10 Fragen an die Mitglieder der Jury des FinTech des Jahres – Boris Janek

Um die Jury zum FinTech des Jahres 2014 noch besser kennenzulernen, beantworten die Mitglieder alle zehn Fragen. Zum Jahresstart heute einer der bekanntesten und „ältesten“ Fin-Tech Blogger in Deutschland: Boris Janek

Boris JanekWer bist Du und was machst Du?

Ich bin Boris Janek. Diplom Sozialwissenschaftler und arbeite aktuell als Manager Digital Business + Innovation bei der Internetgesellschaft der Volksbanken Raiffeisenbanken. Zu meinen letzten Innovationsprojekten gehörte die crowdfunding Plattform der Volksbanken Raiffeisenbanken. In letzter Zeit bin ich viel in der startup Welt unterwegs.

Seit 2006 betreibe ich meinen Finance Blog www.financezweinull. de. Mich fasziniert schon seit meinem Einstieg in die Banken Welt 2001 die zunehmende Technologisierung der Finanzbranche bis hin zu der Möglichkeit Banking – zumindest Retail Banking – vollständig zu digitalisieren

Deine Berührungen mit FinTech?

Nun ja. In meinem Job habe ich schon immer viel mit Technologien zu tun. Normalerweise müsste man das Online Banking oder Mobile Banking einer Bank oder diverse Tools, die von Banken ja auch schon immer eingesetzt werden ja auch als Fintech bezeichnen.

Ansonsten hat sich das eigentlich mit meinem Blog entwickelt. Da sind die Inhalte immer stärker in Richtung Technologie gegangen. Als ich 2006 mit meinem Blog begonnen habe, musste ich die Fintech Ideen noch suchen und wurde dabei vor allem im Auslang fündig. Inzwischen ist das aber vollkommen anders. Auf der finovate in London, die ich seit einigen Jahren und auch auf vielen anderen Veranstaltungen in Deutschland trifft man immer wieder spannende Menschen mit spannenden FIntech Ideen. 

Deine Favoriten und die Gründe bei der Wahl?

Mein Favoriten sind kreditech, Yacuna und easyfolio. Wenn ich ehrlich bin wäre nur kreditech in meine Top 3 gekommen, wenn die Auswahl im Vorfeld durch die Publikumsentscheidung nicht bereits definiert wurden wäre. Kreditech siegt bei mir, weil es sich um eine Lösung handelt, die einerseits von Banken nicht so schnell kopiert werden kann, die von diesen aber sicherlich irgendwann einmal begehrt werden wird. Hinzu kommt, dass die Technologie viele weitere Produkte zulässt. Man bewegt sich in einem internationalen Markt und löst ein wirkliches Kundenproblem. Die Erfahrungen in den emerging Banking Markets werden in einigen Jahren auch nützlich sein, wenn man möglicherweise auch in Deutschland mit solchen Angeboten landen kann. In den internationalen Märkten steckt zudem großes Wachstumspotential, dass man in Deutschland in der Regel – zumal bei der sehr konservativen Deutschen Verbraucherschaft- nicht findet

Das Gründerteam trifft die richtigen Entscheidungen und hat auch aus negativen Erfahrungen schnell gelernt.

Yacuna habe ich gewählt, weil es das einzige Unternehmen unter den Top Ten war, welches sich mit Crypto Currencies beschäftigt und es zudem schafft bitcoin & Co einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Ansonsten muss ich zugeben, dass ich bisher wenig über das Gründerteam und das Unternehmen selber weiß. Bitcoin wird sicherlich aber weiterhin ein zu beachtender wirklich disruptiver Trend in der Finanzwelt sein. Die Blockchain ermöglicht ja viele spannende Anwendungsfälle, von denen wir uns einige heute noch gar nicht vorstellen können. Die auch politische Brisanz, die durch Crypto Currencies erzeugt wird, macht es Unternehmen in diesem Umfeld damit aber auch nicht leicht.

Easyfolio kommt eigentlich sehr unspektakulär daher, dass macht es aber so extrem spannend. Darüber hinaus hat das Unternehmen ein funktionierendes Geschäftsmodell und vernünftige Wachstumszahlen. Auch das Gründerteam weiß absolut zu überzeugen und ist sicherlich in der konservativen deutschen Bankenwelt bereits gut etabliert, was es sicherlich leichter macht.

Was erwartest Du im Jahr 2015 im Bereich FinTech?

Ich denke es wird ein ähnlich spannendes und noch wachstumsstärkeres Jahr wie 2014. Die Investitionen in fintech Unternehmen werden auch in Deutschland steigen. Die Banken werden aktiver werden und versuchen eigene Inkubatoren aufzubauen. Momentan sieht das ja bei einigen noch sehr aktionistisch aus. Wir werden auch mehr Kooperationen erleben. Spannend wird es sein, welches der großen Online Unternehmen weitere Schritte in Richtung fintech geht. Was wird aus Apple Pay? Was macht Paypal? Was machen google, Amazon, Facebook, Alibaba und Co.?

Über welches FinTech-Modell wüsstest Du gern noch mehr?

Also grundsätzlich bin ich sehr an Crypto Currencies und blockchain interessiert. Aus Sicht des Mitarbeiters eines Unternehmens, die auf Filialen setzen, interessiert mich das Them „cognitive computing“. Werden Produkte wie Watson oder Projekte wie „Deep Mind“ von google – und viele andere IT Unternehmen arbeiten ja auch an solchen Themen – die persönliche Beratung und damit die Filialen überflüssig machen? 

Wer sind deine internationalen FinTech „stars“?

Da habe ich vor kurzem eine Folie auf Slideshare hochgeladen:

http://de.slideshare.net/bobtod/24-fakten-2014-war-ein-gutes-jahr-fr-fintech

Da sind übrigens auch meine deutschen Top 10 drin. 

Ich habe sie aber nur als meine Favoriten bezeichnet, da ich manchmal Fintech Unternehmen einfach nur gut oder sympathisch finde, weil sie einer Vision folgen und wirklich etwas verändern möchten. Also etwas besser, gerechter, einfacher oder sozialer machen möchten.

Ripple, Fidortec, Robinhood, Holvi, Wealthfront, Kash, Square, Transferwise, Kreditech und Case. Mit Fidortec und Kreditech sind zwei deutsche Unternehmen dabei, da ich diese Unternehmen auch für international bedeutsam halte

Was unterscheidet FinTech von anderen Tech-Bereichen?

Mit Sicherheit die regulatorischen Anforderungen. Viele Dinge sind zwar technisch möglich aber regulatorisch nicht erlaubt. Dann kommt dazu, dass die Regulatorik sich von Land zu Land unterscheidet und manche Staaten fintech Unternehmen durch mehr Regulatorik bremsen, während andere Staaten in fintech eine Lösung sehen,  die Finanzbranche zu erneuern und von etabierten Playern unabhängiger zu werden.

Hinzu kommt, dass in der fintech Branche erheblicher Innovations- und Verbesserungsbedarf besteht. Kunden können hier sehr profitieren. Auf der anderen Seite nehmen die Kunden die neuen Angebote aber oft sehr spät erst wahr oder lehnen sie wegen Sicherheitsbedenken ab. Das ist ein wenig schizophren, wenn man auf der anderen Seite sieht, dass viele Bankkunden durchaus auch mit ihrer Bank und deren Produkten nicht mehr zufrieden sind. Sie möchten neue Angebote, trauen sich aber nicht – teilweise auch weil sie durch Politik und negativ Marketing davon abgehalten werden – die neuen Angebote wahrzunehmen

Werden Retailbanken in der Form von heute im Jahr 2020 noch da sein?

Mit Prognosen ist das so eine Sache. 2020 ist ja schon in 5 Jahren. Sie werden dann wohl noch da sein. Aber ab 2020 wird es dann meiner Meinung nach recht schnell gehen. Gerade die Banken mit vielen Filialen, alten IT Systemen und dadurch hohen Kosten werden in den nächsten Jahren Probleme bekommen. Filialschließungen und Fusionen werden dann zunächst einmal die Folge sein. Auf der anderen Seite wird man selber versuchen mehr auf IT zu setzen und den Digitalisierungsprozeß in Gang bringen. Die Zahl der Retail Banken wird dramatisch abnehmen. 

Erleben wir eine Revolution im Zahlungsverkehr durch die Bitcoin-Technologie / Blogchain etc?

Die Frage lässt sich fast noch schwerer beantworten. Hier geht es ja auch um Politik. Technologisch ist die Frage deutlich mit „Ja“ zu beantworten. Wie Unternehmen, Statten, Regulierungsbehörden und Lobbyisten reagieren werden, muss man aber erst mal abwarten. Vieles spricht aber dafür, dass wir sehr deutliche Veränderungen im Zahlungsverkehr sehen werden. In der Blockchain Technologie steckt vielleicht größeres Potential als im Internet selber. Wenn man sieht wie Investoren gerade sehr viel Geld in diese Bereiche stecken, dann erinnert das sehr an den Beginn des Internetzeitalters. Und die Möglichkeiten gehen ja weit über Zahlungsverkehr hinaus.

Wo trifft man dich im Jahr 2015?

Auf der finovate in London, auf den Veranstaltungen des Fintech Forums Dach, auf der Exeq/io, auf dem genobarcamp der Volksbanken Raiffeisenbanken, sicherlich auf dem ein oder anderen Vortrag und einigen kleineren Veranstaltungen. Immer im Internet und alle 2 Wochen auf der Südtribünde des 1 FC Köln.


Die weiteren Interviews:

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Autor

  • André M. Bajorat ist seit fast 30 Jahren in der deutschen Digitalwirtschaft zu Hause. Über die Stationen SK Online, Star Finanz, giropay und Number Four kam er 2012 als Business Angel zu figo. Das Unternehmen führte er von 2014 bis September 2019 als CEO von einer b2c App zu einem von der BaFin regulierten Banking as a Service Provider. Seit 2020 ist er Teil des deutsche Bank Konzerns und seit Mitte 2022 Managing Director bei einem deutschen Assetmanager. Er ist zudem Gründer und Herausgeber des erfolgreichen Branchen-Portals paymentandbanking.com, Podcaster, Investor (figo, Finleap, Loanlink, Sparkdata, Weddyplace, nufin, portify, moss, compa, brygge, embeddedcapital, PlanetA, Naro), Mitglied im Digital Finance Forum des Bundesfinanzministeriums, aktives Mitglied im Bitkom, Herausgeber des Buches “Köpfe der digitalen Finanzwelt” und international gefragter Speaker. Inhaltliche Schwerpunkte sind Banking, Payment, FinTech, API-Banking, digital Assets und Crypto. Außerdem ist er Mit-Initiator und Ausrichter der Wahl zum „FinTech des Jahres” sowie der Eventreihen Bankathon, Payment Exchange, Banking Exchange und Transactions.io.

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