Bafin-Lizenz in der Tasche, prominente Köpfe an Bord, jetzt der nächste große Schritt: Allunity will in Kürze mit einem Euro-Stablecoin an den Start gehen. Entsteht ein Krypto-Champion?
Es war ein Paukenschlag für die Kryptowelt: Im Dezember 2023 verkündete unter anderem die DWS die Gründung von Allunity und damit den großen Einstieg in die Welt von Krypto und Stablecoins. Seither ist das Joint-Venture von DWS, Flow Traders und Galaxy Digital unter der Leitung von Alexander Höptner nicht nur extrem schnell gewachsen, sondern hat prominente Köpfe wie Peter Großkopf angeheuert (Payment & Banking berichtete exklusiv). Seit einigen Wochen nun hat Allunity eine Lizenz unter der Micar-Regulierung der EU von der Bafin erhalten, seit einigen Tagen gehört die Firma zum Bankenverband.
Jetzt soll der ganz große Coup kommen: Der Allunity-Stablecoin mit dem Namen „EURAU” soll in Kürze in den Umlauf gehen. Mit dem Euro Stablecoin wäre Allunity der erste Emittent einer solchen Währung in Deutschland. Ist das der Beginn einer deutschen Krypto-Erfolgsgeschichte?
Nicht nur etwas für Krypto-Zocker
Stablecoins werden vor allem von Krypto-Begeisterten als Zahlungsmittel beim Kauf von Kryptowerten genutzt. Die virtuellen Währungen sind an den Preis von realen Währungen wie dem Euro oder dem Dollar gebunden und bieten deswegen mehr Stabilität als Kryptowährungen, deren Kurse oft stark schwanken. Sie sind sowas wie der Schmierstoff der Blockchain-Ökonomie, erklärt Co-Pierre Georg, Direktor des Frankfurt School Blockchain Center (FSBC). Das meiste Geschäft wird dabei mit Arbitragegeschäften gemacht, sagt Georg. Bei denen gleichen Trader Preisunterschiede von Kryptowährungen auf unterschiedlichen Plattformen mithilfe von Stablecoins über Käufe und Verkäufe aus und verdienen daran.
Das ist nicht sexy, könnte sich aber bald ändern. Denn was Stablecoins für Finanzunternehmen wie DWS interessant machen, sind andere Einsatzgebiete. Deutschlands größter Fondsanbieter bietet seit einiger Zeit tokenisierte Wertpapiere an, die mit einer digitalen Währung, also einem Stablecoin, bezahlt werden. Wenn diese Art von Wertpapieren beliebter werden, könnte sich die Beteiligung an einer entsprechenden Währung für den Vermögensverwalter lohnen. Die DWS hat also ein Interesse, einen Stablecoin für sein eigenes Geschäft aufzubauen. Denn wer sie kontrolliert, kann entscheiden, welche Plattformen angebunden werden und verringert das Risiko, von einer anderen Währung abhängig zu sein.
Zielgruppe sind institutionelle Anleger
Statt mit einer direkten Vermarktung an Privatanleger richtet sich der Stablecoin von Allunity an institutionelle Marktteilnehmer, darunter Handelsplätze und Market Maker. Mit der Kryptohandelsplattform 21X steht bereits ein Partner fest. Laut Peter Großkopf solle das ein „Grundrauschen” erzeugen, also eine weite Verbreitung unter institutionellen Marktteilnehmern, die dem Stablecoin später zum Erfolg verhelfen soll. „So möchten wir möglichst schnell zu den späteren Massenanwendung zu kommen.”
Zu solchen Anwendungen gehören beispielsweise E-Geld-Token: Mit diesen könnte man Geld zwischen zwei Haltern dieser Token austauschen und damit ein großes Problem von E-Geld lösen. Ebenfalls möglich wären Treuhandkonten für Händler mittels Smart Contracts, die Stablecoins genau dann freigeben, wenn die Ware geliefert wurde.
„Allunity hat eine gute Timeline“
Bis es soweit kommt, wird es aber noch Monate oder Jahre dauern. Für Allunity gibt es derweil ein anderes Problem: Die Konkurrenz ist groß. Stablecoins von Tether haben laut dem Krypto-Tracker Coingecko eine Marktkapitalisierung von 162 Milliarden Dollar (Stand: 23.07.2025) bei einer Marktkapitalisierung von 269 Milliarden Dollar aller Stablecoins insgesamt. Gleichzeitig dominieren Dollars die Stablecoins als Basiswährung. Selbst mit einem unter Micar regulierten Euro-Stablecoin ist Allunity gar nicht allein. In Europa gibt es bereits seit einem Jahr einen Euro-Stablecoin von Circle. Der Coin mit dem Namen „EURC” hat seitdem eine Marktkapitalisierung von fast 211 Millionen Dollar erreicht. Ist diese Konkurrenz schlagbar?
Professor Georg sieht eine realistische Chance für Allunity. Insbesondere die Micar-Lizenz gebe institutionellen Investoren Vertrauen und Sicherheit. „Wer zuerst ein ernsthaftes Projekt sauber aufsetzt, hat schon einen Vorteil”, sagt er. Circle und Allunity hätten hier die Nase vorne. Auch habe der Euro-Stablecoin von Circle keinen uneinholbaren Vorsprung, findet Georg. Dieser sei vielleicht sogar zu früh in den Markt gegangen. „Allunity hat eine gute Timeline”, sagt er. Gerade könne man vom Einstieg institutioneller Investoren profitieren. „Jetzt müssen sie beweisen, dass sie den Markt überzeugen können.” Für Großkopf ist das kein Problem. Noch dazu macht er sich keinen Stress. “Wir kommen zur richtigen Zeit in den Markt – auch um dazu beizutragen, ihn größer zu machen”, sagt er und legt nach. “Wir wollen der relevanteste Anbieter aus Europa werden.” Selbst wenn man mittelfristig nicht der größte wäre, seien die Chancen „gigantisch”. Deutschland darf also weiter von einem Krypto-Champion träumen.