Warum Trade Republic eine MiCAR-Lizenz braucht

Trade Republic erhält MiCAR-Lizenz und startet in den regulierten Krypto-Handel

Der Neobroker ist nun Besitzer einer Lizenz zum Handel mit Kryptowerten. Das ist zwar konsequent, doch der Kampf um Kund:innen in dem Bereich ist groß. 

Trade Republic hat es getan, und das ziemlich still und heimlich: Bereits seit dem 28. April hat der Neobroker laut der französischen Finanzmarktaufsicht AMF eine MiCAR-Lizenz. Großartig darüber informiert hat das Berliner Fintech aber nicht. Dabei hat es nun die Grundlage geschaffen, um beim Handel mit Kryptowerten auch in Zukunft mitzumischen – und nicht nur traurig von der Seitenlinie aus zuschauen zu müssen

MiCAR ist die Abkürzung für die Markets in Crypto-Asset Regulation, ein Regulierungsrahmen der Europäischen Union (EU) für Kryptowerte. Nur wer eine solche Lizenz hat, darf künftig noch den Handel mit Kryptowerten anbieten, sie verwahren, emittieren und das Staking betreiben. Und da Trade Republic sich inzwischen als „Vollbank“ sieht, gehört eine MiCAR-Lizenz zum Selbstverständnis des Fintechs ganz offenbar dazu.

Neobroker brauchen neue Geschäftsbereiche

Sich neue Geschäftsbereiche zu erschließen, ist für (ehemalige) Neobroker, wie berichtet, unerlässlich. Denn durch das kommende Verbot von Payment for Order Flow (PFOF) ist ihr zentrales Geschäftsmodell bedroht. Sie brauchen also neue Einnahmequellen. Nur, kann das ausgerechnet mit Krypto funktionieren? 

Es gibt bereits zahlreiche Anbieter, die den Handel mit Kryptowerten ermöglichen. 25 haben inzwischen eine MiCAR-Lizenz. Da wären etwa Bitpanda, Coinbase und Kraken. Trade Republic bringt zwar acht Millionen Kund:innen mit, doch sind die sicherlich nicht alle scharf darauf, mit Bitcoin und Co. zu handeln. Bei einem Krypto-Broker wie Bitpanda, den es bereits seit 2014 gibt und der nach eigenen Angaben gut sechs Millionen Nutzer:innen hat, dürfte das anders aussehen. 

MiCAR bietet viel Potenzial

Trade Republic lässt sich davon nicht abschrecken. Den Handel mit über 50 Kryptowährungen biete man derzeit an, so das Fintech. Dazu gehören auch Ethereum, Solana und XRP. Auf sie alle entfalle nur eine Fremdkostenpauschale von einem Euro. Das ist günstig. Wer bei Bitpanda zum Beispiel mit Bitcoin handeln möchte, zahlt derzeit einen Aufschlag von 0,99 Prozent. Für Kund:innen, die stets auf der Suche nach sehr geringen Gebühren sind, dürfte Trade Republic also recht attraktiv erscheinen. 

Mit der MiCAR-Lizenz kann sich der Neobroker zudem unabhängiger machen. Aktuell werden die Kryptowährungen bei Trade Republic noch vom Dienstleister Bitgo verwahrt. Trade Republic hat nun die Erlaubnis, das auch einfach selbst zu machen. Das könnte langfristig Kosten einsparen. 

Auch weitere neue Angebote sind nun möglich. Trade Republic könnte es seinen Kund:innen zum Beispiel ermöglichen, Kryptowerte untereinander zu tauschen und auf private Wallets zu übertragen. Aktuell ist das noch nicht möglich. Und so soll es erstmal bleiben, sagte ein Sprecher gegenüber der WirtschaftsWoche. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. 

Autor

  • Jan Schulte ist freier Journalist und Mitgründer des dreimaldrei Journalistenbüros. Er schreibt unter anderem für den Tagesspiegel Background Sustainable Finance, die ZEIT und die WirtschaftsWoche. An der Finanzbranche fasziniert ihn, dass inzwischen jeder angeblich Nachhaltigkeit schon immer in seiner DNA stehen hatte.

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