Hedi Krüger von Mastercard spricht darüber, wie sie mit einem Chemie-Master zum Payment kam und warum Fintechs der Innovationsmotor der Branche sind.
Hedi Krüger ist Director Digital Partnerships Europe bei Mastercard und gestaltet gemeinsam mit führenden Technologieunternehmen die Zukunft des Zahlungsverkehrs in Europa. Ihre Leidenschaft sind nahtlose und sichere Zahlungserlebnisse, die den E-Commerce zugänglicher und personalisierter machen. Im Interview spricht sie über ihre Reise von der Chemie in die Finanzwelt, ihre Vision für den Payment-Bereich und die kleinen Helfer, die sie im Alltag inspirieren.
Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Hedi und verantworte Partnerschaften zwischen führenden internationalen digitalen Händlern und Mastercard in der europäischen Region. Gemeinsam mit großartigen Teams und renommierten Konsummarken gestalte ich die Zukunft des Zahlungsverkehrs.
Wie viel Kohle hast Du gerade im Portemonnaie?
20 Euro Bargeld, sonst nur Karten und die in digitaler Form auf meinem iPhone.
Wie bist Du im Payment & Banking-Sektor gelandet?
Das geschah plötzlich und unerwartet! Nach meinem Chemie-Master war mir klar, dass ich keine wissenschaftliche, sondern eine wirtschaftliche Laufbahn einschlagen wollte. Nach einem BWL-Master landete ich in der Strategieberatung, wo ich meist mit Banken und Versicherern zu tun hatte. Obwohl das weit von Chemie oder der Biotech-Branche entfernt war, fand ich es spannend. Payments dagegen hatte ich damals gar nicht auf dem Schirm.
Als ich jedoch die Möglichkeit erhielt, zur Beratungssparte von Mastercard zu wechseln, war das völlig neu für mich – aber der perfekte Start in die Welt des Zahlungsverkehrs. Heute bin ich sehr froh darüber, denn die Branche entwickelt sich mit rasantem Tempo. Das verändert, wie wir alle wirtschaften, einkaufen und letztendlich leben.
Wie möchtest Du den Payment & Banking-Bereich verändern?
Ich gestalte Zahlungserfahrungen, die nahtloser und mit einer höheren Conversion verbunden sind – dabei jedoch nicht auf Kosten der Sicherheit gehen: Etwa Technologien wie (FIDO-) Passkeys oder Lösungen, die die Eingabe von Zahlungsdaten vereinfachen. Besonders spannend finde ich Technologien, die bei der ersten Interaktion personalisierte Inhalte anzeigen – von der Produktauswahl bis hin zu den angebotenen Zahlungsverfahren im Checkout.
Im Hintergrund können wir prüfen, ob es sich um einen echten Nutzer handelt. Dabei müssen viele Faktoren zusammenspielen, um die optimale Balance zwischen Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Betrugsprävention zu erreichen. Besonders um Zahlungen für ältere Menschen oder auch Minderjährige zugänglicher und sicherer zu machen. Hier gibt es noch einiges zu tun.
Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?
Weder noch. Sie sind der Innovationsmotor innerhalb des Finanzsektors und hinterfragen etablierte Prozesse, treiben technologische Entwicklungen voran und setzen neue Maßstäbe bei Nutzerfreundlichkeit und Effizienz. Ihre Stärke liegt darin, flexibel und agil auf Kundenbedürfnisse zu reagieren, wodurch sie traditionelle Finanzinstitute unter Zugzwang setzen.
Doch anstatt die Branche zu revolutionieren, existieren sie neben den etablierten Unternehmen und arbeiten teilweise eng mit Banken und Zahlungsdienstleistern zusammen, um gemeinsam Innovationen voranzutreiben. Die wahre „Revolution“ ist die Transformation des Ökosystems durch gestärkten Wettbewerb, Kooperationen, neue Technologien und die stetige Weiterentwicklung von Dienstleistungen. Für mich sind sie nicht mehr wegzudenken.
Wenn Du Finanzminister*in wärst, was würdest Du sofort ändern?
Eine spannende Frage, besonders vor dem aktuellen Hintergrund.
Ich würde die Aktienrente (Generationenkapital) sofort einführen, um die Altersvorsorge langfristig zu stärken. Zudem halte ich einen zeitlich begrenzten, niedrigeren Einkommenssteuersatz für ausländische Fachkräfte, wie in Dänemark, für sinnvoll. So würde Deutschland für internationale Talente wieder attraktiver – das könnte unsere Wettbewerbsfähigkeit auch im Payment & Banking Sektor steigern.
Darüber hinaus würde ich das Hessengeld auf Bundesebene ausweiten, das Erstkäufer von Immobilien durch eine Reduktion der Grunderwerbssteuer unterstützt. Angesichts gestiegener Bau- und Kaufnebenkosten ist dies ein wichtiger Hebel, um mehr Menschen den Zugang zu Wohneigentum zu ermöglichen. Dies könnte auch das Angebot wieder etwas ankurbeln.
Werden wir persönlich: Was machst Du in Deiner Freizeit – und sag´ jetzt nicht „Lesen und Freunde treffen”.
In meiner Freizeit experimentiere ich gerne in der Küche. YouTube ist meine Hauptquelle für Rezepte, aber mittlerweile frage ich auch oft ChatGPT um Rat – kein Scherz. Wenn ich nur ein paar Zutaten da habe und nicht weiß, was ich damit machen soll, kommen so oft kreative Rezepte zustande. Die Supermarktkette Albert Heijn aus den Niederlanden hat dies sogar als Gen-AI App-Feature „Scan & Kook“ eingeführt.
Als Gegengewicht dazu mache ich seit zehn Jahren leidenschaftlich gerne Pilates und mache im Alltag inzwischen regelmäßiges Training mit Gewichten. Außerdem wage ich mich erneut daran, Spanisch zu lernen. Ich habe Verwandte in der Dominikanischen Republik und möchte endlich auch neben Englisch in ihrer Muttersprache mit ihnen sprechen können. Preply und Duolingo sind seit einiger Zeit Teil meiner Tagesroutine.
Wie bezahlst Du an der Supermarktkasse?
Ich wechsle zwischen dem kontaktlosen Tapping meiner Mastercard und der Apple Pay Wallet. Was ich nutze, hängt davon ab, was gerade schneller oder praktischer erscheint. Beide Optionen sind für mich unkompliziert und effizient.
Welche Finanz-Apps sind Deine drei beliebtesten? (Info für Interviewpartner*in: Bitte nicht nur die eigene Firma vorschieben.)
Finanzguru ist die erste Personal Finance Management-App, die mich wirklich überzeugt hat. Man kann Konten einfach hinzufügen, auch wenn einige Institute oder Depotbanken aktuell nur manuell ein Update liefern. Die App hilft mir, meine tatsächlichen Ausgaben im Blick zu behalten und meine Budgetplanung gezielt zu optimieren.
Ein weiterer Favorit ist Splitwise, eine App, die ich seit Jahren regelmäßig nutze. Früher vor allem für Kostenteilungen bei gemeinsamen Urlauben mit Freunden, heute auch im Haushalt oder zwischen Angehörigen. Es schafft eine klare Transparenz für alle Beteiligten.Zudem deckt die Banking-App der Deutschen Bank zuverlässig alle Basisfunktionen ab. Für komplexere Angelegenheiten nutze ich das Online-Banking am Desktop, aber für den Alltag bietet die App alles, was ich brauche.