Sollten Kredite abgesichert werden? Für viele Verbraucher ist das eine relevante Frage, gerade bei konjunkturellen Unsicherheiten. Die Restschuldversicherung ist vielen Kunden jedoch negativ in Erinnerung geblieben. Dennoch hat sie eine Zukunft! Mit individuellen Leistungen und Finanzdienstleistern, die Ratgeber und Partner ihrer Kunden sind.
Ein Gastbeitrag von Alexander Hoffmann
Verbraucher wollen mehr Sicherheit. Lebensrisiken wie Arbeitsplatzverlust, schwere Erkrankungen, Berufsunfähigkeit oder sogar Todesfälle werden – gerade durch die Pandemie – wieder bewusster wahrgenommen. Auch die laut Initiative Restkreditversicherer (Initiative-RKV) gesamtwirtschaftliche Unruhe hat das Thema Absicherung in den Fokus gerückt. Aufgenommene Kredite wollen schließlich auch in unsicheren Zeiten weiter bedient werden. Viele Bankkunden fragen sich zunehmend, wie sie ihre Kredite am besten absichern können. Gerade Restschuldversicherungen haben in diesem Umfeld wieder enorm an Bedeutung gewonnen.
Absicherung von Krediten gegen Lebensrisiken
Restschuldversicherungen sind eine spezielle Form der Risikoversicherung. Sie sollen sicherstellen, dass Kreditnehmer ihren Kredit weiter bedienen können. Und zwar auch dann, wenn sie selbst ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Neben dem Todesfall decken sie weitere Risiken ab. Beispielsweise Arbeitslosigkeit durch Jobverlust, eine schwere Erkrankung oder Berufsunfähigkeit. Zudem dient die Restschuldversicherung als zusätzliche Kreditsicherheit gegenüber der Bank.
Vorurteile und politisch brisantes Thema
Trotz der umfangreichen Absicherung, ist die Restschuldversicherung in den vergangenen Jahren in Verruf geraten und hat seitdem mit Vorurteilen zu kämpfen: Zu teuer, lückenhafter Versicherungsschutz und Verkauf durch zweifelhafte Verkaufskonzepte sind einige Kritikpunkte der Verbraucherzentrale.
Fehlende Standards und die teilweise automatisch erfolgte Vermittlung ohne intensive Beratung, Ausschlussklauseln sowie Kosten und hohe Provisionen stehen ebenso in der Kritik. Und dass, obwohl die Provisionen in einem Gesetzesbeschluss zuletzt begrenzt wurden. Allerdings bleibt die Restschuldversicherung in Deutschland einzigartig. Denn sie bildet einen wirksamen Schutz für Verbraucher und ist ein stabilisierender Faktor für die Gesamtwirtschaft. Und gerade der Schutz ist bei Verbrauchern wieder zum wichtigen Thema geworden, bei denen sich Banken und Versicherungen neu positionieren müssen. Individuelle Leistungen und zusätzliche Services spielen dabei eine besondere Rolle.
Finanzdienstleister müssen Ratgeber und Partner werden
Produktanbieter sind gefordert, die Leistungen stets zu erweitern. Hohe Qualität und Transparenz sind wichtig für den Kunden. Laut des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sollten Versicherer die Verständlichkeit ihrer Produkte verbessern, indem sie kundenfreundliche Dokumente aufsetzen. Darüber hinaus hebt der Verband hervor, dass Versicherer Leistungsausschlüsse und andere Einschränkungen eindeutig definieren müssen. Nicht zuletzt ist die laufende Qualitätssicherung ein zunehmend wichtiger Faktor: Versicherungsprodukte sollten sich entsprechend dem Wandel der Lebenssituation durch Leistungserweiterungen anpassen lassen. Gerade im Zuge von Post COVID ist beispielsweise die Aufnahme psychischer Erkrankungen in die Leistungserbringung der Versicherer bedeutend. Und nicht nur die Leistungen der Restschuldversicherungen müssen überdacht und den heutigen individuellen Bedürfnissen gerecht werden, sondern auch die Kommunikation der Banken und Versicherer.
Image der Restschuldversicherung hat enorm gelitten
Das Image der Restschuldversicherung hat auch vor allem dadurch gelitten, dass Konditionen nicht transparent kommuniziert wurden. Konditionen sind seitens Banken und Versicherer daher kundenfreundlich und leicht verständlich aufzubauen. Und damit Kreditnehmer Restschuldversicherungen wieder als umfassenden Schutz und nicht als potenzielle Abzocke wahrnehmen, müssen Banken sowie Versicherer ihre Kunden genau dort abholen, wo diese selbst nicht mehr weiterwissen. Eine Bank sollte Ratgeber und Partner ihrer Kunden sein.
Das bedeutet, Finanzdienstleister müssen in erster Linie die Bedürfnisse des Kunden analysieren und als kompetenter Partner genau das anbieten, was der Kreditnehmer braucht. Zentral ist dabei dann auch, dass Banken und Versicherer leicht verständlich und vor allem vollständig über die Leistungen und Konditionen der Restschuldversicherung informieren. Im besten Fall gleichen sie gemeinsam mit dem Kunden die identifizierten Bedürfnisse und Angebot ab. Je nach Kreditnehmer bilden sich in diesem Prozess weitere Aspekte heraus, bei denen Banken und Versicherer mit kombinierten Service- und Assistance-Leistungen rund um das Thema Absicherung weiterhelfen können.
Am Ende steht ein Rundum-Fürsorge-Paket, das auf den Kunden zugeschnitten ist. Gleichzeitig positionieren sich Banken und Versicherer als kompetente Partner, die ihren Kunden immer genau das bieten, was diese brauchen. Das ist nicht zuletzt der wichtigste Schritt, um Vorurteile gegenüber Restschuldversicherungen abzubauen und die Kundenbindung zu stärken.
Zukunft der Restschuldversicherung setzt auf Individualität
Die Pandemie und wirtschaftliche Unsicherheiten haben Restschuldversicherungen wieder aus der einstigen Versenkung geholt. Kreditnehmer wollen ihren Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen können. Egal, was passiert. Das gilt für Konsumentenkredite und Immobilien-Darlehen, für Neu- und Bestandsverträgen.
Mit einer Restschuldversicherung können Banken und Versicherer ihren Kunden einen umfangreichen Schutz bieten. Doch es ist wichtig, das schlechte Image der Restschuldversicherung zu überwinden. Das gelingt – neben einer Beratung auf Augenhöhe – mit individuellen Leistungen, die den Bedürfnissen der Kreditnehmer entsprechen. Denn: Eine sinnvolle Versicherung ist nah an der Lebensrealität des Kunden.
Finanzdienstleister müssen daher Versicherungen mit zusätzlichen Optionen und Serviceleistungen bieten, die den Kunden und seine Familie in jeder Lebenslage unterstützen. Die Bedürfnisse des Kunden stehen im Mittelpunkt. Die Restschuldversicherung darf kein Produkt von der Stange sein, damit sie nicht erneut die Erwartungen der Kreditnehmer enttäuscht. Das ist auch im Wettbewerb entscheidend. Eine passgenaue Kreditabsicherung mit einer Kombination aus Service- und Assistance-Leistungen, die über die Restschuldversicherung hinausgehen, ist ein Differenzierungsmerkmal. Eine Zusatzleistung kann zum Beispiel sein, dass Kunden Cyberschutz über eine Payment Protection Insurance angeboten wird. Oder noch einfacher: Die Bedingungen der Restschuldversicherungen werden denen des GDVs entsprechend angepasst, um die Versicherung kundenfreundlicher zu gestalten. In beiden Fällen wird das Versicherungsangebot aufgewertet und Finanzdienstleister können in einem zunehmend umkämpften Markt noch besser überzeugen.
Über den Autor:
Alexander Hoffmann ist seit Februar 2020 Geschäftsführer AXA Partners Deutschland und Schweiz. Der 54-Jährige war zuvor bei Genworth Financial, Chubb, HBOS, AIG und Standard Life in leitenden Positionen tätig.