Erstmals seit der Rücknahme der Wachstumsbeschränkungen legt die Neobank Zahlen vor. Die sehen gut aus, aber reicht das, um gegen Revolut und Trade Republic zu bestehen?
In der Berliner Zentrale von N26 fragen sie sich gerade vielleicht, was dieses Jahr alles möglich gewesen wäre – wenn nur die vermaledeite Wachstumsbeschränkung nicht gewesen wäre. Erst seit Juni darf die Neobank wieder so viele Neukunden anwerben, wie sie möchte. Und das sind einige: Mehr als 200.000 Neuanmeldungen pro Monat sind es aktuell, wie die Firma am Dienstag verkündete. Das müssen nicht alles direkt zahlende Kunden sein, aber die Zahl stimmt die Führungsetage des Unternehmens vermutlich trotzdem freudig.
Erstmals seit der Aufhebung der Bafin-Auflagen im Sommer hat N26 aktuelle Zahlen vorgelegt. Und auf die ist man mächtig stolz. Nicht nur gibt es viele Neuanmeldungen und bis Jahresende laut Eigenprognose 4,8 Millionen ertragsrelevante Kund:innen. Das Unternehmen robbt sich auch langsam, aber sicher, an die Profitabilitätsschwelle heran. Der Juni 2024 war der erste Monat mit Gewinn, im dritten Quartal steht unter dem Strich ein operatives Ergebnis von 2,8 Millionen Euro.
N26 macht auch 2024 noch Verlust
Für das Gesamtjahr wird es allerdings noch nicht ganz für ein Plus reichen, aktuell geht N26 von einem Verlust von 20 Millionen Euro aus. Schuld sei eine „einmalige bilanztechnische Maßnahme“, ohne diese hätte es bereits erstmals einen operativen Gewinn gegeben. Hinter der Maßnahme verbirgt sich eine Anpassung des Treasury-Portfolios an das Makro-Umfeld. Im Vergleich zum Vorjahr (-78,3 Millionen Euro) und zum Jahr 2022 (-169,3 Millionen Euro) bedeutet das aber in jedem Fall eine klare Verbesserung.
Seit Anfang des Jahres bietet N26 auch Sparprodukte an und hat damit den Kampf um Marktanteile mit den Hauptkonkurrenten Trade Republic Revolut verschärft. Wirklich ins Detail geht man dabei aktuell nicht, aber immerhin das deutlich erhöhte Transaktionsvolumen (140 Milliarden Euro, +23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) schreibt die Bank auch diesem Angebot zu.
Insgesamt bleibt das Duell der deutschen Vorzeige-Fintechs aber eng. Während N26 lange Zeit aufgrund der Bafin-Auflagen die Hände gebunden waren, konnte Trade Republic kräftig wachsen. Obwohl zwei Jahre jünger, hat auch Trade Republic mehr als vier Millionen Kunden.
Auch Revolut und Trade Republic rüsten auf
Der Wettbewerb dürfte im kommenden Geschäftsjahr hart werden. Denn während N26 ins Trading-Geschäft vorstößt, startet Trade Republic parallel nach und nach mit seinem Girokonto. Und dann will auch noch das britische Giga-Fintech Revolut Marktanteile übernehmen. Das Unternehmen verkündete ebenfalls am Dienstag, dass es nun 50 Millionen Kunden hat. In Deutschland sind es zwar erst zwei Millionen Kunden, aber die Briten werden 2025 versuchen, diese Zahl mithilfe ihrer gut gefüllten Kriegskasse deutlich zu erhöhen. Zuletzt hatte Revolut bereits angekündigt, Neukunden in Deutschland auch mit einer deutschen IBAN auszustatten.
N26 blickt trotz dieser starken Konkurrenz optimistisch auf das kommende Jahr. Kunden und Umsatz sollen weiter wachsen. Die Bank will auch die Umsätze pro Kunde weiter erhöhen, weswegen das Anlageangebot größer werden soll. „Wir werden dieses starke Momentum weiter ausbauen“, erklärte CEO Valentin Stalf.