Im akutellen FinTech Podcast #217 sprechen Rafael und Jochen über xPay. xPay ist der vom Handelsblatt geleakte erneute Versuch deutscher Banken und Sparkassen Relevanz im digitalen Zahlungsverkehr zu erhalten. Offensichtlich sollen alle bestehenden, hiesigen digitalen Zahlverfahren, also Paydirekt, Giropay, Kwitt, Girocard Online zu einem neuen „x“-Pay verschmolzen werden. Gleich zu Anfang stellte sich die Frage für was das „x“ steht und wie man es ausspricht. x-Pay als der x-te Versuch der deutschen Banken und Sparkassen? X als „Cross“-Pay für die Überwindung der Grenzen online und offline? Oder römisch X als der 10. und letzte Versuch der Kreditinstitute?
Was sind die Treiber und was wissen wir bis heute
- Leak im Handeslblatt → x-Pay könnte Paydirekt ablösen
- Druck von Bundesbank und EZB in Reden und Monatsberichten zu einer europäischen Lösung
- Druck vom BMF & Bundeskanzleramt zu einer europäischen Lösung
Welche bestehenden Zahlverfahren sind betroffen und wie ist denn die Traktion bisher?
- Giropay – Niedriger einstelliger %ualer Marktanteil (wohl knapp halb so groß wie Sofort). Ergo zu klein für den Anspruch deutscher Banken und Sparkassen, aber zu groß, als daß sich jemand traut es zu töten, angesichts des Wachstums und jährlichen schönen Provisionsausschüttungen an Banken und Sparkassen. Alle anderen digitalen kreditwirtschaftlichen Paymentinitiativen seit dem Giropay-Launch Mitte der 2000er sind krachend gescheitert oder haben bislang nur Geld verbrannt. Durch die PSD2 ist Giropay sogar noch für neue Überraschungen gut. Sie könnten ggfs. ihre Bank-Akzeptanzlücke schließen – national und international!
- Paydirekt: Alles gesagt und geschrieben, zu spät gekommen und nie ein wettbewerbsfähiges Produkt vs. PayPal auf den Markt gebracht. Unteridische Execution zum Start verbunden mit schnellen Managementwechseln sowohl bei Paydirekt als auch bei der GIZS, der Paydirekt-Vermarktungsgesellschaft der Sparkassen. Die Konsequenz der aktuellen Berichterstattung ist identisch wie Vaporware in der Unterhaltungsindustrie: Wenn ich weiß, daß demnächst etwas Besseres kommt, stelle ich Kaufententscheidung des alten Produktes zurück. Das Paydirekt-Team kann einem leidtun angesichts dieser Störfeuer der geleakten Informationen über die Schritte seiner Gesellschafter. Wer solche Gesellschafter hat, der braucht keine ….
- Kwitt: Hoffnungsvoll gestartet und wohl auf dem richtigen Weg, nachdem deutsche Banken und Sparkassen sich lange massiv selbst im Weg standen und im Netzwerkmarkt P2P jeder sein eigenes inkompatibles Süppchen kochte. Die Privatbanken setzten auf die P2P-Funktion bei Paydirekt, Sparkassen auf Kwitt, VR-Banken auf „Geldsenden & Empfangen“. Andere VR-Banken schwenkten aus und bevorzugten eine Partnerschaft mit dem (inzwischen eingestellten FinTech-StartUp) Lendstar. Die DKB partnerte mit Cringle und übernahm das Team nach dessen Insolvenz in die DKB Factory. Ein einheitliches Vorgehen sah anders aus und PayPal P2P gewann Marktanteile noch und nöcher. Heute scheint das zumindest zwischen Sparkassen und VR-Banken harmonisierte Kwitt zu laufen, wie übrigens TWINT nun in der Schweiz auch. Ebenfalls dort liegt der Erfolg im P2P begründet, wenn es weiter ehr mau als Mobile Payment genutzt wird.
- Girocard online/in-app: Xmal angekündigt (kommt da das „x“ von x-Pay her?) in verschiedenen Formen. Aus dem Evergreen „Ankündigungsweltmeister“ wurde bislang nie ein Marktgang. So auch bei der letzten Ankündigung bei der Profitcard im Frühjahr. Noch in diesem Jahr wolle man starten, hieß es damals. Dabei wären 0,2% Fees online eine ECHTE Kampfansage gewesen. Was man hört ist der Plan wieder das x-te Mal intern abgesägt worden. Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?
- Bluecode: Es gab letztes Jahr viel Buzz und Aktivität von der Sparkassenseite mit ersten Leuchtturmhändlern wie Kaufhof, Globus, Oktoberfest Wiesn. Mittlerweile ist es wieder gefühlt etwas ruhiger geworden. Spielt BlueCode in den x-Pay Überlegungen eine Rolle?
X-Pay ist die letzte Chance für deutsche Banken und Sparkassen im digitalen Payment. Die Uhr steht schon auf 5 nach 12. Mit Libra kommt schon ein neues Biest um die Ecke und die deutsche Verhandlungsposition auf europäischer Ebene ist auch nicht sonderlich gut.
POS Top, Online Flop… Niederländer, Skandinavier, Franzosen sind online längst Lichtjahre weiter als unsere hiesige Kreditwirtschaft und werden sich kaum auf marktunbewiesene deutsche Verfahrensüberlegungen einlassen. Müssen deutsche Banken und Sparkassen gar eine am Markt erfolgreichere, gar ausländische Lösung lizensieren? Der Weg zu einem europäischen Payment-Champion geht sicherlich nur über einen nationalen Payment-Champion. Der aktuelle deutsche nationale Online-Payment-Champion gehört aber einer Bank in Luxembourg und heißt PayPal. Denkbar schlechte Karten für deutsche Banken und Sparkassen auf europäischem Parkett.
Und hier noch eine wohlweisende Leseempfehlung:
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