A Primer on Banks & Tokenization

Tokenisierung gehört zu den heißesten Trends im Bankensektor. Fast wöchentlich lesen wir von neuen digitalen Anleihen, die frisch begeben, oder Stablecoin und Tokenized Deposit Vorhaben, die von verschiedenen Banken vorangetrieben werden.

Es gibt jedoch auch noch viele Fragezeichen – sowohl regulatorischer Art als auch rund um konkrete Business Cases und die Operationalisierung dieser Projekte. Antworten auf diese Fragen soll es auf der TOKENFUTURE Konferenz am 18.06. in Frankfurt geben.

Dann kommen weltweit führende Tokenisierungsexperten von Institutionen wie Sygnum, Deutsche Bank, ABN Amro, VP Bank und BNP Paribas zusammen, um tief in Tokenisierungsstrategien und Business Cases einzutauchen.

Unter den Experten wird auch Jürgen Hofbauer von Taurus sein. Als Global Head of Strategic Partnership steht er in engem Kontakt mit Banken und Vermögensverwaltern und begleitet viele Projekte aus nächster Nähe. In Vorbereitung auf das Event hat er sich mit Blockstories, dem Veranstalter der TOKENFUTURE, zu einem Interview verabredet, das wir hier gerne mit euch teilen wollen. Herausgekommen ist ein interessantes Gespräch darüber, was Banken rund um Tokenisierung alles beachten müssen.

Blockstories im Interview mit Jürgen Hofbauer von Taurus

Worin siehst du die Hauptvorteile von Tokenisierung: Geht’s vor allem um Neugeschäft oder um Kostenreduktion? Wie lautet der Business Case für Banken?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es zwei zentrale Treiber bei der Einführung neuer Technologien gibt: Das Potenzial für Neugeschäft und die externe Nachfrage durch Kunden. Da sich Blockchain-Technologie nach wie vor in einem frühen Stadium befindet, ist es jedoch schwierig, allein den Revenue Case aufzumachen.

Vielmehr sollten auch die Effizienzgewinne berücksichtigt werden, die sich mittels Tokenisierung realisieren lassen. Dazu zählen insbesondere Kosteneinsparungen in Backoffice-Prozessen, wie dem Asset Servicing, Clearing und der Zahlungsabwicklung.

Lass uns gerne hier genauer einsteigen. Bei welchen Prozessen siehst du das größte Potenzial für Banken?

Wenn ich mich auf drei konkrete Bereiche festlegen müsste, wären es die folgenden:

– Prozessautomatisierung und Asset Servicing: Durch die Automatisierung verschiedener Prozesse über Smart Contracts können der Bedarf an arbeitsintensiven Aufgaben reduziert und die Kosten somit im Laufe der Zeit erheblich gesenkt werden.

– Clearing und Zahlungsabwicklung: Auch hier fällt sehr viel manuelle Arbeitszeit an. Hinzu kommt, dass viele Prozesse auf veralteten Zahlungssystemen laufen. Mithilfe von Tokenisierung können auch diese automatisiert werden, beispielsweise indem Smart Contracts automatisch Transaktionen ausführen, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

– Regulatory and Client Reporting: Durch das Einbetten von Transaktionsdaten oder beispielsweise auch Links zu Prospekten direkt auf der Blockchain können Banken ihre Prozesse straffen und Informationen zugänglicher machen. Dabei muss jedoch zwischen Informationen, die auf der Blockchain gespeichert werden sollten, und denen, die aus Kosten- oder Datenschutzgründen nicht dort hinterlegt werden können, unterschieden werden.

Wie sehr ist das Wissen um diese Potenziale im Bankensektor bereits angekommen?

Diese Frage würde ich aus zwei verschiedenen Blickwinkeln beleuchten: Technologie auf der einen Seite und Business Cases auf der anderen.

Technologisch betrachtet haben Banken einen langen Weg zurückgelegt und ihr Verständnis rund um die Verwahrung digitaler Assets und Tokenisierung vertieft. Das heißt im Übrigen auch, dass sie verstehen, dass auch traditionelle Technologien wie zum Beispiel HSMs (Hardware Security Modules) ihre Bedürfnisse weiterhin ausreichend gut erfüllen und sie nicht unbedingt auf die neuesten MPC-Lösungen setzen müssen. Außerdem wird ihnen immer klarer, dass eine effektive Tokenisierung robuste Verwahrungslösungen erfordert – im Wesentlichen sind Verwahrung und Tokenisierung zwei Seiten derselben Medaille.

Was die Business Cases betrifft, ist das Bild etwas gemischter. Während es definitiv eine große Offenheit für das Thema gibt, ist es nicht für jeden einfach, einen klaren Business Case zu definieren. Einige Banken versuchen, Strategien größerer Banken zu imitieren, die nicht immer zu ihren spezifischen Bedürfnissen passen – insbesondere für Regionalbanken mit großem Endkundengeschäft.

Und für die Banken, die aktiv Projekte vorantreiben: Kommt der Impuls überwiegend von innen heraus oder wird das Ganze eher von der Kundennachfrage getrieben?

Es ist häufig eine Mischung aus beidem.

Einerseits treiben die Banken selbst Innovationen wie Stablecoins und tokenisierte Einlagen voran, insbesondere diejenigen mit globaler Reichweite, da sie erhebliche Vorteile in der Optimierung ihrer Abwicklungsprozesse über Landesgrenzen und Geschäftseinheiten hinweg sehen.

Andererseits wird ein Großteil der Bestrebungen – vor allem bei der Tokenisierung von Finanzinstrumenten – durch die Kundennachfrage getrieben. Was auch Sinn ergibt, denn im Kern besteht das Geschäft von Banken darin, ihre Kunden zu bedienen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der jüngste Aufschwung im Kryptomarkt. Mit steigenden Kryptopreisen sehen wir eine Wiederbelebung der Nachfrage nach der Verwahrung von Krypto-Assets und Staking-Diensten. Die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen hat nach dem Zusammenbruch von FTX im Jahr 2022 erheblich nachgelassen. Jetzt, mit der Erholung des Marktes, sehen sich viele Banken dazu gezwungen, ihre Angebote schnell anzupassen und zu erweitern – insbesondere in Ländern mit Hyperinflation.

Um tiefer in die operativen Aspekte einzutauchen: Was sind die größten Herausforderungen für Banken beim Aufbau ihrer Tokenisierungsinfrastruktur?

Die Integration von Digital Asset Infrastruktur ist ein umfangreiches Unterfangen, das weit über die einfache Auswahl eines Infrastrukturanbieters hinausreicht. Es erfordert eine umfassende Überprüfung ihrer Bestandsprozesse – von AML- und Risiko-Compliance bis hin zu operativen Workflows. Hinzu kommt, dass Banken ihre aktuelle technologische Infrastruktur sowie Governance analysieren und zusätzlich die Schulung des notwendigen Personals sicherstellen müssen.

Um diese Herausforderungen effektiv angehen zu können, müssen Banken zu allererst eine solide operative Grundlage schaffen. Dazu gehören die Erstellung einer klaren Strategie sowie die Definition eines passenden operativen Modells. Am Ende dreht sich bei der Integration digitaler Assets alles um die interne Koordination und Vorbereitung sowie um die richtige Wahl von Technologie und Partnern.

Und wo liegt so der durchschnittliche ROI von Tokenisierungsprojekten?

Realistisch betrachtet, können Banken mit einer Dauer von drei bis fünf Jahren rechnen. Der Prozess ist umfangreich und beginnt mit dem Verständnis der geschäftlichen Anforderungen, gefolgt von der Auswahl und Integration der passenden Anbieter. In der Regel ist man bereits ein oder zwei Jahre im Projekt, bevor man überhaupt mit der Kundenakquise beginnt. Sobald der Betrieb dann läuft, erfolgt schrittweise die Skalierung.

Einer der größten Kostentreiber ist, dass Banken zu Beginn oft alte und neue Systeme parallel betreiben müssen. Erst wenn das neue System an Volumen gewinnt und skaliert, beginnen die Kosteneinsparungen und die Vorteile des Umstiegs auf die Blockchain sichtbar zu werden.

Abschließend der Blick auf Taurus: Was habt ihr in den nächsten Monaten geplant?

Aufgrund unserer Herkunft haben wir uns anfänglich stark auf die Schweiz konzentriert. Mittlerweile haben wir jedoch auch Büros in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten eröffnet. Diese Expansion wollen wir weiter vorantreiben und unsere Präsenz in der Türkei, im Nahen Osten und Lateinamerika ausbauen.

Dabei spielt Regulatorik eine entscheidende Rolle, insbesondere weil unsere Dienstleistungen daran hängt, dass Banken die erforderlichen behördlichen Genehmigungen für die Verwahrung digitaler Vermögenswerte erhalten.

Was unsere Produkt Roadmap betrifft, wollen wir ein umfassendes Dienstleistungsangebot von Verwahrung und Tokenisierung bis hin zum Handel mit digitalen Vermögenswerten anbieten – also den kompletten Lifecycle dieser Assets.

— PS: Falls euch das Thema interessiert und ihr am 18.06. in Frankfurt dabei sein wollt, könnt ihr euch hier euer Ticket zu einem 20% Discount sichern: https://www.tickettailor.com/events/tokenfuture2024/1124224?a=PB20

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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