Die digitale Transformation ist schon lange ein zentrales Thema der Wirtschaft. Auch Finanzinstitute planen und realisieren seit einigen Jahren eine verstärkte Digitalisierung. Die Coronakrise und die daraus resultierenden landesweiten Einschränkungen haben jedoch zweifellos das Tempo rasant beschleunigt, mit dem neue Technologien und Verfahren auf den Markt gebracht werden.
Kurz bevor Corona einen Großteil der Weltwirtschaft quasi zum Erliegen brachte, hatte Banking Circle noch eine Studie mit Finanzinstituten in mehreren Ländern gestartet. Zielsetzung war es, die neuesten Trends bei der Entwicklung, Bereitstellung und Unterstützung von Bankdienstleistungen für Unternehmen zu untersuchen. Als jedoch die möglichen Auswirkungen der Pandemie immer deutlicher wurden, passte das Unternehmen seine Studie an: Schwerpunkt war jetzt ihr Einfluss auf die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen.
Die Situation ist weiterhin von hoher Dynamik und Unsicherheit geprägt. Es wurde jedoch sehr schnell klar, von welch hoher Bedeutung die digitale Bereitstellung ist. Die weltweite Krise verlieh der Digitaltechnik bzw. ihrer Umsetzung damit eine ganz neue und unmittelbare Brisanz.
Bei der Frage nach den Auswirkungen der Pandemie auf ihre Geschäftsplanung blieben die Befragten optimistisch. Die häufigste Antwort lautete mit 41 Prozent, dass die Krise „geringfügige“ Auswirkungen habe und eine rasche Erholung zu erwarten sei. Etwa ein Drittel (32 %) gab an, dass das Virus ihr Geschäft „ziemlich stark“ beeinträchtigt und Änderungen ihrer geschäftlichen Abläufe und – wo möglich – Kostensenkungen nach sich zieht.
Ein Viertel (26 %) sagte, dass die Auswirkungen „erheblich und weitreichend“ seien.
Vergangene Erkenntnisse nutzen
Die Herausforderungen, die für die Top-Vertreter im Bereich der Finanzdienstleistungen am stärksten im Fokus stehen, beziehen sich auf das Alltagsgeschäft. Mehr als die Hälfte (58 %) der leitenden Angestellten von Finanzinstituten, die in wichtigen europäischen Märkten tätig sind, sehen die Auswirkungen der Regulierung als eine ihrer drei größten Herausforderungen. Geringfügig weniger (53 %) rechnen zu den drei Top-Herausforderungen auch die sich ständig ändernden Erwartungen der Kunden. Regulierung und sich verändernde Kundenerwartungen sind allerdings keine neuen Themen. Es liegt daher nahe, dass diese beiden Themen auch in jeder anderen Umfrage der letzten Zeit als wichtigste genannt worden wären.
Finanzinstitute aller Art – Zahlungsdienstleister, Banken und FinTechs – sollten sich jetzt die Zeit nehmen, um sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Dabei sollten sie Erkenntnisse aus der Vergangenheit, einschließlich der aus der Pandemie zu ziehenden Lehren, nicht außer Acht lassen. Nur so wird es möglich sein, eine auf langfristigen Erfolgt zielende Infrastruktur aufzubauen.
Zusammenarbeit ist dabei ein entscheidender Aspekt. Zahlungsdienstleister sollten sicherstellen, dass sowohl Business-Continuity-Management und Geschäftsplanung als auch der Einsatz digitaler Technologien integriert sind. Sie sollten auch nach anderen Unternehmen als potenzielle Kooperationspartner Ausschau halten, seien es aktuelle Wettbewerber, bestehende Partner, Kunden oder Lieferanten. Zweifellos verschwimmt die Unterscheidung zwischen diesen Kategorien zusehends, da immer deutlicher wird, dass alle in einem Boot sitzen.
Digitalisierung als Prozess
Finanzunternehmen dürfte inzwischen auch klar sein, dass ein kundenzentriertes Geschäftsmodell im Zeitalter von Open Banking unerlässlich ist. Die Studie von Banking Circle zeigt jedoch, dass das Engagement bei der Einführung neuer Prozesse hier zum Teil noch ausbaufähig ist – vor allem, wenn andere Themen im Vordergrund stehen.
Die Digitalisierung ist ein Prozess, keine Aufgabe, die auf einer To-Do-Liste abgehakt werden könnte. Denn auch Märkte, Regulierungen und Technologien entwickeln sich immer weiter. Mit dem Wettbewerb Schritt zu halten, geschweige denn, ihm voraus zu sein, ist mit einer ständigen Weiterentwicklung verbunden. Sie betrifft alle Bereiche eines Unternehmens. Daher ist es entscheidend, dass alle Akteure einbezogen werden. Für Banken, Zahlungsdienstleister und FinTechs ist es dabei entscheidend, neben neuen Anwendungen, Dienstleistungen und Lösungen auch die Rolle der Finanzinfrastruktur zu verstehen. Nur dann können sie gemeinsam daran arbeiten, die richtigen Konzepte optimal auf die Kundenbedürfnisse abzustimmen.
Das Jahr 2020 hat viele Unklarheiten, aber auch zahlreiche Lernmöglichkeiten mit sich gebracht und der Rückblick wird für Unternehmen von unschätzbarem Wert sein. Er wird Finanzinstituten aller Art dabei helfen, wieder Klarheit und Zuversicht zu gewinnen und 2020 als eine Zeit zu begreifen, die den Grundstein für eine neue Zukunft gelegt hat.
Hier geht es zum Download der englischsprachigen Whitepaper-Serie „Ready for the re-build – re-thinking the value of digital infrastructure”.