AI in Finance: Zwischen Hype, Handwerk und Hausaufgaben

Maik Klotz und Sascha Dewald sprechen über KI im Banking: Klarna & JP Morgan im Fokus

Vom Schaulaufen in Berlin bis zur Banking Exchange in Frankfurt: Was gerade wirklich zählt und eben nicht.

Sonntagmorgen, zwei Frühstücke, zwei Orte. Sascha meldet sich aus einem märkischen Wellness-Idyll nach der DKB-35-Jahr-Feier mit 6000 Menschen. Maik aus Siegen, Provinz voller Leben, ohne Regen, aber mit Herbstgefühl. Maik und Sascha steigen direkt rein in eine Woche, die es in sich hatte: Axel-Springer-Award für Sam Altman, Welt-AI-Summit, jede Menge Panels, und mittendrin unser eigenes Event-Baby, die Banking Exchange. Und die AI-News kommen alles andere als zu kurz.

Berlin: Sam auf der Bühne, Europa im Spiegel

Altman war in Berlin omnipräsent und gleichzeitig unnahbar. Inhaltlich blieb er hoch über dem Tagesgeschäft: Superintelligenz bis 2030, Ende von Routinen, viel über Energie und Hardware, ein bisschen Europa-Streicheln und die Ankündigung einer souveränen Cloud für den Public Sector mit Microsoft und SAP. Philosophisch statt Produkt-Roadmap, eher David-Deutsch-Energie als Dev-Changelog. Merkpunkt: Die Taktung, in der er spricht, liegt fünf plus Jahre vor unserem Operativen. Inspirierend, aber es lässt viele praktische Fragen offen.

Randnotiz, doch nicht unwichtig: Politik will kuscheln, Sam bleibt auf Abstand. Verständlich. Und ja, Selfies mit Söder gehen schneller als mit Sam. Sagt Sascha.

Frankfurt: Banking Exchange – weniger Theorie, mehr Taten

Kontrastprogramm: Unsere BEX in Frankfurt. 185 Leute im Raum, sechs Stunden Content, null Leerlauf. Keynote von Stefan Paxmann (LBBW), Panel mit Johanna Bidinger (ING), Prof. Dr. Silke Finken (ISM), Sascha und Maik. Take-away: Wir müssen weniger Grundschule erklären. Awareness ist da, Piloten laufen, echte Produkte entstehen. Noch nicht alles fertig, aber der Branchenton hat sich gedreht von „ob das was wird“ zu „wo legen wir die nächste Schippe drauf“. Genau dahin muss es.

Suche, aber anders: Von SEO zu GEO und der Zero-Click-Welt

Perplexity macht ernst: Search-API raus, eigener Webindex, gebaut für KI-Anwendungen. Google drückt KI-Zusammenfassungen über die Trefferlisten und experimentiert offen mit „Live“ und Voice-First. Konsequenz: Suchen enden immer häufiger ohne Klick. Zero-Click ist kein Randphänomen, sondern System. Für Publisher, NGOs und Fachportale toxisch. Für Nutzer bequem. Für die Branche eine Zumutung, denn die Kundenschnittstelle wandert in Dialoge und Assistenzebenen, die wir nicht mehr besitzen.

Was heißt das operativ?

Erstens, Quellencheck bleibt Pflicht. Halluzinationen passieren, Zeitstempel sind kritisch. Zweitens, Content muss GEO-fähig werden, also so gebaut, dass generative Systeme ihn korrekt aufgreifen. Drittens, neue Distributionslogiken entwickeln. Wer auf klassischen Traffic hofft, wird vom Interface-Shift überrollt.

Gemini Live und Pulse: Die nächsten UI-Schritte

Gemini Live ist Sprachatmung plus Kamera: Frag den Assistenten, zeig ihm die Welt, bekomme Antworten im Flow. Das ist die Beta der nächsten Suchgeneration. OpenAI schiebt parallel „ChatGPT Pulse“ an,  ein personalisierter Newsfeed im Chat, der morgens proaktiv abholt. Ergebnis: Weg vom Pull, hin zu Push und Presence. Die Schnittstelle wandert zu Stimme, Linse und Kontext. UX wird unsichtbar. „Computer, mach das“ ist keine Sci-Fi-Pose mehr, es ist Roadmap die gerade umgesetzt wird.

Das große Ding: Googles Agent Payments Protocol (AP2)

Vielleicht das wichtigste Puzzleteil kam fast nebenbei: AP2, ein offener Standard, der Agenten rechtssicher bezahlen lässt. Mandate, kryptografisch signiert, auditierbar, für Echtzeitkäufe und delegierte Aufgaben. Von „kauf Taylor-Swift-Tickets bis 250 Euro, Sitzplatz“ bis „buche Flug und Hotel passend zum Kalender“. Nicht nur Karte, auch Account-to-Account, auch Stablecoin. Entscheidend ist die Beweis- und Haftungskette für Händler, PSPs und Banken. Genau das fehlte, damit Agent-Commerce aus dem Bastelkeller kommt.

Übersetzung in Bankisch: Wenn Agenten zahlungsfähig, revisionssicher und regelbasiert handeln können, schrumpft das sichtbare Frontend. Workflows, die wir mühsam für Apps gebaut haben, passieren still im Hintergrund. Produkte müssen agententauglich werden: Limits, Mandate, Budgets, Rückpfade, Dispute-Prozesse, Logs. Wer das nicht anbietet, wird nicht angesteuert.

Geldkreisel und Gigawatt: Infrastruktur ist kein Meme

OpenAI bucht dreistellige Milliardenbeträge bei Oracle, Oracle ordert GPUs bei Nvidia, Nvidia „investiert“ in OpenAI, OpenAI kauft wieder GPUs. Man verkauft es als größtes Infrastrukturprojekt der Geschichte. Am Ende reden wir über zweistellige Gigawatt und riesige Capex-Zyklen. Neben der Euphorie bleibt die nüchterne Frage: Tragen die heute sichtbaren Umsätze diese Kurven bis 2030 oder subventioniert die Finanzarchitektur die Story, bis die Physik greift? Egal, Energie und Effizienz werden zum Produktfeature. Jede Query frisst Strom. Effizienz-KPIs gehören ins Pflichtenheft.

Hört rein und sagt uns, was ihr denkt!

Es geht es um:

  • Sascha berichtet von der 35-Jahr-Feier der DKB und dem Welt-AI-Summit.
  • Sam Altman betont die Bedeutung von KI für die Zukunft der Arbeit.
  • Politische Diskussionen über KI und deren Regulierung sind notwendig.
  • Die Banking Exchange zeigt, dass das Thema KI in der Finanzbranche angekommen ist.
  • Die Suche im Internet verändert sich durch KI-gestützte Zusammenfassungen.
  • Zero-Click-Suchen nehmen zu und gefährden die Sichtbarkeit von Experten.
  • Datenschutz muss neu bewertet werden im Kontext von KI.
  • Die Vielfalt in der Suche ist bedroht durch algorithmische Entscheidungen.
  • Die Sichtbarkeit von NGOs in der digitalen Welt ist gefährdet.
  • Die Notwendigkeit neuer Geschäftsmodelle in der digitalen Landschaft wird deutlich. Die Sichtbarkeit von Stimmen in der Gesellschaft ist entscheidend.
  • KI-Modelle sind oft nicht neutral und können voreingenommen sein.
  • Das Suchverhalten verändert sich durch KI-Zusammenfassungen.
  • Interaktive Technologien ermöglichen neue Formen der Informationssuche.
  • Gesundheitstechnologie wird durch vernetzte Geräte revolutioniert.
  • Personalisierte Nachrichtenfeeds könnten die Informationsaufnahme verändern.
  • Agenten können in unserem Namen handeln und Finanztransaktionen durchführen.
  • Die finanzielle Entwicklung im KI-Sektor ist rasant und komplex.
  • Digitale Souveränität ist ein wichtiges Thema für die Zukunft.
  • Die Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen im KI-Bereich muss hinterfragt werden.

Viel Spaß beim Hören!

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Disclaimer

Was ihr hier hört, sind unsere Gedanken und Meinungen, nicht die unserer Arbeitgeber, Zimmerpflanzen oder Haustiere. Als Enthusiasten versuchen wir euch Einblicke in die Welt von künstlicher Intelligenz in Finance zu geben, aber wir sind nur AI-Enthusiasten, keine Hellseher. Unsere Einschätzungen könnten genauso gut aus einem Horoskop stammen. Also, macht’s euch gemütlich und genießt die Show!

Author

  • Maik Klotz ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment, Digital Identity, E-Commerce und Retail mit starkem Fokus auf “mobile”. Seit vielen Jahren berät Maik Unternehmen zu kundenzentrierten Innovationsmethoden und der Fokussierung auf den Nutzer. Er wurde von der Süddeutschen Zeitung in der Serie „Impulsgeber“ der Branche portraitiert und moderiert und spricht auf vielen Branchen-Events. Maik ist Imker. Maik ist Co-Founder von Payment & Banking und ist im Team mitverantwortlich für Marketing, Strategie und Events, insbesondere der Transactions.io

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