Der ePerso revolutioniert die Identifizierung: Sparkassen nutzen ihn nun eigenständig. Doch wie wirkt sich das auf die finanzielle Inklusion aus? Chancen, Risiken und Alternativen im Überblick.
Von Clas Beese – freier Journalist und Content Creator für Fintech
Vor kurzem stand ich vor einer vermeintlich simplen Aufgabe: der Ummeldung meiner Adresse. Wegen einer falschen Pin und einer fehlerhaften Weiterleitung der Ausweis-App entwickelte sich daraus jedoch ein digitaler Spießrutenlauf. Zwei Hotlines und ein Behördentermin später stellte sich heraus, dass der Safari-Browser auf meinem iPhone das Problem war. Diese Erfahrung zeigt exemplarisch, wie technische Details zu großen Hindernissen werden können – selbst bei standardisierten Systemen.
Dieser Frust wirft eine wichtige Frage auf: Wie kann der ePerso die finanzielle Inklusion in Deutschland fördern, und welche Herausforderungen sind damit verbunden?
Hintergrund: Der ePerso und die Sparkassen
Seit kurzem dürfen Sparkassen ihre Kunden direkt mit dem ePerso verifizieren. Diese Entwicklung wurde durch die Zertifizierung der Finanz Informatik durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ermöglicht. Bislang waren Drittanbieter wie ID-Dienstleister notwendig – dieser Zwischenschritt entfällt nun, wodurch der Prozess effizienter werden soll. Für Kund:innen bedeutet dies potenziell schnellere und einfachere Identifizierungen. Dieses Thema war unsere Coverstory im letzten Podcast ‚Digital Banking News | Ein Format von Plaudertaschen‚, in dem Pavlina „Polly“ Popolova und ich die Auswirkungen dieser Neuerung besprochen haben.
Vorteile für die finanzielle Inklusion
Der ePerso hat das Potenzial, Barrieren abzubauen und die finanzielle Inklusion voranzutreiben:
- Erleichterter Zugang zu Finanzdienstleistungen: Menschen, die bisher Schwierigkeiten hatten, sich zu identifizieren, profitieren von der digitalen Verfügbarkeit des ePersos. Dies könnte insbesondere in ländlichen Gebieten oder für mobilitätseingeschränkte Personen ein Vorteil sein.
- Kosteneffizienz: Automatisierte Prozesse reduzieren die Kosten für Finanzdienstleister. Diese Ersparnisse könnten und sollten an Kund:innen weitergegeben werden, was den Zugang zu Dienstleistungen erleichtert.
- Flexibilität: Finanzielle Inklusion umfasst heute nicht nur ein Basiskonto, sondern auch den Zugang zu einer Vielzahl von Finanz-Apps. Schnelle und kostengünstige Identifizierungen sind hier entscheidend.
Risiken und Herausforderungen
Trotz der Vorteile bleiben erhebliche Herausforderungen:
- Technische Barrieren: Wie meine eigene Erfahrung zeigt, können technische Hürden viele Nutzer:innen davon abhalten, den ePerso effektiv zu nutzen.
- Mangelnde Benutzerfreundlichkeit: Unklare Anleitungen und komplizierte Prozesse schrecken potenzielle Nutzer:innen ab.
- Datenschutzbedenken: Der Umgang mit sensiblen Daten kann bei vielen Menschen zu Misstrauen führen.
- Henne-Ei-Problem: Die geringe Nutzung des ePersos führt zu einem Mangel an Akzeptanzstellen, was wiederum die Attraktivität des Systems für Bürger:innen verringert.
Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung?
Der ePerso ist ein wichtiger Schritt, um Finanzdienstleistungen effizienter und inklusiver zu gestalten. Dennoch bleibt viel zu tun, um ihn zu einem Erfolgsmodell zu machen. Behörden müssen Hürden abbauen und die Nutzung fördern.
Ein zentraler Punkt ist die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft: Akzeptanzstellen müssen ausgeweitet werden, und die Benutzerfreundlichkeit sollte im Fokus stehen.
Mein Vorschlag ist es, für den ePerso eine öffentliche-rechtliche ambidextrische Organisation zu schaffen, die darauf abzielt, zwei unterschiedliche Ziele gleichzeitig effektiv zu verfolgen: Sicherheit und Datenschutz auf der einen Seite sowie Benutzerfreundlichkeit und wirtschaftliche Akzeptanz auf der anderen.
Die Entscheidung der Sparkassen, den ePerso direkt zu nutzen, ist ein vielversprechender Schritt – doch nur eine von vielen Maßnahmen, die erforderlich sind, um den ePerso als Werkzeug für finanzielle Inklusion wirklich erfolgreich zu machen.