Heute erklären wir, in unterschiedlichen Meinungen, den Begriff: API
Wir benutzen den Begriff immer wieder und auch in unseren beruflichen Umfeldern ist der Begriff ein Standard geworden. Aber was ist oder besser was sind diese APIs eigentlich?
Ist eine API ein Produkt, Teil einer Strategie oder nur ein kleines Stück Technik?
Wir haben in unsere erweiterte Runde gefragt und auch wieder ein paar Experten ausserhalb des Ratpacks um ihre Meinung gebeten. ‚…Was’n das?‘, in der wir frei nach unserem Credo, einen Blog zu führen, auf dem wir unser Expertenwissen rund um komplexere Inhalte klar und einfach darstellen und somit schneller konsumierbar machen. Da wir alle unterschiedliche Meinungen haben, die jedoch im Wesentlichen gleiche Gewichtung haben, sollen hier auch alle ihre eigene Definition bekommen. Heute also API.
Wie immer freuen wir uns über eure Ideen und Anregungen.
Nun aber zu den Antworten der Experten:
Zu Gast: Klaus Igel, Miriam Wohlfahrt, Felix Huber und Arnulf Keese
Kilian:
API’s gab es eigentlich schon immer, nur war der Name nicht gebräuchlich. Man sprach von Interfaces oder Schnittstellen. im Aktuellen Kontext sind moderne, einfach zu integrierende technologische Schnittstellen meist auf Rest Basis gemeint. Einher geht damit oft ein Mindset, nämlich, dass der Offenheit und einfachen Nutzbarkeit (eine API per se ist nicht zwingend “ready to use”). Für mich sind “API Companies” die logische Folge des SaaS Trends & des Erfolgs von Platformen und sind v.a. auch durch den Erfolg von Cloud Services und weiterer einfach zu benutzender Basis Technologien kein technlogisches Hexenwerk mehr. Ich verbinde mit einer API immer einen Service der dafür gemacht ist von Dritten/externen genutzt zu werden. Man baut diese Technologie nicht für sich, sondern für dritte (auch wenn klar ist, dass es auch jede Menge interne API’s gibt).
Maik:
API = application programming interface. Das ist eine API: eine Anwendungsprogrammierschnittstelle, die es ermöglicht auf Basis bestehender Technologie (Hard- oder Software) neue Dienste zu entwickeln ohne tief in das Kernsystem eingreifen zu müssen. Die API ist die Mehrfachsteckdose, die angeschlossenen Geräte sind die Dienste welche die API nutzen. Braucht man das? Ja.
Durch den Einsatz von APIs können Unternehmen auf der einen Seite die eigenen IT-Kosten reduzieren und auf der anderen Seite durch die Bereitstellung eigener APIs die digitale Reichweite erhöhen, da auch externe Entwickler auf Basis der API neue Dienste und Services entwickeln können.
Jochen:
APIs sind erst einmal Schnittstellen in Softwareanwendungen und die gab es schon immer. Genauso wie ich den Hype um “wir machen jetzt auch einem Hackathon” bei Finanzdienstleistern nicht ganz nachvollziehen kann, verstehe ich den derzeitigem Hype um APIs nicht. Viele, die derzeit über API sprechen, springen dabei viel zu kurz. Softwarekonzerne haben schon immer in “APIs” gedacht und über externe Schnittstellen und Produkte ihre Prozesse verbessert. Im Finanzdienstleistungsbereich öffnete Paypal schon 2009 ihre Entwicklerplattform und somit sämtliche APIs und veranstaltete damals Hackathons um das Ökosystem zu stärken. Heute wickelt Paypal Produktinnovation über Dritte sowie den eigenen APIs ab. Gleiches gilt für MasterCard und VISA.
Wie sieht es bei den deutschen Banken aus? Diese haben mit HBCI/FinTS eine API seit Jahrzehnten etabliert, die sie damals für BTX öffneten. Was hat sich nun im aktuellen API-Banking Hype geändert? Die eine oder andere Bank ist teilweise mehr, teilweise weniger aufgewacht und glaubt “API-Banking” ist jetzt der aktuelle “heiße Scheiß”. Die meisten Finanzdienstleister vergessen dabei, dass ein verspätetes nachziehen auf Standards kein Trend, sondern eher ein Must-have ist und schon vor Jahren Standard gewesen wäre. Viele vergessen aber auch, dass die bloße Etablierung einer API nicht reicht. Konkretes Beispiel: Wie lange gibt es die HBCI/FinTS-Schnittstelle und wie wurde sie von Banken über die letzten 20+ Jahre in deren Produktstrategie verwendet? Wenig bis gar nicht! Aber plötzlich ist genau diese Schnittstelle die Grundvoraussetzung für die vielen Geschäftsmodelle von so vielen FinTech/ StartUps! Daher APIs im Banking alleine sind nicht der heilige Gral. Was kann man an Produkten oder Produktverbesserungen drumherum bauen, was kann man an Revenue mit diesen Produkten generieren? Das sollten eher die Fragen sein, die sich Banken und Sparkassen stellen sollten…
Rafael:
API’s gab es schon immer, selbst das erste Computerprogramm hatte eine API, damals noch Schnittstelle genannt. Die Abkürzung API (application programming interface) hat es nun aber aus dem Nerd-Sprech in den Normalo-Wortschatz geschafft. Was ist das nun? Man stelle sich ein Computer-Programm oder Teil-Programm vor als Lego Stein, dann ist die API vereinfacht gesagt die Nupsies oben drauf. Gäbe es keine Lego Steine mit Nupsies könnte man keine größeren Gebilde bauen. Dadurch dass ich aber Nupsies definiere und diese einem Standard folgen (gleicher Abstand zwischen den Nupsies) kann ich nun komplexere Systeme oder Lego Gebilde bauen.
Dieses Prinzip gibt es nun also seit es Computer Programme gibt, was ist also toll und neu daran?
Früher hat man Nupsies (API’s) quasi nur innerhalb von Programmen gehabt, sie waren also nicht nach “außen” sichtbar. Aus den daraus entstandenen Gebilden konnte man also nicht wirklich “andocken” oder sie erweitern und wenn dann nur dort wo man beim Bau des Gebildes vorher dran gedacht hat.
Nun die “Revolution” oder API’fizierung fing damit an, daß man einfach anfing mehr Schnittstellen oder Andockpunkte nach außen sichtbar zu machen und dann passierte plötzlich etwas wunderliches. Programmierer nutzten diese API’s nicht unbedingt immer so wie der API Anbieter es sich vorgestellt hatte. Die erste Reaktion war dann natürlich diesen Wildwuchs zu unterbinden, bis man merkte, daß dieser Wildwuchs gut war. Plötzlich bildete sich ein Öko-System ausserhalb dieser Schnittstellen und damit wurde der API anbietende Dienst plötzlich noch wertvoller.
Dieser Wildwuchs führte zu so etwas wie den mobilen AppStores und der Software as a Service (Saas) Welt. Die API’s aus dieser Welt machten – wie der Name schon sagt – Services als API verfügbar, warum aber auf der Ebene Services aufhören?
Also kam der nächste Schritt der API-fizierung und man wurde noch kleinteiliger, zunächst Prozesse, dann Prozess-Schritte bis hinunter zu einer einzelnen Funktion. Dies passierte dann nicht nur in neuen Systemen (früher nannte mal das mal modular) sondern, und das ist das entscheidende, es passiert auch in bestehenden bisher nicht API’fizierten Systemen.
In der schönen neuen API Welt kann man also sein eigenes System durch finden und zusammen stecken der richtigen Lego Steine erstellen. Und wenn einem ein Lego Stein nicht mehr gefällt oder es einen besseren gibt, dann tauscht man diesen einen Stein aus ohne das Lego Gebilde neu bauen zu müssen – vereinfacht gesagt :).
Felix:
Software-Entwickler haben heute mehr denn je die Möglichkeit, mit wenig Aufwand ganz neue Dinge zu schaffen. Einer der wichtigsten Gründe für den gesunkenen Aufwand ist, dass man sich heute mit Hilfe von APIs Zugang zu einer Fülle von Diensten und Tools verschaffen kann, die einem den Großteil der Arbeit abnehmen. APIs sind ein Stück Infrastruktur, das wesentlich zum stetig steigenden Innovationstempo beiträgt. Bei Stripe legen wir einen konsequenten Fokus auf Entwickler: Unsere API soll schnell zu integrieren, einfach zu nutzen und gut dokumentiert sein, das ist unser oberstes Ziel. Unsere Gründer Patrick und John Collison sind selbst Entwickler – der Technik-Fokus liegt uns also sozusagen im Blut. (Head of Northern Europe @ Stripe)
Miriam:
Eine API bietet die Möglichkeit, die Ressourcen, die Business Logik oder die komplette Plattform eines Anbieters innerhalb der eigenen Anwendung nutzen zu können. Somit lassen sich verschiedene Dienste in das eigene Angebot integrieren.
Beispiel:
Der Lautsprecher Anbieter Sonos integriert in seiner Sonos App z.B.
Spotify, Soundcloud u.a. in ein generisches Interface. D.h. alle Streaming Anbieter lassen sich über die App exakt gleich bedienen. Im Gegensatz zu den Websites der Anbieter – dort verhalten sich die Player jeweils anders.
Der größte Vorteil einer API ist der, dass das eigene Produkt nicht nur in einem geschlossenen System verwendet werden kann. Man eröffnet sich die Möglichkeit an zukünftigen Entwicklungen teilzuhaben, d.h. die eigene spezialisierte Kernanwendung neuen Produkten bereitzustellen.
Arnulf:
Für mich ist eine API das einfach eine Schnittstelle für Computer um sich mit anderen Computern zu verbinden, die aber idealerweise so einfach wie ein Stecker funktioniert. Davor und dahinter ist die Computerwelt beliebig kompliziert – aber an der API herrscht Einfachheit und Ordnung und sie erlaubt einen einfachen Zugang auf komplizierteste Dienste und Anwendungen. Und wie beim echten Stecker kann man damit erstaunliche Sachen zusammenstöpseln, wenn es genügend gute APIs gibt. Zum Beispiel spricht meine Fitness App mit meiner Waage, mein Schlaftracker mit meinem Fahrrad. Heraus kommt ein Gesamtüberblick wie es mir geht, wie sportlich und fit ich bin.
Für Unternehmen gilt: wer keine API anbietet und keine API nutzt, ist erledigt. Denn, wer alles selber machen muss ist auf seine eigenen Ideen und Möglichkeiten beschränkt. Im Wettbewerb mit der Cloud reicht das nur für den Abstieg.
André:
Was eine API ist, haben die eine oder der andere hier schon gut definiert. Für mich stellt sich aber eher die Frage an Unternehmen: Was macht man mit einer API und wobei kann eine API helfen.
Aus vielen Diskussionen der letzten Monate habe ich den Eindruck gewinnen können, dass viele denken, eine API zu haben sei schon so etwas wie eine Plattform-Strategie.
Eine technische Grundlage zu haben, ist aber aus meinem Verständnis lediglich die notwendige Grundlage für das, was aus einer API für ein Unternehmen folgen kann und in Teilen folgen muss. Eine API kann nur so gut sein, wie sie in einem Unternehmen neben der reinen Technik gelebt und gedacht wird. Das bedeutet, wie einfach ist die Nutzung der API (Developer-Friendly), kann ich schnell und einfach starten (SDKs, Testumgebung) und wie offen und transparent ist z.B. das Preismodell, die Auswahl der Partner und die Verfügbarkeit.
Klar ist, dass APIs existierenden Unternehmen die Möglichkeit geben, bestehende Wertschöpfung zu verändern sowie neue Monetarisierungswege zu definieren und zudem neue Anbieter komplett neue Wege der Nutzungen von Infrastrukturen über die Etablierung von neuen Standard-APIs schaffen. Beispiele für den zweiten Weg sind API Unternehmen wie Twilio, Stripe oder auch figo, die bestehende aber bis dahin schwer zugängliche Infrastrukturen für neue Zielgruppen geöffnet haben.
Klaus:
Schon seit Beginn des Computerzeitalters spielten APIs eine zentrale Rolle – sie ermöglichen die Kommunikation und Interaktion unterschiedlicher Komponenten in einer geregelten Art und Weise. Während interne APIs im Rahmen der Softwareentwicklung schon immer präsent waren und verwendet wurden, so rückten die externen APIs erst etwas später in die breite öffentliche Wahrnehmung. Ausgangslage waren die Softwarelösungen im vergangenen Jahrtausend: monolithische Systeme, in denen es konzeptionell nur vorgesehen war, Daten/Funktionen innerhalb der Kernanwendung zu nutzen. Ausgelöst durch den Wunsch des Users, vorhandene Daten und Prozesse auch außerhalb der „Anwendungsinseln“ zu nutzen, haben sich öffentliche APIs als Basis für die Schaffung neuer Diensten und Ökosysteme etabliert. Offene APIs sind heute die Basis für die Erstellung neuer Anwendungen und Services in atemberaubender Geschwindigkeit. Produkt oder Technik? Technik als Basis, die aber nicht mehr die entscheidende Rolle spielt, da offene Technologien verwendet werden. Produkt als großer Rahmen für API-Aggregation und Bereitstellung.
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