger im Jahr 2018 bei 4,8 Tonnen CO2-Fußabdruck pro Kopf. Wie man es also dreht und wendet – es ist zu viel.
CO2-Rechner auch in der Finanzindustrie einsetzen
Die positive Nachricht ist: Jeder Einzelne kann einen positiven Beitrag zur Erreichung der Klimaziele 2030 leisten, die zum Ziel haben die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen.
Auch die Finanzindustrie kann eine Menge tun, sich an dieser zweifelsfrei großen Anstrengung zu beteiligen? Niemand sagt, dass es einfach ist, denn dann würden es alle machen. Hier ist Vorbildcharakter gefragt und ab sofort sollten auch Banking-Apps anhand der Transaktionsdaten Klarheit über den individuellen CO2-Fußabdruck schaffen.
Es könnte so einfach sein, denn die individuelle Auswertung des CO2-Fußabdrucks ist ja nicht neu. CO2-Fußabdruck-Rechner fragen zunächst Informationen über den jeweiligen Lebensstil und Gewohnheiten ab. Anhand dieser Angaben erhalten Nutzer eine Schätzung über ihren persönlichen CO2-Fußabdruck.
Allerdings machen sich erfahrungsgemäß nur hoch motivierte Menschen die Mühe, ihre Daten regelmäßig einzugeben, um auf diesem Weg ihre Entwicklung zu verfolgen. Schwachstelle im System: Das Ergebnis der CO2-Fußabdruck-Rechner basiert nur auf der aktuellen und manuellen Dateneingabe. Das ist vielen schon zu unbequem.
Daher gilt: Denkt vom Nutzer her, macht es convenient und integriert die Messung des CO2-Fußabdrucks in die Banking-App, die User bereits verwenden.
Drei Gründe, warum Banken ihren Usern diesen Service anbieten sollten:
User mit CO2-Informationen aufklären
Transaktionsdaten von Banken erzählen die wahren Geschichten des täglichen Konsums – vorausgesetzt der Kunde wickelt seine Einkäufe nicht bar ab. Aus den Transaktionsdaten lassen sich Schätzungen des individuellen CO2-Fußabdrucks ableiten.
Das hat zur Folge, dass die manuelle Eingabe von Nutzerdaten nicht mehr erforderlich ist. Banken haben verschiedene Möglichkeiten, den CO2-Fußabdruck anzuzeigen. Sie können die individuellen CO2-Emissionen Kategorien zuordnen und so dem Kunden aufzeigen, in welcher Kategorie noch Verbesserungspotential steckt. Transaktionen mit einer hohen CO2-Emission können hervorgehoben werden oder die individuelle Entwicklung des CO2-Verbrauchs kann aufgezeigt werden.
2. Usern klimafreundliches Konsumverhalten aufzeigen
Banken können durch die Anzeige von CO2-Daten höhere Engagement-Raten erzielen. Gleichzeitig können sie Kunden Handlungen aufzeigen, um ihren individuellen Fußabdruck zu verbessern. Daraus könnten sich potentielle neue Geschäftsmodelle für Banken ergeben.
3. User in nachhaltige Investments einbeziehen
Banken tragen wesentlich zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft bei.
Daten müssen transparent sein, um Vertrauen zu schaffen
Erfahrungswerte einer skandinavischen Bank, die den CO2-Fußabdruck jeder einzelnen Transaktion bereits offenlegt, zeigen, dass das Interesse der Kunden nach anfänglichem Zögern zunehmend wächst. Doch bei der User Experience wird deutlich, dass dort noch Luft nach oben ist. User sollen die Berechnung des persönlichen CO2-Fußabdrucks transparent nachvollziehen können.
Dienstleister, die den CO2-Service für Banken anbieten, legen die Berechnung in einem umfangreichen open source Dokument offen. Doch wer liest sich das durch? Wenn die Berechnung nicht einfach nachzuvollziehen ist, entwickeln User oftmals nur ein durchschnittliches Vertrauen.
Alle profitieren: Klima, Nutzer und Banken
Derzeit basiert der angezeigte CO2-Fußabdruck nur auf im Bankkonto verbuchten Transaktionen. Nutzer sollten die Möglichkeit haben nicht einbezogene Daten zu ergänzen. Dies ist wichtig, damit der User ein Ergebnis erhält, das ungefähr den CO2-Verbrauch abbildet.
Für die Umwelt und das Klima ist jeder, so lange es keine Mühe macht. Jede Bank, die gerade beginnt den „Trend“ Nachhaltigkeit mitzunehmen, muss auf jeden Fall den CO2-Footprint ihrer Kunden sichtbar machen. Schließlich ist dies die einzige Möglichkeit von dem eigenen CO2-Footprint abzulenken. Klar, der User hat eine Verantwortung und auf diese darf er auch hingewiesen werden. Doch der Hebel liegt im Divestment. Banken müssen umdenken und mit den Einlagen der Kunden und Finanzprodukte sozialverträglich und verantwortlich umgehen.
Trotz Einschränkungen und Ungenauigkeiten ist der CO2-Footprint ein wichtiger Schritt vorwärts. Die Auswertung lenkt die Aufmerksamkeit auf etwas sehr Wichtiges: sie führt den Usern die Auswirkungen ihres täglichen Konsums auf das Klima vor Augen; unter der Voraussetzung, dass die Zahlen dem User einfach verständlich und anwendbar kommuniziert werden.