Um die Jury zum FinTech des Jahres 2014 noch besser kennenzulernen, beantworten die Mitglieder alle zehn Fragen. Zum Jahresstart heute ein zweites Interview: Uli Hegge.
Wer bist Du und was machst Du?
Uli (eigentlich Ulrich) Hegge, wieder „nur“ unternehmerisch tätig: In ein paar Unternehmen investiert (noch kein Fintech), teilweise im Board. Seit über 25 Jahren im Internet aktiv (Gründer, Mitgründer, Corporate Management). Berufliche Sozialisation hauptsächlich in (Online-)Medien und Online Marketing-Technologie. In Kürze auch wieder operativ unterwegs.
Deine Berührungen mit FinTech?
In meinem letzten Corporate Job als Generalbevollmächtigter/CSO der comdirect Bank umfasste mein Ressort neben Marketing/Sales und den Beratungsfeldern (Anlageberatung, Baufinanzierung) auch das Produktmanagement. Insbesondere dadurch habe ich mir die Szene sehr intensiv angesehen.
Zusammen mit meinen langjährigen Verbindungen in der (auch internationalen) Startup-Welt und meinem Medien-/Marketing Background ergibt sich daraus ein, vermute ich, etwas anderer Blick auf Fintech.
Deine Favoriten und die Gründe bei der Wahl?
Hey, die Frage kommt zu früh! ;)
Ganz allgemein: Für wesentlich halte ich gerade bei Fintech ein nachhaltiges Geschäftsmodell (Einschätzung nach meinem jeweils aktuellen Erkenntnisstand), und die Behebung echter Kundenprobleme. Und dies für Kunden sofort verständlich und den Preis wert.
Was erwartest Du im Jahr 2015 im Bereich FinTech?
Eine erste Konsolidierungswelle, und dabei sowohl Insolvenzen wie auch Roll-ups in kleinerem Maßstab. Soweit typisch für einen heissen Venture Capital-Sektor. Investments werden entsprechend gezielter erfolgen, aber auf jeden Fall bleibt es einer der ganz heißen (überhitzten?) digitalen Hoffnungsmärkte.
Ansonsten wird es spannend zu sehen, ob sich „Winner“ durchsetzen werden, und in welchem Fintech-Segment.
Was die Banken im kommenden Jahr liefern werden, werde ich ebenfalls sehr aufmerksam verfolgen.
Über welches FinTech-Modell wüsstest Du gern noch mehr?
Den Sektor Payment verstehe ich derzeit nicht: Das kann doch nur bei einer neuen, besseren und billigeren Infrastruktur funktionieren? Entsprechend finde ich alles um eine Blockchain-basierte Infrastruktur sehr spannend, da versuche ich schlauer zu werden.
Was wird sich wirklich mit API-basierten Modellen ändern? Kernbanken-Systeme? Oder „nur“ Interfaces? Auch das schaue ich mir genauer an.
Wer sind deine internationalen FinTech „stars“?
Der offensichtliche Kandidat zuerst: Paypal. Und die Braintree-Akquisition finde ich nach wie vor smart.
Epiphyte, ein Brückenbauer zwischen traditionellen und neuen Banksystemen.
Den Ansatz von Digit finde ich sehr mutig und bin gespannt, wie Kunden das annehmen.
Was unterscheidet FinTech von anderen Tech-Bereichen?
Auf der letzten Fintech Exec I/O habe ich gesagt, dass Fintechs „Happiness Provider“ sind. Das Thema Geld ist einfach sehr viel sensibler als ein Schuhkauf.
Ansonsten: Regulatorische Rahmenbedingungen, eine ausreichende Partizipation an Profit Pools (bei meist notwendiger Partnerschaft mit den etablierten Playern mit eigenen Interessen) und vor allem und ganz besonders das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Und dieses dann dauerhaft zu rechtfertigen…
Werden Retailbanken in der Form von heute im Jahr 2020 noch da sein?
In der Form von heute? Nein, sie werden sich verändert haben. Aber es wird sie nach wie vor geben, vielleicht sogar stärker und besser als heute.
Erleben wir eine Revolution im Zahlungsverkehr durch die Bitcoin-Technologie / Blockchain etc?
S.o.: Das heutige Bitcoin als flächendeckend, d.h. von Verkäufer und Käufer akzeptierte Währung? Nein.
Aber auf der Basis der aktuell gemachten Erfahrungen plus Blockchain oder vergleichbare Systeme aufgebaute Infrastrukturen werden den Zahlungsverkehr verändern. Wann? Leider noch keine Ahnung.
Wo trifft man dich im Jahr 2015?
DLD im Januar, wie immer. Fintech Exec I/O im April, ansonsten (vermutlich) d3con und sicher dmexco. Stay tuned.
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