Das britische Fintech will mehr sein als eine reine Banking-App und startet nach der eSim im vergangenen Jahr nun auch ein vollwertiges Mobilfunkangebot. Langfristig sind die Pläne noch größer.
Banking und Mobilfunk haben eigentlich herzlich wenig miteinander zu tun. Traditionell sind es zwei sehr unterschiedliche Branchen: Die Telekom bietet keine Konten an, die Sparkasse keine Prepaid-Karten.
So zumindest die langjährige Erfahrung: Denn längst sind die Grenzen aufgeweicht, vor allem vonseiten der Finanzunternehmen. Wie Payment & Banking vergangenes Jahr bereits analysierte, stoßen vermehrt Fintechs in den Mobilfunkbereich vor, darunter Revolut und Bling. Der Grund: Dank eSim kann man auch ohne eigene Sim-Karten Tarife anbieten.
Bisher wickelten die Fintechs diese Angebote aber über Kooperationspartner ab, Revolut über den eSim-Dienstleister 1Global, Bling über die Deutsche Telekom. Die Geschäftslogik hinter dem Angebot war meist: zusätzliches Angebot schaffen ohne großen Mehraufwand.
Die Briten von Revolut gehen jetzt aber einen Schritt weiter, wie sie vergangene Woche verkündeten. Im Laufe des Jahres will man ein vollwertiger Mobilfunk-Provider werden, zunächst in Großbritannien und Deutschland. Die angebotenen Tarife sollen Daten- und Telefonieflatrate beinhalten.
Wenig Details zum Revolut-Mobilfunk bekannt
Mit Details hält sich das Unternehmen bisher bedeckt. 12,50 Euro pro Monat soll der Revolut-Mobilfunkvertrag anfangs kosten, zweifelsohne ein Kampfpreis. Vergleichbare Tarife mit unbegrenztem Datenvolumen kosten aktuell meist eher das Doppelte. Viele technologische Details bleiben aber unklar, etwa die Frage, bei welchem Netzanbieter Revolut sein wird und ob es ein 4G- oder 5G-Netz sein wird. Wie gut der Tarif also am Ende sein wird, ist noch offen.
Klar ist, dass der vollwertige Mobilfunktarif deutlich mehr Aufwand für Revolut selbst bedeuten dürfte als bisher. Anscheinend lief es seit dem eSim-Start vergangenes Jahr so gut, dass man nun bereit ist, mehr Risiko auf dem Markt einzugehen. „Der enorme Erfolg unseres eSIM-Produkts hat bewiesen, dass mobile Angebote reif für eine Disruption sind“, erklärt der zuständige General Manager Hadi Nasrallah. Wie gut genau und welchen Marktanteil man sich verspricht: Dazu wollte Revolut sich auf Anfrage von PAB nicht äußern.
Was aber selbst bei den bisher spärlichen Informationen deutlich wird: Der Vorstoß fügt sich gut in die Unternehmensstrategie ein, mehr Angebote im Lifestyle- und Reisesegment anzubieten. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Revpoints-Programm, das hauseigene Bonusprogramm. Die Idee: Kund:innen sammeln diese Punkte jedes Mal, wenn sie mit der Revolut-Karte bezahlen. Je mehr die Nutzer:innen mit diesen Punkten kaufen können, desto attraktiver wird das Programm. Hotels und Ferienunterkünfte sind bereits dafür freigeschaltet, auch der Mobilfunk soll per Revpoint bezahlt werden können.
Mobilfunk ist nächster Schritt zur Super-App
All das zahlt auf das Ziel ein, das für CEO und Gründer Nikolai Storonsky schon lange im Vordergrund steht: Revolut zu einer Super-App für Finanzen auszubauen. Es ist ein Ziel, das sich fast alle großen Fintechs auf die Fahnen schreiben, darunter auch Klarna und Robinhood. Auch Paypals aktueller Vorstoß, eine eigene Wallet anzubieten, geht in diese Richtung, nicht zu vergessen – auf kleinerem Level – die Versuche von Trade Republic und N26, sich gegenseitig das Geschäft zu klauen.
Revolut ist im europäischen Vergleich schon recht weit, mit rund 50 Millionen Kunde:innen hat man auch eine ordentliche Reichweite. Allerdings ist das kein Vergleich zu den großen asiatischen Super-Apps wie Wechat oder Alipay, die jeweils deutlich über eine Milliarde Nutzer:innen und eine deutlich größere Marktdurchdringung in ihren Heimatmärkten haben.